: Rüdiger Schnell
: Tod der Liebe durch Erfüllung der Liebe? Das paradoxe amoureux und die höfische Liebe
: Vandenhoeck& Ruprecht Unipress
: 9783847008323
: 1
: CHF 40.80
:
: Sprach- und Literaturwissenschaft
: German
: 163
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
Endet mit der geschlechtlichen Vereinigung die Liebe des Mannes zur zuvor leidenschaftlich begehrten weiblichen Person? Diese Frage hat jahrzehntelang die Forschung zum mittelalterlichen Minnesang und zur höfischen Liebe beschäftigt. Mit und nach Leo Spitzer (1944) galt es als ausgemacht, dass die Trobadors auf die ?Erfüllung? ihrer Liebe verzichtet hätten, um nicht das als süß empfundene Begehren nach dieser Erfüllung zu verlieren. So sei also die Liebe der Trobadors von einem Paradox bestimmt: die sexuelle Vereinigung zu begehren und zugleich auf sie zu verzichten. Die vorliegende Studie fragt, inwieweit diese These vom paradoxe amoureux angesichts der (späteren) Einsichten der Trobadorforschung über ?Aufführung?, Repräsentativität und Performativität noch Gültigkeit beanspruchen darf. Überdies wird die Vorstellung vom Tod der Liebe durch Erfüllung der Liebe in einen größeren Diskurshorizont gestellt. Does the love of a man for the previously passionately desired female person end with the sexual union? This question has for decades occupied the research on the medieval minnesong and on courtly love. With and after Leo Spitzer (1944) it was considered agreed that the troubadours renounced the fulfillment of their love so as not to lose their desire perceived as sweet. Thus the love of the troubadours would have been determined by a paradox: to desire the sexual union and to renounce it at the same time. The present study asks the question to what extent this thesis of the paradoxe amoureux may still claim validity considering the (later) insights of the troubadour research about recital, representativeness and performativity. Moreover the imagination of the death of love by fulfillment of love connected with the thesis of the paradoxe amoureux, will be placed in a larger discourse horizon. The middle ages cover a broad range of different views on the possible impacts of a sexual union on a love relationship. At the center of this study is therefore the relation of imputed psychic reality of life, discursive drafts and performative implications.

Prof. Dr. Rüdiger Schnell studierte Germanistik, Latinistik und Philosophie. Nach Lehrtätigkeiten in Groningen und Braunschweig war er von 1988 bis 2008 Ordinarius für Deutsche Philologie an der Universität Basel.
Title Page4
Copyright5
Table of Contents8
Body10
Vorwort10
Hinführung12
I Paradoxe amoureux: Was ist das?14
II Wo findet das Paradoxe amoureux statt?24
1. Individuell-lebensweltlich-biographische Ebene (der einzelne Minnesänger)24
2. Gruppenspezifisch-sozialpsychologische Ebene (Autoren und Auftraggeber)26
3. Diskursiv-konzeptionelle Ebene27
4. Performative Ebene36
III Paradoxe amoureux und literarische Gattung46
IV Tod der Liebe durch Liebeserfüllung?48
V Begehren trotz ‚Besitz? des begehrten Objekts?56
VI Streitgedichte und Minnekanzonen: Bedingungen der Liebeserfüllung62
VII Problematisierung der Begriffe ‚Besitz? und ‚Haben?94
VIII Hindernisse steigern die Attraktivität des Liebesobjekts102
IX Machtverlust durch Koitus? Liebesbeziehung vs. Ehebeziehung110
1. Konsequenzen des Koitus für eine Liebesbeziehung111
2. Konsequenzen des ehelichen Koitus113
3. Differenzen zwischen Liebes- und Ehebeziehung114
4. Angleichung der Machtverhältnisse in Liebes- und Ehebeziehung115
5. Resümee125
X Dichten als Gegenstand des Singens über Liebe130
XI Schlussfolgerungen138
XII Literaturverzeichnis144
XIII Autoren- und Werkverzeichnis162