: Lindsay Armstrong
: Bleib für immer
: Cora Verlag
: 9783733755508
: Digital Edition
: 1
: CHF 2.20
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 130
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Seit Olivia den attraktiven Ben bewusstlos auf ihrer Ranch gefunden hat, ist nichts mehr, wie es vorher war. Ihre Gedanken kreisen nur noch um diesen Mann, der teilweise sein Gedächtnis verloren hat. Ihre Herzen brennen lichterloh, doch es gelingt ihnen nicht, ihre Liebe zu genießen. Was soll werden, wenn Ben bereits gebunden ist?



<p>Lindsay Armstrong wurde in Südafrika geboren, und bis heute fasziniert sie der Kontinent sehr. Schon als kleines Mädchen wusste sie, was sie später machen wollte: Sie war entschlossen, Schriftstellerin zu werden, viel zu reisen und als Wildhüterin zu arbeiten. Letzteres ist ihr zwar nicht gelungen, aber noch immer ist sie von der Tierwelt Afrikas begeistert. Ihrem Vorsatz, viel zu reisen, ist sie treu geblieben - zunächst arbeitete sie in einem Reisebüro, später für eine Fluggesellschaft. Ihren Mann, der ursprünglich aus Neuseeland stammt, lernte Lindsay Armstrong kennen, als er auf dem Weg von Westafrika zurück nach Hause einen Zwischenstopp in Johannesburg machte. Zwar flog er zurück nach Neuseeland, kehrte aber ein paar Wochen später in die südafrikanische Hauptstadt zurück. Ein halbes Jahr später waren sie verheiratet. Drei ihrer fünf Kinder wurden in Südafrika geboren, eins in London und eins in Australien, wohin die Familie auswanderte. Doch erst als ihr jüngstes Kind in die Schule kam, entschloss Lindsay Armstrong, ihre eigene Karriere in Angriff zu nehmen - als Schriftstellerin! Und das ist ihr gelungen. Am glücklichsten ist sie, wenn sie gerade an einem Buch arbeitet, und dabei hat sie entdeckt, dass sie praktisch unter allen Bedingungen schreiben kann. Die Armstrongs führen ein sehr ereignisreiches Leben: Lindsay und ihr Mann haben Rennpferde trainiert, eine Farm bewirtschaftet und sechs Monate auf einem Boot gewohnt, mit dem sie von der afrikanischen Goldküste bis zur Torresstaße zwischen Australien und Neuguinea hin und wieder zurück geschippert sind. Zur Zeit leben sie im australischen Queensland mit herrlichem Blick aufs Meer. Sie haben ihre Farm verkauft und schauen sich nach einem neuen Boot um. Nach wie vor reisen Lindsay und ihr Mann leidenschaftlich gern. In den letzten Jahren waren sie zwei Mal in Südafrika. Den Höhepunkt ihres Besuchs in der Serengeti bildete etwas, das Lindsay eigentlich niemals tun wollte: Sie fuhr in einem Heißluftballon. Als der Ballon abhob, versagten ihr beinahe die Nerven, aber im Nachhinein gibt sie gern zu, dass es ein unvergessliches Erlebnis war, wie sich bei Sonnenaufgang die Serengeti mit ihrer artenreichen Tierwelt zu ihren Füßen ausbreitete. Trotz ihrer Begeisterung für Afrika hat Lindsay Armstrong in Australien eine neue Heimat gefunden, in der sie sich sehr wohl fühlt. Sie liebt dieses weite Land und ist extra nach Sydney gereist, um die Schlussfeier der Olympischen Spiele 2000 zu besuchen. Und ...

1. KAPITEL

Olivia Lockhart strich sich die feuchten blonden Strähnen aus dem Gesicht und lüftete ihre rot-beige karierte Bluse, um sich ein wenig Abkühlung zu verschaffen. Sie saß auf einem Holm im Fütterungsunterstand – einer nach allen Seiten hin offenen Dachkonstruktion, an deren Wellblechbelag bereits der Zahn der Zeit genagt hatte. Vier Kinder standen um sie herum und hörten ihr aufmerksam zu. „Und deshalb“, sagte sie jetzt, „müssen wir ganz besonders vorsichtig …“

Sie verstummte unvermittelt und hob den Blick, da in diesem Augenblick noch zwei andere Kinder keuchend auf sie zugerannt kamen: ein Junge und ein Mädchen mit den gleichen roten Locken, dem gleichen sommersprossigen Gesicht und dem gleichen Zahnlückenlachen. Die beiden hatten außerdem den Ruf, Unheil magisch anzuziehen. Dieser Meinung waren zumindest die Bewohner der großen Rinderzuchtfarm im östlichen Australien. „Was habtihr denn schon wieder ausgefressen?“, fragte Olivia seufzend.

