: Axel Koch
: Change mich am Arsch Wie Unternehmen ihre Mitarbeiter und sich selbst kaputtverändern
: Ullstein
: 9783843717274
: 1
: CHF 13.50
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: Management
: German
: 304
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Firmen erwarten heutzutage von ihren Mitarbeitern, dass sie Flexibilität zeigen, sich anpassen, weiterbilden, um 180 Grad drehen können und auch ihre Werte und Fähigkeiten wechseln, als wären diese eine Jacke. Die Devise in der Personalentwicklung lautet: Wer nicht passend ist, wird passend gemacht. Menschen sollen zu dem werden, was sie nicht sind. Das kann nicht funktionieren. Axel Koch deckt auf, warum wir mit dem Change-Wahnsinn einem kollektivem Irrtum aufsitzen und wie eine Balance zwischen Stabilität und Veränderung aussehen kann.

Axel Koch, geboren 1967, ist promovierter Psychologe und Professor für Training und Coaching an der Hochschule für angewandtes Management in Ismaning bei München. Er arbeitet selbst als Unternehmensberater. 2008 hat er unter dem Pseudonym Richard Gris den Bestseller 'Die Weiterbildungslüge' geschrieben. In seiner Forschung befasst sich Koch seit langem mit dem Thema nachhaltige Personalentwicklung und persönliche Veränderungsprozesse.

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Schneller als der eigene Schatten: Die Treiber der Veränderung


Der Alarmgong ertönt. Jetzt muss alles sehr schnell gehen. In Windeseile sind die 16 Feuerwehrleute der Berufsfeuerwehr München in ihrer Montur und brausen unter lautem Sirenengeheul mit dem Löschzug vom Hof. Fünf Fahrzeuge – der Einsatzleitwagen, zwei Löschfahrzeuge, eine Drehleiter mit Korb und ein Rettungswagen kämpfen sich durch den dichten morgendlichen Verkehr. Die Lichter blenden im Halbdunkel.

Das Ziel ist ein Haus im Münchener Stadtteil Schwabing. Was wird uns erwarten? Es kann alles sein: Küchenbrand, Großbrand, Fehlalarm. Zugführer Andreas ist innerlich angespannt. Sind Menschen in Gefahr? Bilder des letzten Einsatzes blitzen kurz in ihm auf; ein schwerer Crash auf der Autobahn, bei dem er mit seinem Team Verletzte mit schweren Verbrennungen gerettet hat. Der 34-Jährige ist seit 21 Jahren bei der Feuerwehr, die letzten fünf Jahre davon bei der Berufsfeuerwehr. Er hat schon einiges gesehen.

Jetzt kommt die Meldung über Funk: Zimmerbrand. Doch wie stark brennt es? Welches Stockwerk? Er weiß, dass der Einsatz nicht einfach wird, weil Schwabing eine typische Innenstadtbebauung hat. Einen Zugang in die Häuser gibt es meist nur von vorn. Auf der Rückseite sind große Innenhöfe, die schwer zugänglich sind. Was also, wenn der Brand im hinteren Bereich ist? Im Kopf spielt er einige Szenarien durch, wie er darauf reagieren kann.

Andreas ist hochkonzentriert. Noch während der Fahrt macht er sich für den Einsatz bereit. Zwei Funkgeräte, ein Einsatzplan, Atemschutzmaske zur Selbstrettung. Seine Ausrüstung zieht er immer in der gleichen Reihenfolge an, damit er nichts vergisst. Solche Routinen helfen, innerlich ruhig zu bleiben. Das gibt ihm Sicherheit im Stress.

Sie nähern sich dem Haus, in dem es brennt. Graue Hausfassade, weiße Kunststofffenster. Davor sind einige Menschen zu sehen. Die Feuerwehrleute springen aus den Wagen.

Bei Andreas laufen sämtliche Informationen zusammen. Kollegen nähern sich, er gibt erste Einsatzbefehle. Für ihn bedeutet die Situation am Einsatzort Adrenalin pur. In sehr kurzer Zeit kommt eine regelrechte Informationsflut zusammen. Er muss priorisieren. Was sind die wichtigen Informationen? Was muss als Erstes getan werden? In diesem Moment funktioniert Andreas wie eine Maschine. Er verlässt sich auf seine Ausbildung und seine untergeordneten Gruppenführer, denen er blind vertraut, dass sie einen guten Job tun.

Ein aufgeregter Mann mittleren Alters stürzt auf ihn zu. Er hat offenbar den Notruf abgesendet. »Da oben brennt es.« Und er zeigt mit dem Finger in die entsprechende Richtung. Schnell erfasst Andreas die Lage. Drittes Obergeschoss. Dunkelschwarzer Rauch aus einem gekippten Fenster. Aufgrund der Rauchfärbung weiß er, dass es sich tatsächlich um ein starkes Feuer handelt. Heller Rauch wäre ein Zeichen für Wasserdampf oder angebranntes Essen. Doch wo soll er jetzt die Fahrzeuge positionieren? Wie kann er die Drehleiter wirksam einsetzen? Wo ist der Eingang? Gleichzeitig kommt die Polizei auf ihn zu, u