: Sebastian Bischoff
: Kriegsziel Belgien Annexionsdebatten und nationale Feindbilder in der deutschen Öffentlichkeit, 1914-1918
: Waxmann Verlag GmbH
: 9783830987055
: 1
: CHF 32.60
:
: Neuzeit bis 1918
: German
: 330
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
Am 4. August 1914 marschierten deutsche Truppen in das neutrale Belgien ein und wähnten sich einer vermeintlich bestialisch kämpfenden belgischen Zivilbevölkerung gegenüber. Es entstanden, heute nahezu vergessen, antibelgische Feindbilder, die in der Anfangszeit des Ersten Weltkriegs in der deutschen Medienöffentlichkeit weithin Verbreitung fanden. 'Belgische Grausamkeit' entwickelte sich zum geflügelten Wort, und Belgien wurde - laut dem Herausgeber der liberalen Vossischen Zeitung - zur 'größten Gefahr, die es für Deutschland geben kann'. Die Forderungen überschlugen sich: Das Land müsse unter deutsche Kontrolle gestellt, wenn nicht gar annektiert werden, und eine breite Öffentlichkeit diskutierte die Vertreibung der örtlichen Bevölkerung, ihre 'Ausräumung', um Vergeltung zu üben oder um Siedlungsland bereitzustellen.
Sebastia Bischoff analysiert erstmals systematisch die mediale Debatte über ein wichtiges, jedoch kaum beachtetes deutsches Kriegsziel. Er folgt den Dynamiken, Brüchen und Widersprüchen der nach dem katholischen Zentralorgan Germania 'bedeutsamsten aller durch den Krieg aufgeworfenen Fragen'. Die Studie leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Nationalismus- und Mediengeschichte des Deutschen Kaiserreichs.

Sebastian Bischoff, Dr. phil, ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Historischen Institut der Universität Paderborn und Mitglied des geschäftsführenden Vorstands des 'Belgienzentrums' (BELZ) an der Universität Paderborn. Er studierte Geschichte, Soziologie und Philosophie an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, der Freien Universität Berlin und der Humboldt-Universität zu Berlin und promovierte sich mit einem Promotionsstipendium der Hans-Böckler-Stiftung an der Universität Paderborn. Forschungsschwerpunkte: Globalgeschichte des Nationalismus und postnationaler Netzwerke, Geschichte des Ersten Weltkriegs, historische Selbst-, Fremd- und Feindbildforschung, Sexualitätsgeschichte.
Buchtitel1
Impressum4
Inhalt7
I. Einleitung9
1. Einführung9
2. Untersuchte Quellen27
3. Historischer Kontext34
3.1 Das deutsch-belgische Verhältnis und Belgien in der Wahrnehmung der deutschen Öffentlichkeit bis zum Ersten Weltkrieg34
3.2 Das Ultimatum an Belgien und der deutsche Einmarsch37
3.3 Der Mythos eines großangelegten und behördlich organisierten belgischen Franktireurkrieges39
II. Die Gräuel- und Völkerrechtsdebatten um Belgien45
1. „Austreibungs“- und Franktireurmythos und die Entwicklung des antibelgischen Feindbilds in der deutschen Öffentlichkeit45
1.1 Die Presse und der „Austreibungs“-Mythos45
1.2 Die Presse und der Franktireurkrieg48
1.3 Feindbilder im Franktireurmythos – die belgische Arbeiterschaft, der belgische Klerus und die belgischen Frauen49
1.4 Das Belgienbild als intentionales Mosaikstereotyp60
1.5 Die Savagisierung der belgischen Bevölkerung68
2. Die belgische Neutralität und die deutschen Debatten über den Völkerrechtsbruch74
3. Zwischenfazit82
III. Die Konstruktion der „belgischen Frage“ – Annexionsdebatten im Deutschen Reich 1914–191884
1. 1914 – Anfangsphase zwischen erster Orientierung und Größenphantasien90
1.1 Vom Einmarsch in Belgien zu den ersten Annexionsabsichten des Deutschen Reichs90
1.2 Die Annexionsdebatten in der deutschen Öffentlichkeit zu Kriegsbeginn94
1.3 Planungen der Reichsleitung bis zum Beginn der koordinierten Belgienpolitik Ende 1914102
1.4 Die annexionistische Öffentlichkeit im Herbst 1914105
1.5 Beginn der Annexionskritik – Detail- und Grundsatzfragen120
1.6 Das Generalgouvernement Belgien unter Colmar von der Goltz124
1.7 Das Bild der Besatzung Belgiens unter Colmar von der Goltz in der deutschen Presse127
2. 1915 – Beginn der koordinierten Belgienpolitik und die Hochphase des Annexionismus132
2.1 Divide et impera – anfängliche Äquidistanz der deutschen Öffentlichkeit und Beginn der deutschen Flamenpolitik132
2.2 Vom Gutachten Delbrück/Zimmermann zur Forderung von Reichsleitung und Kaiser nach „Sicherheiten“144
2.3 Annexionsdebatten im Jahr 1915148
2.4 Annexionsdebatten in der Sozialdemokratie154
2.5 Besatzungspraxis unter Moritz von Bissing und Aufnahme in der deutschen Presse 1915164
2.6 Friedrich Naumanns „Mitteleuropa“ und die Reichstagsdebatten im Dezember 1915174
3. 1916 – Von der halbjährigen Unterbrechung der Annexionsdebatten zu den Defensivüberlegungen179
3.1 Sonderfriedensverhandlungen und Nachkriegskonzeptionen der Reichsleitung im Winter 1915/16179
3.2 Öffentliche Annexionsdebatten im Jahr 1916189
3.3 Die deutsche Flamenpolitik 1916 und ihr Widerhall in der Presse197
3.4 Arbeitskräftepolitik der deutschen Besatzung in Belgien: Anwerbungen und Deportationen belgischer Arbeiter und Reaktionen in der deutschen Presse201
4. 1917 – Vom institutionellen Sieg des traditionellen Annexionismus und seinem publizistischen Niedergang210
4.1 Das Friedensangebot der Reichsleitung und seine Auswirkungen auf Politik und Presse210
4.2 Die „flämische Frage“ im Frühjahr 1917216
4.3 Belgienpolitik und Annexionsdebatten vom Frühjahr 1917 bis zum Sturz Bethmann Hollwegs223
4.4 Belgienpolitik unter Michaelis/Kühlmann von Juli bis Oktober 1917228
4.5 Das Reichsland Elsass-Lothringen und die „belgische Frage“231
4.6 Annexionsdebatten in der Regierungszeit Michaelis234
5. 1918 – Belgienpolitik und Annexionsdebatten im letzten Kriegsjahr240
5.1 Die „flämische Frage“ im Jahr 1918248
5.2 Der Antiannexionismus 1918250
5.3 Das Scheitern der Westoffensive und das Ende aller annexionistischen Hoffnungen252
6. Ausblick255
IV. Schlussfolgerungen und Forschungsperspektiven262
I.262
II.269
III.275
IV.279
V. Dank282
VI. Quellen? und Literaturverzeichnis283
I. Abkürzungsverzeichnis283
II. Quellen284
1. Ausgewertete Zeitungen und Zeitschriften284
2. Verwendete archivalische Quellen286
3. Untersuchte Romane und Theaterstücke287
4. Gedruckte Quellen288
III. Literatur290
VII. Personenregister325