: Meriel Fuller
: Der Ritter und die falsche Nonne
: Cora Verlag
: 9783733733759
: Historical
: 1
: CHF 4.00
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 256
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

England, 1265. Wagemutig befreit die junge Lady Alinor ihre Freundin Bianca aus den Fängen einer mordlustigen Verwandten und bringt sie in Sicherheit. Aber dafür muss sie Biancas Bruder Guilhem, Duc d'Attalens, Rede und Antwort stehen. Der französische Ritter erfüllt sie mit vager Unruhe, die sie aus ihrem Kloster nicht kennt! Und als Guilhem ihr hilft, den Übergriffen ihres entsetzlichen Stiefbruders zu entkommen, ist Alinors Schicksal endgültig besiegelt: Sie verrät ihm, wo Bianca ist. Aber auf ihrem Weg dorthin lauern nicht nur Intrigen, Fallen und Verderben. Auch Alinors Herz gerät mit jedem Kuss ihres Retters in höchste Gefahr ...



<p>Meriel Fuller verbrachte ihre frühe Kindheit als echte Leseratte. Nach der Schule ging sie stets in die Stadtbücherei, wo ihre Mutter als Bibliothekarin arbeitete und las sich fröhlich durch die historischen Liebesromane. Ihre Liebe zur Vergangenheit hat sie von ihrem Vater, ein eifriger Hobby-Historiker, der Meriel und ihre Schwester auf lange Ausflüge zu Schlossruinen und alten Dörfern mitnahm. Meriel Fuller studierte nach der Schule englische Literatur an der Universität Edinburgh. Dort lernte sie auch ihren Mann kennen: Als sie sich auf einer Party den Knöchel brach, trug er sie ritterlich auf seinen Armen zum Krankenhaus und wich nicht von ihrer Seite, während der Gips gelegt wurde. Acht Jahre später heirateten sie im ländlichen Dorset. Obwohl Meriel Fuller immer schon als Hobby geschrieben hatte, entschied sie erstmals als ihr jüngstes Kind noch ganz klein war, einen historischen Liebesroman zu schreiben. Ein Traum ging für sie in Erfüllung, als Harlequin ihr mitteilte, das ihr Manuskript veröffentlicht werden würde.</p>

1. KAPITEL

Wiltshire, England – Oktober 1265

Danke, dass du heute mitkommst, Ralph“, sagte Alinor of Claverstock zu dem stämmigen Mann, der neben ihr auf dem Bock saß, und schenkte ihm ein Lächeln. Ein Hauch von Erleichterung schwang in ihrer Stimme mit. Obwohl die Oktobersonne immer noch ein wenig Wärme spendete, fröstelte Alinor.

„Alles ist mir lieber, als den Acker umzupflügen, Herrin“, erwiderte Ralph und grinste flüchtig, dann ließ er die Zügel geschickt auf die Rücken der beiden Ochsen hinabsausen, weil sie langsamer geworden waren. Seine Haut war gerötet, die ständige Arbeit in der Sonne hatte sie mit der Zeit verbrannt. „Der Markttag in Knighton ist viel interessanter.“

„Ich hätte es vermutlich auch allein erledigen können“, behauptete Alinor und betrachtete den zerfurchten Weg vor ihnen und wünschte sich, die Ochsen würden etwas mehr als dieses Schneckentempo schaffen. Der Wagen rumpelte in Richtung des Talgrunds. Sie drückte sich gegen die Holzlehne in ihrem Rücken. „Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich dich von deinen anderen Aufgaben abhalte. Zu dieser Jahreszeit gibt es im Kloster noch so viel zu tun.“

Ralph setzte nun ein breites Grinsen auf und deutete mit dem Kopf auf die Getreidesäcke, die sich hinter ihm auf dem Karren stapelten. „Ich hätte gern zugesehen, wie Ihr diese Säcke zum Wagen schleppt und aufladet, Herrin. Außerdem ist das alles nicht richtig. Eine Dame von Eurem …“

„Das haben wir doch längst besprochen, Ralph“, unterbrach Alinor ihn. „Die Nonnen benötigen meine Hilfe, und ich freue mich, dass ich ihnen helfen kann.“ Sie zog den schiefen Saum ihres zweckmäßigen Kleids über die Stiefel, die dunkle Flecken vom Morgentau aufwiesen. Durch ihre Seidenstrümpfe hindurch konnte sie den kratzenden, groben Wollstoff ihres Kittels an den Oberschenkeln spüren. Dort, wo das weite Gewand von einem Gürtel auf den Hüften gehalten wurde, sorgte der raue Wollstoff für einen beharrlichen Juckreiz. Sie sah hinauf zum Himmel, wo die Sonne sich durch eine blassgraue Wolke zu kämpfen versuchte. Als die Strahlen endlich freie Bahn hatten, verbreiteten sie schnell angenehme Wärme. Die Grashalme mit ihren unzähligen Tautropfen funkelten wie Silber.

„Nun, Ihr tut etwas wirklich Gutes, Mylady.“ Der Wagen holperte über eine tiefe ausgetrocknete Furche im Weg. Als eines der Räder unheilvoll zu quietschen begann, legte Ralph die Stirn in Falten. „Ich wusste, ich hätte das Rad noch einmal schmieren sollen, bevor wir uns auf den Weg gemacht haben“, murmelte er.

„Wird uns das Problem mit dem Rad langsamer vorankommen lassen?“, fragte Alinor sofort, biss sich aber sogleich auf die Lippe und hoffte, dass Ralph ihren drängenden Tonfall nicht bemerkt hatte. Niemand durfte etwas ahnen. Für gewöhnlich nahm sie sich den ganzen Tag Zeit, um den Markt in Knighton zu besuchen und das Getreide zu verkaufen, ehe sie die Dinge erwarb, von denen sie glaubte, die Nonnen könnten sie gut gebrauchen. Heute dagegen wollte sie so schnell wie möglich zum Kloster zurückkehren. Weder Ralph noch die Nonnen wussten etwas von dem, was sie getan hatte. Und wenn niemandem die Existenz der jungen Frau bekannt war, dann war sie umso sicherer aufgehoben. Nur sie selbst kannte das Versteck. Sie atmete tief durch und versuchte, ihr Herz dazu zu bringen, nicht länger so zu rasen. Je eher sie der armen Frau helfen konnte, das Land zu verlassen, umso besser für sie.

„Ganz bestimmt werden wir es bis zum Markt schaffen“, versicherte Ralph ihr. „Dann werde ich die Zeit nutzen, um das Rad zu reparieren.“ Währ