1. KAPITEL
Rob Schofield saß in seiner Küche und dachte darüber nach, wie gut er ohne Frau auskam. Seine kleine Tochter Lucy zog er allein groß. In letzter Zeit hielt sie ihn nachts manchmal wach, weil sie die ersten Zähne bekam. Doch davon abgesehen, bewältigte er diese Aufgabe gut. In dem Unternehmen, für das er arbeitete, wäre niemand auf die Idee gekommen, dass es keine Mrs. Schofield in seinem Leben gab.
Rob hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, bis zu dem Moment, da sein Arbeitsvertrag auslief und verlängert werden musste. Erst da wurde ihm klar, dass die Vorstellungen seines Chefs über sein, Robs, Privatleben stark von der Realität abwichen.
Rob war zur Geschäftsleitung beordert worden, was äußerst ungewöhnlich war. Noch mehr hatte es ihn gewundert, sich in John Bradfords Arbeitszimmer wieder zu finden, dem Eigentümer und Geschäftsführer von J.B. Design. J.B., wie er genannt wurde, bot ihm eine Zigarre an und betrachtete ihn so eindringlich, dass Rob ein wenig nervös wurde.
„Wie geht es Ihrer Familie?“, erkundigte sich sein Chef höflich.
„Sehr gut, danke.“ Rob fühlte sich überrumpelt. Er arbeitete seit einem Jahr für das Unternehmen, und bisher hatte J.B. ihn nicht ein einziges Mal auf sein Privatleben angesprochen. Vermutlich hatte er sich Robs Personalakte angesehen, die bei seinem Eintritt ins Unternehmen angelegt worden war. Damals war Rob noch verheiratet gewesen.
„Rob, Sie sind ein ausgezeichneter Architekt, und wir sind mit Ihrer Arbeit immer sehr zufrieden gewesen.“
Rob wusste nicht, ob er sich darüber freuen sollte. Einerseits wusste er, dass J.B. selber ein hervorragender Architekt, mit Komplimenten sparsam umging. Andererseits klang es ein wenig so, als würde er über die Vergangenheit sprechen und ihn, Rob, entlassen wollen.
„Wie Sie wissen, läuft Ihr Vertrag bald aus“, fuhr J.B. fort.
O nein! Sie wollten ihn wirklich entlassen. Rob überlegte krampfhaft und dachte sofort über seine finanzielle Situation nach. Doch als J.B. weitersprach, waren alle Zweifel auf einmal wie weggeblasen.
„Als Nächstes werden wir ein Kasino in Nevada planen und bauen. Ich suche jemanden, der dieses Projekt leiten wird.“
Rob versuchte, sich seine Begeisterung nicht allzu sehr anmerken zu lassen.
„Ein Umzug nach Nevada wäre nicht erforderlich. Alle Angestellten, die am Projekt mitarbeiten, können mit dem Firmenflugzeug von ihrem Wohnort zum Arbeitsplatz fliegen und zurück“, fuhr J.B. fort. „Der leitende Architekt muss absolut zuverlässig und überdurchschnittlich begabt sein und hundert Prozent persönlichen Einsatz bringen.“ Er schwieg kurz und runzelte die Stirn. „Ich habe mir Ihren Lebenslauf noch einmal angesehen und muss zugeben, dass ich von Ihren Arbeiten beeindruckt bin. Wären Sie an der Stelle interessiert?“
„Selbstverständlich“, erwiderte Rob, ohne zu zögern.
J.B. nickte zufrieden. „Ich möchte allerdings sichergehen, dass ich nicht nur in beruflicher, sondern auch in persönlicher Hinsicht den Richtigen auswähle. Nächste Woche lade ich alle Kandidaten zu einer Cocktailparty ein. Ich würde mich freuen, wenn Sie und Ihre Frau auch kommen würden.“