: Rolf Parr
: Die Fremde als Heimat Heimatkunst, Kolonialismus, Expeditionen
: Konstanz University Press
: 9783835397156
: 1
: CHF 22.70
:
: Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft
: German
: 250
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
'Heimat' ist ein Konstrukt, ein erinnertes Ideal, das im Hier und Jetzt nicht mehr eingelöst werden kann und daher als Utopie in die Zukunft projiziert wird. Wie aber sieht es aus, wenn dieses zeitliche Szenario von Heimat verräumlicht und statt in einer unbestimmten Zukunft in einer ganz konkreten Fremde eingelöst werden soll? Dann entstehen auf der Rückseite des Verhältnisses von Fremde und Heimat ebenso merk- wie denkwürdige Modellierungen von Heimat, die insbesondere in der Zeit zwischen 1880 und 1930 prägnant beobachtet werden können. Was im Mutterland nur noch Erinnerung an eine ferne Vergangenheit sein kann, soll in den Kolonien zeitgleich zurückgewonnen werden. Die rückwärtsgewandte Blickrichtung der Heimatkunstbewegung und die vorwärts gerichtete der kolonialen Utopie fallen hier tendenziell zusammen. Rolf Parr nimmt vor allem drei brisante Konstellationen diskursanalytisch in den Blick: erstens die Südafrika-Begeisterung deutscher Schriftsteller während der Burenkriege (1899 bis 1902). Sie geht einher mit der Idee einer nachgeholten Heimatkunst, in der Südafrika zu einer Art deutschem 'Adoptiv-Vaterland' wird. Zweitens untersucht Parr die koloniale Inbesitznahme von Fremde als Heimat, an der sich die deutsche Kolonialliteratur abarbeitet, und drittens die der Expeditionsreisen in der Zwischenkriegszeit mit ihrer symbolischen Inbesitznahme der Fremde für die Heimat. Letztere ist verknüpft mit einem Denkmodell von Erkundungen der Ferne bei anschließender Rückkehr zur Heimatbasis. Diese drei Modellierungen von Heimat - einer Heimatkunst 'out-of-area', einer Ver-Heimatung der Fremde im Sinne des Kolonialismus und schließlich das Explorations-Modell der Expeditionen - entstehen zwar nacheinander, sind aber spätestens seit den 1910er Jahren parallel zueinander anzutreffen und reichen mit ihren 'Ausläufern' bis hinein in die 1950er Jahre: Nun sind Heimat- und Expeditionsfilme zwei der wichtigen Genres im Kino der Nachkriegszeit.
Umschlag1
Titel3
Impressum4
Inhalt5
I. Konstellationen des Verhältnisses von Heimat und Fremde7
II. Heimatkunst: Das Su?dafrika der Buren als ›Adoptiv-Vaterland‹21
1. Historische Bezu?ge21
2. Der Faszinationskomplex ›Buren und Burenkriege‹27
3. Die Burenbegeisterung und das System der europäischen Nationalstereotype um 190042
3.1 Burische und deutsche ›Bodenhaftung‹52
3.2 ›Deutsche Innerlichkeit‹ revisited: Wilhelm Raabe84
3.3 Deutsch-niederländische ›Seebauern‹: August Julius Langbehn98
3.4 ›Ju?disches‹ England102
4. Kriegsmentalitäten 1870/71, 1900, 1914 und 1939108
III. Kolonialismus: Imperiale Verheimatung der Fremde133
1. An der Schnittstelle von Heimatkunst und Kolonialismus: Gustav Frenssens »Peter Moors Fahrt nach Su?dwest«133
1.1 Heimatkunst(ideologie) in Su?dafrika138
2. Exotistisch gefährdete Heimaten: Hans Grimms »Su?dafrikanische Novellen« (1913)144
2.1 Basiskonfiguration: Das ›Braune‹ zwischen ›Schwarzem‹ und ›Weißem‹ in »Dina«145
2.2 Koloniales versus exotistisches Begehren149
2.3 Dynamisierung der Konfiguration: »Wie Grete aufhörte ein Kind zu sein«153
3. Verlorene Heimaten155
3.1 Irritationen im System der Nationalstereotype164
IV. Expeditionen: Symbolische Inbesitznahmen der Fremde fu?r die Heimat169
1. Der Übergang von Kolonialismus zu Expeditionen nach 1918169
2. Modellfall ›Gunther Plu?schow‹: Vom »Flieger vonTsingtau« zum Expeditionsreisenden171
2.1 Bewegungen zwischen Heimat und Fremde173
2.2 Sport und Krieg179
2.3 Reiseschriftsteller und Expeditionsfilmer181
V. Ausblick: Heimatkonstrukte in den 1950er bis 1970er Jahren197
VI. Verzeichnisse201
1. Quellen201
1.1 Archivmaterial201
1.2 Gedruckte Quellen201
1.3 Filme und Fernsehsendungen218
2. Forschungsliteratur219
3. Nachweise der Erstdrucke230
VII. Zeittafel233
VIII. Personenregister243