: Jürgen Link
: Normale Krisen? Normalismus und die Krise der Gegenwart
: Konstanz University Press
: 9783835397088
: 1
: CHF 16.20
:
: Philosophie
: German
: 245
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
'Wo der Verlust von Normalität beklagt wird, da läuten die Alarmglocken unserer modernen Kulturen am schrillsten.' In diesem Band wird die Theorie des Normalismus nicht nur als eine umfassende Archäologie unserer alltäglichen Normalität präsentiert. Er macht auch die Unwahrscheinlichkeit moderner Gesellschaften deutlich und damit die Gefahren greifbar, die sie derzeit bedrohen. Der Normalismus erweist sich als zentrale Regulierungsweise unserer sozialen Welt gerade in der aktuellen großen Krise. Der Finanz- und Wirtschaftssektor infiziert das Soziale, die Kultur und letztlich auch die Psychologie. Gezeigt wird das an einem prominenten Fall: Die 'populären' Bücher von Thilo Sarrazin betrachten die Krisen der Gegenwart durch die Brille einer alten Spielart des Normalismus und öffnen gerade damit einer neuen Spielart des Rassismus die Tür. Kritik der Krise aus der Perspektive des Normalismus wird daher zu einer dringenden theoretischen und politischen Aufgabe.
Umschlag1
Titel3
Impressum4
Inhalt5
I. Einleitung9
1. Alltäglich, doch rätselhaft: die Normalität9
2. Und jetzt sogar »das Ende der Normalität« (Gabor Steingart)?12
II. Der Begriff des Normalismus: Basale Voraussetzungen21
1. Notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung des Normalismus: die verdatete Gesellschaft21
Blick auf Sarrazin (1): erster Vorausblick22
2. Verdatung und Statistik24
3. Elektronische Verdatungsrevolution?27
4. Verdatung und Transparenz: Die Rolle der Medien28
5. Die Antwort auf das Problem des »exponentiellen« Wachstums in der westlichen Moderne heißt Normalismus31
6. Normalität nicht gleich Normativität und Normalisierung nicht gleich Ahndung eines Normverstoßes!32
7. Die Sonderstellung der Industrienorm (des Standards) im Normalismus34
III. Was ist Normalismus? Konturen eines Konzepts: Basiskurven, Kontinuitätsprinzip, Normalitätsgrenzen, Kurvenlandschaften und Rolle der Massenmedien39
1. »Linie«39
Blick auf Sarrazin (2)41
2. »Stress«43
3. Normalität nicht gleich biologische Stabilität46
4. Die beiden normalistischen Basiskurven (Normalverteilung und Normalwachstum) und die normalistische Kurven-Familie48
5. Normalismus und Spezialismus: Bildung spezieller Normalfelder, Ausklammerungen, normalistische Konkurrenzen56
6. »Ganz normaler Wahnsinn«, oder das Paradox der Normalitätsgrenzen58
7. Kontinuität, Diskontinuität und die Denormalisierungsangst62
8. Normalistische »Atomisierung« und Konkurrenz65
9. Die normalistische Kurvenlandschaft in den Massenmedien67
10. Die normalistische Kurvenlandschaft erklärt das Rätsel der »psychologischen Wirkung« von Daten81
11. Die Entstehung »normaler Persönlichkeiten«, oder die normalistische Subjektivierung83
12. Normalistische Alltage84
IV. Normalismus als Instrument der Regulierung: Denormalisierung und Normalisierung89
1. »Amerikanische« kontra »europäische« Normalisierung89
2. Symptome der Denormalisierung: normale Krise oder Krise mit Denormalisierung?90
3. Kein Normalismus ohne normalistische Prognostik92
Blick auf Sarrazin (3)94
4. Ein exemplarischer Fall: die mediale mythische Geschichte der Krise von 2007 ff .96
V. Zwei idealtypische Spielarten des Normalismus: Protonormalismus und flexibler Normalismus105
1. Das normalistische Kontinuitätsprinzip erlaubt zwei Strategien105
2. Der Protonormalismus und das Problem der Fassaden-Normalität110
3. Der flexible Normalismus, die Instabilität und Ambivalenz flexibler Normalitätsgrenzen und das Problem einer absoluten Normalitätsgrenze111
4. Der Sport als reales Modell einer normalistischen Kultur universeller Verpunktung (Ranking)115
5. Der Konflikt zwischen Protonormalismus und flexiblem Normalismus und seine Spiegelung in der Kollektivsymbolik117
6. Zwei Typen »normaler Persönlichkeiten« und »normaler Charaktere«119
Blick auf Sarrazin (4)120
7. Wiederkehr des Protonormalismus in der Krise?122
VI. Fu?nf exemplarische Kapitel aus der Geschichte des Normalismus125
1. Auguste Comte und das normalistische Kontinuitätsprinzip125
2. Adolphe Quételet und das Postulat sozialer Normalverteilungen129
3. Francis Galton, die differentielle Geburtenrate und die Eugenik131
Blick auf Sarrazin (5)141
4. Alfred Binet und der (flexible) Ur-IQ146
5. Der Neogaltonianismus in der Anglophonie und in Deutschland (einschließlich Sarrazin)150
6. Kulturwissenschaftliche Anmerkungen zum IQ157
VII. Fu?nf exemplarische Kapitel Normalismus von andauernder Aktualität, gerade auch in der Krise163
1. Demografie und Sex163
2. Soziale Profile166
3. Politische Profile169
4. »Leistung«172
5. Kindliche Entwicklung und »Bildung«174
Blick auf Sarrazin (6): Eine »unseriöse Wissenschaft« in der Zwickmu?hle, oder: Wie light ist die »deutsche Bell Curve light«?176
VIII. Flexibler Normalismus und Postmoderne181
1. Die »postmoderne Lage« und der Trend zur integriert-flexiblen Masse: »Pluralisierung« und »Individualisierung«181
2. Die Rolle der Kultur: Kollektivsymbolik der Flexibilität, Pop-Kultur, Internet184
3. Lackmustest Einwanderung: Globale Normalitätsklassen und »harte« Normalitätsklassengrenzen187
4. Mediale Simulation globaler Normalisierung193
5. Denormalisierungsangst vor der globalen Migration und die Funktion des Neorassismus195
IX. Die Krise von 2007ff. als Prozess multipler Denormalisierung199
1. Keine normale Krise: Andauernde und wachsende Diskontinuitäten199
2. Denormalisierung als »große Kontraktion« der normalistischen Zeitrhythmen206
3. Normalismus und Kapitalismus (mit einem Blick auf Marx)210
4. Die Analogie mit der Krise von 1929ff.: Normalität und Notstand, Normalisierungsdiktaturen, Ru?ckkehr notständischer Tendenzen?214
5. Wenn die Denormalisierung den Alltag erfasst: »Krisenlabor« Griechenland218
6. Welches »new normal«? Oder: Ist der flexible Normalismus noch zu retten?224
Blick auf Sarrazin (7), oder: Ein Manifest fu?r die Ru?ckkehr zum Protonormalismus230
X. Perspektiven jenseits des Normalismus?233
1. Der Doppelsinn von »Nachhaltigkeit«233
2. »Wille zum Wachstum«, »Wille zur Normalität« und »black box«: Zur Geschichtstheorie des Normalismus235
3. Über transnormalistische Alternativen238
Dank245