: Dagmar Härle
: Trauma und Coaching Trauma-Signale erkennen und professionell handeln
: Junfermann
: 9783955716967
: 1
: CHF 27.00
:
: Angewandte Psychologie
: German
: 240
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Was Coaches zum Thema Trauma wissen sollten Körperliche Gewalt, Vernachlässigung in der Kindheit, eine lebensbedrohliche Erkrankung oder ein Unfall: Nicht selten zeigen sich die Folgen schwer zu bewältigender, traumatisierender Lebensereignisse auch im Coaching. Wie aber können Sie als Coach Ihre Klienten in solchen Situationen professionell abholen? Welche Ziele können Sie mit Ihren Methoden verfolgen und wann ist eine (Trauma-)Therapie angezeigt? Dieses Buch vermittelt Ihnen das nötige Wissen über biologische, neurophysiologische, bindungsspezifische und entwicklungstheoretische Zusammenhänge, um Trauma-Signale und -Symptome zu erkennen und richtig zu deuten. So ausgestattet können Sie psychoedukativ tätig werden, Ihren Klienten die oft unerklärlichen Symptome und Reaktionen näherbringen, ihn von Scham- und Schuldgefühlen entlasten und dem Grübeln über die Symptomatik entgegenwirken. Außerdem kann ein psychotraumatologisches Wissen Ihnen helfen, betroffene Klienten von der Notwendigkeit einer traumaspezifischen Behandlung zu überzeugen.

Dagmar Härle, Master of Psychotraumatologie (Univ. Zürich), Somatic Experiencing (SE), EMDR, cert. Fachsupervisorin Traumatherapie (GPTG), cert. Facilitator traumasensitives Yoga (TSY), Ernährungswissenschaftlerin, DVNLP Lehrtrainerin und Lehrcoach. Langjährige Tätigkeit als Coach und Traumatherapeutin in eigener Praxis in Basel. www. trauma-institut.eu

Einleitung


Ein zentraler Lebensbereich des Menschen ist, neben Familie und Freundschaften, die Arbeit. Sie erfüllt wichtige Funktionen: Sie strukturiert unseren Alltag, schenkt uns Anerkennung, schafft sozialen Status und trägt durch die Entlohnung zum Autonomieerleben bei. Sie fördert den sozialen Austausch und erzeugt Aktivität im Leben. Seine Arbeit zu verlieren oder nicht mehr arbeitsfähig zu sein ist ein schwerwiegender Lebenseinschnitt. Neben äußeren, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Faktoren, wie betrieblicher Restrukturierung und Neuausrichtung sowie politisch unsichere Verhältnisse, können psychische und physische Erkrankungen zum Verlust der Arbeit führen. Und hier ist gerade im Bereich der psychischen Erkrankungen eine alarmierende Entwicklung zu beobachten: Die Fehlzeiten am Arbeitsplatz sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Bis zu knapp einem Drittel aller krankheitsbedingten Fehltage gehen in Deutschland mittlerweile auf psychische Erkrankungen zurück.

Das vorliegende Buch widmet sich einem speziellen Thema im Bereich psychischer Erkrankungen: dem der Traumafolgestörungen. Die intensive Forschung der letzten Jahrzehnte hat die Bedeutung von Traumata und deren Folgeerscheinungen in das allgemeine Bewusstsein gerückt. Neben den klassischen Symptomen einer Posttraumatischen Belastungsstörung kann sich die Nachwirkung von Trauma in Depressionen, Angsterkrankungen, Zwangserkrankungen oder Suchtmittelmissbrauch wie auch in einer verminderten Stressresistenz, erhöhtem Burnoutrisiko und mangelnder Beziehungsfähigkeit zeigen. Man weiß heute um die weitreichenden Folgen frühkindlicher Traumatisierung, die eine erhöhte Gefahr gesundheitlicher Beeinträchtigung bergen. Oft gelingt es betroffenen Menschen zwar, diesen Einfluss bis zu einem gewissen Grad zu kompensieren, doch können eine Lebenskrise, eine berufliche Veränderung, ein Todesfall oder eine schwere Erkrankung die Bewältigungsmöglichkeiten des Einzelnen übersteigen.

Vermutlich haben Sie zu diesem Buch gegriffen, weil Sie sich als verantwortungsbewusster Coach über Trauma, traumatischen Stress und dessen Folgen im Alltags- und Berufsleben informieren möchten. Sie sind bemüht, Ihre Klienten zu verstehen, und wollen sie besser unterstützen und begleiten können. Verwandte Themen wie Stressmangement, Burnoutprophylaxe oder Resilienz sind Ihnen vertraut und Sie haben bereits zahlreiche Klienten im Umgang mit diesen Themenfeldern beraten und begleitet. Die Frage, warum manche Menschen stressresistenter sind als andere, warum einige oft mehr als einmal Burnout erleiden, andere jedoch scheinbar selbst stärksten Belastungen trotzen können, drängt sich an dieser Stelle förmlich auf. Sicher sind Sie bei Ihren zahlreichen Gesprächen mit Klienten auch auf für die Betroffenen schwer zu bewältigende Ereignisse gestoßen, beispielsweise einen Unfall, körperliche Gewalt, Vernachlässigung oder Missbrauch in der Kindheit, eine lebensbedrohliche Erkrankung oder andere traumatische Erlebnisse, die einen nachhaltigen Einfluss auf das psychische Befinden und die Stressverarbeitung eines Menschen ausüben. Wie geht man als Coach mit solchen Informationen um? Wie gehen Sie damit um?

Setzen wir uns mit Trauma auseinander, stellt sich die Frage, welche Art Auftrag ein Coach in Abgrenzung zur Psychotherapie annehmen und welche Ziele er mit seinen Methoden verfolgen kann. Da Sie als Coach eine vertrauensvolle Beziehung zu Ihrem Klienten aufbauen, werden Sie, vielleicht noch eher als ein Psychotherapeut (den mancher Klient niemals aufsuchen würde), sehr persönliche Informationen erhalten. Manches davon können Sie leicht in Verbindung mit den Problemen des Klienten und damit dem aktuellen Coachingau