„Nichts! Zumindest nichts Schlimmes“, antwortete Ryan Whyte und verzog beleidigt das Gesicht, um sich dann Zustimmung heischend seiner Schwester Sonia zuzuwenden.

Das Mädchen nickte energisch. „Livvie …“

„Nicht jetzt, Sonia. Lass mich erst mal ausreden! Wir dürfen kein Wasser verschwen…“

„Livvie …“

„Sonia, tu einmal, was man dir sagt! Wo seid ihr überhaupt gewesen?“

„Unten auf der Pferdekoppel, und …“

„Ihr wisst doch, dass ihr da nicht allein hingehen sollt. Euer Vater wird sehr böse sein. Wo war ich stehen geblieben?“ Olivia blickte nachdenklich in die Gesichter der Kinder, denen sie gerade erklärte, warum es so wichtig war, sparsam mit dem Wasser umzugehen. Bei der munteren Schar handelte es sich ausnahmslos um Sprösslinge, deren Eltern auf der Farm lebten und arbeiteten. „Ach ja, bis es das nächste Mal regnet, müssen wirwirklich …“

„Livvie, wir haben einen Mann gefunden“, beharrte Sonia stur.

„Wir müssen wirklich aufpassen, dass wir kein Wasser verschwen…“

„Er ist tot!“, sagte Ryan.

Es dauerte einen Augenblick, bis sich Olivia der ganzen Tragweite dieser Worte bewusst wurde. Dann sprang sie vom Zaun und sagte warnend: „Wenn ihr das wieder erfunden habt!“

„Nein, Livvie, er liegt auf dem Boden und blutet. Außerdem bewegt er sich nicht mehr. Wir haben ihn mit einem Stock gepikst, aber es ist nichts passiert.“

„Er ist nicht tot“, stellte Olivia beruhigt fest, als sie neben dem Mann auf der staubigen Koppel kniete, während die Sonne erbarmungslos vom wolkenlosen Himmel auf sie herniederbrannte. „Aber er ist ohnmächtig. Er hat wohl einen heftigen Schlag auf den Kopf bekommen.“ Sie nahm eine Mullbinde aus dem Erste-Hilfe-Kasten, den sie mitgebracht hatte. „Wer, um alles in der Welt, ist das, Jack, und wie kommt er hierher?“

Jack Bentley, der Aufseher der Farm, schob den breitkrempigen Hut zurück und kratzte sich am Kopf. „Hab den Kerl noch nie im Leben gesehen. Aber wir bringen ihn besser zum Wohnhaus und verständigen die Ambulanz. Wie er hierher kommt, ist mir auch ein Rätsel. Ein herrenloses Pferd scheint hier jedenfalls nirgends zu sein.“ Er beschattete mit der Hand die Augen und ließ den Blick suchend über die weitläufige Koppel schweifen.

„Eigenartig, sehr eigenartig“, murmelte Olivia mehr zu sich selbst. Laut sagte sie: „Dann wollen wir mal. Ich nehme ihn bei den Füßen.“

Aber das war leichter gesagt als getan. Der Fremde war wenigstens einen Meter achtzig groß und entsprechend schwer. Obwohl sie so vorsichtig wie möglich mit ihm umgingen, gestaltete es sich schwierig, ihn auf die Ladefläche des Landrovers zu hieven. Aber auch bei dieser Prozedur kam der Mann nicht zu Bewusstsein.

Olivia kletterte hinten zu ihm auf den Wagen, und Jack setzte sich ans Steuer, um sie zum Wohnhaus zu fahren. Unterwegs sah sich Olivia den Mann genauer an. Sie schätzte ihn auf Anfang dreißig und hätte schwören können, dass er blaue Augen hatte. Auf jeden Fall hatte er dichtes schwarzes Haar und einen hellen Teint. Daher auch der extreme Sonnenbrand. Sein Gesicht war außerdem schmutzig und blutverschmiert, aber es war nicht zu übersehen, wie gut er aussah. Seine Gesichtszüge wirkten jetzt entspannt, ließen aber darauf schließen, dass sie einen ganz schön in Bann ziehen konnten.

Der Rest von ihm war nicht minder beeindruckend. Der Unbekannte hatte einen muskulösen Körper und bestimmt kein Gramm zu viel. Bekleidet war er mit einem zerri