: Frank Schuster
: Sternenfutter Roman
: mainbook Verlag
: 9783946413769
: 1
: CHF 4.50
:
: Erzählende Literatur
: German
: 200
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Was wäre, wenn der Mensch nicht mehr am Ende der Nahrungskette stünde? Die Erde in naher Zukunft. Jara wird mit anderen Menschen in einer Mast- und Zuchtstation gehalten. Sie werden überwacht und sollen für Nachwuchs sorgen. Die Phagen, eine dem Mensch überlegene Spezies, hat die Erde erobert. Ihr Heimatplanet wurde von einer Pandemie heimgesucht, sodass es dort nichts mehr zu essen gibt. Nun halten sie die Menschen wie einst die Menschen die Tiere. Plötzlich taucht ein Fremder in der Station auf. Er versucht Jara dafür zu gewinnen, nach draußen zu den Wildmenschen, einer Gruppe von Verschwörern, zu gelangen. Ihre Mission: die Erde von den Phagen zu befreien. Für Jara beginnt ein gefährliches Abenteuer ... Im Stile von Dystopien wie '1984' oder 'The Handmaid's Tale' greift 'Sternenfutter' die aktuelle Diskussion um Massentierhaltung und vegetarische Ernährung auf und entwirft eine Welt, in der Menschen zu Nahrungsmitteln geworden sind - ein beklemmendes, jedoch keineswegs auswegloses Szenario.

Frank Schuster, Jahrgang 1969, lebt als Journalist und freier Autor in Darmstadt. Er ist Redakteur des ÖKO-TEST-Magazins und ehemaliger Redakteur der FRANKFURTER RUNDSCHAU. Veröffentlichungen: 'Das Haus hinter dem Spiegel', Jugendroman (2014, mainbook, Frankfurt/M.), 'If 6 Was 9', Roman (2003, Grübeltäter Verlag, Oldenburg), Kurzgeschichten u.a. in der Literaturzeitschrift 'Am Erker' sowie in der Anthologie 'Fotosynthesen' (Pahino, Frankfurt/M., 2006) mit u.a. Feridun Zaimoglu und Dietmar Dath

Teil I


Kalb


Der Mann war Jara schon seit längerem aufgefallen.

Mit kaum wahrnehmbaren Zeichen – einem kurzen Blickkontakt, einem Augenzwinkern, einer zaghaften Handbewegung – hatte er allmählich auf sich aufmerksam gemacht.

Zuerst hatte Jara seine zögerlichen Versuche der Kontaktaufnahme ignoriert. Er wollte sichergehen, dass sie tatsächlich ihm und niemand anderem galten. Als der Fremde jedoch beharrlich weitermachte, brachte Jara irgendwann genügend Mut auf, die Zeichen zu erwidern. Eines Tages, der Unbekannte hatte gerade sein linkes Augenlid gesenkt und schnell wieder gehoben, zwinkerte Jara zurück.

Der Mann lächelte ihn kurz an, nicht ohne sich vorher mit hastigen und aufgeregten Blicken über die Schultern zu versichern, dass sie unbeobachtet waren. Dann gefror sein Lächeln wieder und er ging weiter seines Weges.

Nachdem das Spiel zwischen den beiden mehrere Tage lang so weitergegangen und die Kommunikation immer intensiver geworden war, drückte er Jara einen zusammengeknüllten Zettel in die Hand, den Jara sofort in den Mund steckte.

Auf möglichst schnellem Weg und den Speichelfluss unterdrückend zog sich Jara in seine Box zurück. Dort spuckte er den Zettel sofort wieder aus und entfaltete ihn mit vor Aufregung zitternden Fingern.

Jara sitzt da und denkt nach. Beim Schachspielen überlegt er immer sehr lange