2. KAPITEL
Max musste lächeln. Er hatte Alisons ältere erfolgreiche Schwester seit dem Start der Cessna vor etwa zehn Minuten beobachtet. Nach ihrem starren Blick und der Art zu schließen, wie sie ihre Armlehne krampfhaft umfasst hielt, reagierte Lily Quintano auf das Fliegen so ähnlich wie er.
„Ich mag es auch nicht.“
Verdutzt drehte sie sich vom Fenster ab, von dem aus sie auf die weite nackte Ebene unter sich geblickt hatte, und schaute ihn an. Der Sheriff saß ihr viel zu nahe, wie sie fand, auch wenn es nicht ganz seine Schuld war. Im Augenblick schien er ihr jedenfalls die Luft abzuschnüren.
„Was mögen Sie nicht?“
Mit einer Kopfbewegung umfasste er die Kabine. „In einem kleinen einmotorigen Flugzeug zu sitzen.“ Er blickte zu Sydney hin, die gleich vor ihnen vom Pilotensitz die Cessna steuerte. „Nehmen Sie’s mir nicht übel, Sydney.“
Sydney lachte. Sie wusste ja, wie Max sich fühlte. Früher hatte sie genauso reagiert. „Ist schon gut. Beim ersten Flug nach Hades bin ich auch nicht gerade aus dem Häuschen gewesen vor Freude. Ich war ziemlich sicher, dass das Flugzeug wie ein Stein absacken würde.“
Doch mit der Zeit hatte sie es sich überlegt und Shayne überredet, ihr Unterricht im Fliegen zu geben.
„Man ist ruhiger, wenn man die Maschine unter Kontrolle hat.“ Sydney warf einen kurzen Blick über ihre Schulter zu ihren beiden einzigen Fluggästen. „Sie sollten fliegen lernen, Max. Ich würde es Ihnen gern beibringen.“
Er schüttelte den Kopf. Die Luft war nicht gerade das, was er als seine natürliche Umwelt betrachtete.
„Trotzdem, danke“, sagte Max. „Ich ziehe es vor, mit den Füßen fest auf der Erde zu stehen. Ich fliege nur, wenn es sich absolut nicht verhindern lässt.“
Für Lily ergab das keinen Sinn. „Warum haben Sie sich dann bereit erklärt, mit dem Flugzeug zu kommen?“
„Ich bin nicht einfach aus lauter Lust und Tollerei geflogen, sondern gekommen, um Sie abzuholen.“ Max hatte keine Ahnung, warum es ihn so juckte, sie zu korrigieren. Vielleicht, weil er sehen konnte, wie es sie ärgerte. Vielleicht auch, weil ihm Ms. Lily Quintano viel zu verklemmt schien. „Und es hatte auch weniger mit sich bereit erklären zu tun, als mitbereit gemacht werden.“
„Oh.“
Wenn das nicht ein gezielter Verweis dieses Sheriffs war. Sie hätte doch zu Hause bleiben sollen. Sie hätte aus Alans Fotos eine Zielscheibe machen können, um sich abzureagieren und wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Es wäre jedenfalls um einiges weniger kompliziert gewesen als die hektischen Vorbereitungen für zwei Wochen weg vom Restaurant.
„Es tut mir leid, dass ich Ihnen zur Last falle.“
Eins stand fest, diese Frau war schroff, und sie konnte kälter sein als eine Januarnacht in Alaska. Max fing allmählich an zu verstehen, warum die Hochzeit geplatzt war. Welcher Mann würde sich an eine Frau wie Lily Quintano für ewig binden wollen?
Er ließ es dabei bewenden. Sie sollte ruhig glauben, dass sie ihm lästig fiel. Sich entschuldigen … nein, das wollte er nicht. „Gehört mit zum Job eines Sheriffs“, erklärte er unbekümmert.
Sie kniff die Augen zusammen. Wollte er sie absichtlich ärgern? Nun, dann sollte er sie kennen lernen! „Bis jetzt bin ich der Meinung gewesen, dass Sheriffs böse Buben einfangen und für Ruhe sorgen.“
Sarkastisch war sie auch noch! „Wir sind ein ziemlich friedliches Volk hier. Und was die bösen Buben angeht, so ist ihr Vorrat mehr oder weniger geschrumpft.“
Max gab sich nicht die Mühe, ihr von Sam Jeffords Fallen zu berichten, deren mutwillige Zerstörung immer noch nicht geklärt war. Lily würde wahrscheinlich nur darüber lachen. Großstadtmenschen hielten so etwas nicht für ein kriminelles Vergehen. Und es würde ihnen auch nicht einfallen, darüber nachzudenken, dass es Menschen gab, die sich mit Fallenstellen und Fe