: Jürgen Seidel, Wolfgang Schreyer
: Ein Magdeburger an der Ostsee Wolfgang Schreyer und seine Bücher
: EDITION digital
: 9783956558757
: 1
: CHF 0.50
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: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 268
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
Diese neue Reihe der Autorenbücher bei EDITION digital möchte Lust machen - Lust auf Schriftsteller und ihre Texte, die teils in einer Vielzahl ihrer jeweiligen Werke, teils sogar vollständig als E-Books bei EDITION digital vorliegen. So wird es möglich, sich ein umfassendes Bild des jeweiligen Autors oder der jeweiligen Autorin zu machen oder sich hin und wieder mit einzelnen seiner beziehungsweise ihrer Bücher zu beschäftigen. Zu Beginn jedes Autorenbuches finden sich eine kurze Einführung in Leben und Werk sowie eine biografische und eine bibliografische Übersicht. Danach folgen in chronologischer Folge der jeweiligen gedruckten Erstausgaben Auszüge aus den Büchern. Der kurz vor seinem 90. Geburtstag am 20. November 2017 in Ahrenshoop in Mecklenburg-Vorpommern gestorbene Schriftsteller Wolfgang Schreyer gehörte zu den produktivsten und erfolgreichsten und nicht zuletzt meistgelesenen Autoren der DDR. Während mehr als sechs Jahrzehnten schriftstellerischer Arbeit veröffentlichte Schreyer mehr als 40 Bücher in einer Gesamtauflage von rund sechs Millionen Exemplaren. Eine Reihe seiner Bücher wurden von der DEFA oder vom DDR-Fernsehfunk verfilmt, darunter 'Der Traum des Hauptmann Loy' (1961) und 'Das grüne Ungeheuer' (1962) sowie 'Preludio 11' (1963), Alaskafüchse (1964) und 'Der Adjutant' (1972). Kennzeichen seiner Bücher waren ein oft abenteuerliches und spannendes Schreiben ebenso wie sehr gut recherchierte und an Tatsachen orientierte Texte. Auch wenn sein literarisches Werk in weiten Teilen der Unterhaltungsliteratur zuzuordnen ist und oft an für DDR-Zeiten exotischen Schauplätzen wie in Lateinamerika, der Karibik und den USA spielt, wo auch der DDR-Bürger Wolfgang Schreyer vor der Wende kaum hinkam, trägt es fast immer gesellschaftskritische Züge - die Kritik am eigenen Land nicht ausgeschlossen. Nicht zuletzt wegen seiner Freundschaft mit Stefan Heym stand Schreyer seit 1958 mehrfach für längere Zeit unter Beobachtung der DDR-Staatssicherheit.

Jürgen Seidel wurde an einem schönen Februarsonntag des Jahres 1958 in Dessau geboren, ist also ein Sonntagskind, ein gebürtiger Sachsen-Anhalter und inzwischen gewissermaßen ein Alter Dessauer. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er allerdings vorwiegend in Halle an der Saale. Nach Armeezeit sowie Studium der Journalistik in Leipzig verschlug es ihn Anfang der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts in den hohen Norden der vormaligen DDR, wo er seitdem als Journalist und Kommunikationstrainer, Rhetorik-Lehrer und Glücksforscher tätig ist. Seine Interessen reichen von A wie Allgemeinbildung und Antarktis, F wie Fremdsprachen und Fotografieren, L wie Lesen und Latein über R wie Radfahren und Reiten, S wie Saxofonspielen und Schreiben sowie Seidel, Heinrich bis zu Z wie Zahnmedizin und Zukunftsmusik. Vor allem aber ist er neugierig auf Menschen, deren Lebensgeschichten und Lieblingswörter. Jürgen Seidel ist kein Wortspielverderber, und seine Lieblingsfarbe ist ein kräftiges Orange. Sein Lieblingszitat stammt von Goethe und lautet: 'Wer Perlen will, der muss ins Meer sich stürzen.'
Der Adjutant Erstmals 1971 veröffentlichte Wolfgang Schreyer im Mitteldeutschen Verlag Halle-Leipzig den 1. Band seiner Dominikanischen Tragödie 'Der Adjutant': Santo Domingo, Frühjahr 1961: eine Handvoll junger Männer -Offiziere, Söhne der Reichen - will den Diktator Trujillo stürzen. Dessen Herrschaft aber ist perfekt gesichert, in 31 Jahren versteinert. Kann ein Putsch in diesem Polizeistaat glücken? Im Mittelpunkt steht Juan Tomás, des Diktators 1. Adjutant. Aufgewachsen unter Trujillo und fest eingefügt in den Alltag des Regimes, das System der Korruption, totaler Kontrolle und befohlener Verehrung, löst er sich innerlich daraus erst, als man ihn nötigt, im Namen der Staatsräson seine Liebste zu verlassen, heuchlerische Texte zu schreiben und dem Chef ein Mädchen zuzuführen, das sich dem widersetzt. Gezwungen, Menschen zu vernichten, will Tomás durch die Tat sein Prätorianerdasein beenden. Er will das Beste für sein Land. Was wollen seine Gefährten? Das Buch schildert die Verschwörung, deren Ursachen und Folgen minutiös nach Dokumenten und der Erinnerung von Augenzeugen. Es führt in die bizarre Welt einer Bananenrepublik: vom Nationalpalast, der prunkvoll-barbarischen Machtzentrale, in den uralten Stadtkern, das Villenviertel und den Hungergürtel der Metropole, an Sandstrände, in Kirchen, durch Zuckerrohrfelder zu heimlichen Rendezvous, in Armeestäbe, in die US-Botschaft und das Haus der Mätressen bis zum Ort des historischen Attentats. Zwischen Spitzeln und Ministern, Star-Journalisten und Oppositionellen, der Millionärstochter Cindy und der Schauspielerin Angelique, zwischen aufrechten und zerbrochenen Menschen sucht Tomás seinen Weg - zwischen Ehrgeiz und Freundschaft, Hass und Liebe, Irrtum und Einsicht. Der Verfasser hat in jenen Jahren mehrfach Cuba bereist und das Geschehen auf der Nachbarinsel nach dem Zeugnis dominikanischer Emigranten festgehalten. Gestützt auf solche Erfahrungen erzählt er das Ende der Ära Trujillo ohne eine Spur von Schwarzweiß. Deutlich werden die Zwänge, die alle Akteure treiben und doch hemmen,