2.
Namen und ihre Bedeutung
Das vorübergehend verlängerte Bleiberecht des Esels bescherte uns eine gedankliche Atempause von unseren Sorgen. Und es half mir das Gefühl der Niederlage zu verdrängen, das sich in meinem Bauch breitgemacht hatte wie eine Handvoll Plätzchenteig, den man nie auf leeren Magen essen sollte. Unseren neuen Mitbewohner dabei zu beobachten, wie er sich an sein neues Zuhause gewöhnte, war wie ein Ventil für uns und zugleich ein beliebtes Gesprächsthema beim Abendessen.
„Habt ihr schon gesehen, wie der Esel beinahe jeden Teil seines Körpers mit seinen Zähnen erreichen und sich überall dort kratzen kann, wo es ihn juckt? Gib mir mal bitte die Butter.“
„Ich weiß. Ich habe heute gesehen, wie er die Stelle unter seinem Schwanz erreichte. Er hatte sich komplett bis auf die Hälfte zusammengekrümmt, den Schwanz hochgeklappt und dann mit den Zähnen zu kratzen begonnen. Möchte jemand Brötchen?“
„Im Ernst, ich glaube, er ist sehr gelenkig. Ich hätte gern noch etwas Spaghetti, danke.“
Wir lernten bald, auf seine samtigen Ohren zu achten, die sich fortlaufend bewegten. Waren sie nach vorn gestellt, signalisierte er Interesse und Neugier. Waren sie nach hinten gelegt, war er ängstlich, unsicher, unzufrieden. Ein Ohr nach vorn und eins nach hinten – nun, das verlangte nach Interpretation, insbesondere, wenn er gleichzeitig mit dem Huf stampfte oder mit dem Schwanz wedelte. Seine Ohren waren der Schlüssel seiner Kommunikation, eine stille Art, sich auszudrücken, die uns verzückte.
Wir begannen, uns in Sachen Eselpflege schlauzumachen: Welches Futter war das beste für ihn, wie war er am besten zu striegeln, wie waren seine Hufe zu versorgen, welche Impfungen benötigte er? Unsere Weide, von den Behörden als „Magerrasen“ deklariert, war für dieses Tier, das für das Leben in kargem Ödland geschaffen war, geradezu perfekt. Das harte, einheimische Gras auf unserer zweieinhalb Hektar großen Weide, die stets der texanischen Sonne und ständigem Wind ausgesetzt ist, würde genügend Raufutter liefern, ohne zu reichhaltig zu sein. Der hintere Teil der Einzäunung schloss ein Stück Wald ein, das er zur selbstständigen Futtersuche und für Schatten nutzen konnte. Er würde nur wenig Zusatzfutter brauchen, außer in den Wintermonaten oder bei extremer Hitze im Sommer, wenn das Gras zu braunem Staub verdorrte. Es gab mehr zu lernen, als wir angenommen hatten, doch das liebenswürdige Temperament des Esels schürte weiter unsere Aufmerksamkeit und Zuneigung.
Da er sich nicht nur einen Weg zu unserer Scheune, sondern auch zu unseren Herzen gebahnt hatte, war es an der Zeit, ihm einen Namen zu geben. In unserer Familienchronik hatten wir bereits eine Reihe von Haustieren getauft:Checkers, den braunweißen Springer Spaniel;Buttons undTwix, zwei hübsche Katzenbrüder;Wilson, den Sittich, den wir gerettet hatten, als wir ihn auf der Straße wie einen Tennisball aufprallen sahen. Und dann war daAngel, der Habicht mit dem roten Schwanz, der Tom gehörte, als er die Falknerei betrieb. Sogar die Rennmäuse und Fische, die nur ein kurzes Leben bei uns verbrachten, wurden mit ausgefallenen Namen versehen.
Die Herausf