1. KAPITEL
„Was soll das heißen, du kündigst?“ David „Mac“ McCallum starrte seine Assistentin kopfschüttelnd an. „Soll das ein Witz sein?“
„Keineswegs. Es ist mein voller Ernst“, gab Andrea Beaumont scharf zurück.
Das ist nicht zu übersehen, dachte Mac. Und es gefiel ihm überhaupt nicht. Wenn Andi sonst in sein Büro kam, ging es meist um irgendetwas, was die Firma betraf. Um einen Telefonanruf, die nächste Sitzung, eine Idee, wie die Büroarbeit oder auch sein persönliches Leben besser zu organisieren wären.
Aber momentan sprühten Andreas sonst so sanfte graue Augen vor Zorn, und da musste er auf der Hut sein. Von seiner jüngeren Schwester hatte er gelernt, dass Frauen unberechenbar sein konnten. Violet war sehr temperamentvoll, und Mac wusste, dass es besser war, einer Frau aus dem Weg zu gehen, wenn sie dieses Glitzern in den Augen hatte. Aber Andi, seine ruhige und beherrschte Assistentin? Nie hätte er es für möglich gehalten, dass auch sie zu diesen Frauen gehörte.
Dabei sah sie aus wie immer, gut gekleidet und … ja, auch sehr hübsch. Die Junisonne schien durch das große Bürofenster und tauchte Andrea in einen goldenen Schimmer. Ihr dunkelbraunes langes Haar fiel ihr glänzend über die Schultern. Der hellblaue Blazer saß korrekt wie immer über einer weißen Bluse. Dazu trug sie enge dunkelblaue Jeans und schwarze Stiefel. Immer noch hielt sie die grauen Augen fest auf ihn gerichtet, die vollen Lippen entschlossen aufeinandergepresst.
Mac ließ sich in seinen Chefsessel zurückfallen und runzelte die Stirn. Es sah ganz so aus, als müsse er sich mit ihr auseinandersetzen. Denn es war ihr ernst mit der Kündigung, das war ihm klar. Ebenso klar war ihm auch, dass er es sich nicht leisten konnte, sie zu verlieren. Er war doch nicht verrückt und ließ die Frau gehen, dieMcCallum Energy genauso gut kannte wie er.
Seit sechs Jahren war Andrea seine rechte Hand, und es war unvorstellbar, ohne sie zurechtzukommen. Sie war intelligent und erledigte alle anfallenden Arbeiten absolut zuverlässig, ohne dass er irgendetwas überprüfen musste. Er sagte, was anlag, und sie erledigte es. Probleme erkannte sie schnell und hatte meist auch eine Lösung zur Hand.
Normalerweise setzte sie das, was sie wollte, auf diplomatischem Wege durch. Aber wenn das nicht funktionierte, konnte sie eiskalt reagieren und den Widersacher mit kühler Effizienz einschüchtern, sodass der den Schwanz einzog und sie das erreichte, was sie sich vorgenommen hatte. Mac hatte sie ein paarmal dabei beobachtet, und zwar immer mit großem Vergnügen. Aber nun selbst mit frostigen Blicken gemustert zu werden, war weniger angenehm.
„Bitte, setz dich doch.“ Er wies auf den Stuhl, der seinem Schreibtisch gegenüberstand. „Und sag mir, warum du so wütend bist.“
„Ich will mich nicht setzen. Und du brauchst gar nicht zu versuchen, mich zu besänftigen.“
Wieder schüttelte er ratlos den Kopf. „Was willst du denn dann?“
„Das habe ich dir doch schon gesagt. Ich kündige.“
„Aber warum, um Himmels willen?“
Sie riss die Augen auf, als könne sie nicht begreifen, dass er so etwas überhaupt noch fragen musste. Doch Mac hatte keine Ahnung, was in sie gefahren war. Seiner Meinung nach lief alles fantastisch. Erst gestern hatten sie den Vertrag mit Dona