1. KAPITEL
Gabi Deramo war noch nie Brautjungfer gewesen, geschweige denn Braut.
Obwohl Hochzeiten ihr Leben waren und fast all ihre Gedanken und Träume beherrschten.
Und zwar schon immer.
Bereits als kleines Mädchen hatte sie mit ihren Puppen am liebsten Hochzeit gespielt. Einmal hatte sie zum großen Ärger ihrer Mutter sogar zwei Packungen Zucker und eine Packung Mehl über das Arrangement gestreut, um den Effekt einer Winterhochzeit zu erreichen.
„Du hast nichts als Flausen im Kopf!“, hatte Carmela geschimpft.
Was Gabi ihr nie erzählt hatte, war, dass sie bei jeder Puppenhochzeit ihre eigene Mutter in der Rolle der Braut sah. Die Rolle des Bräutigams war natürlich stets an ihren unbekannten Vater vergeben. Zu gern hätte Gabi auf magische Weise rückgängig gemacht, dass er die schwangere Carmela damals einfach verlassen hatte!
Als Assistentin einer Hochzeitsplanerin war Gabi Spezialistin für alles, was mit Romantik zu tun hatte! Doch sie selbst war bisher noch nicht einmal geküsst worden …
Sie träumte sogar nachts von Hochzeiten.
Und von Alim.
In diesem Augenblick drehte sie nachdenklich eine Strähne ihres langen schwarzen Haars, während sie über ihr Tablet gebeugt darüber nachgrübelte, wie sie es schaffen sollte, eine sehr überstürzte, aber exklusive Winterhochzeit in Rom zu organisieren.
Mona, die künftige Braut, kam gerade in dem dritten, nicht von Gabi empfohlenen Hochzeitskleid aus der Umkleidekabine.
Es stand Mona überhaupt nicht. Die antike Spitze verlieh ihrer olivbraunen Haut eine fahle Blässe, und der schwere Stoff brachte ihre zarte Figur kaum zur Geltung.
„Was sagen Sie dazu?“, fragte Mona, während sie sich von hinten im Spiegel betrachtete.
Gabi wusste aus Erfahrung, wie man mit Bräuten umgehen musste, die etwas völlig Unpassendes trugen. „Was sagenSie, Mona?“
„Ich weiß nicht.“ Mona seufzte. „Es gefällt mir ganz gut.“
„Dann ist es nicht das richtige Kleid für Sie. Sie müssen eslieben.“
Mona hatte Gabis Vorschlag entgegen dem Rat der Boutiquebesitzerin verworfen – ein weißes, schmal geschnittenes Kleid mit dezenter Stickerei.
Gabis Vorschläge wurden ziemlich oft ignoriert.
Sie selbst war eher üppig gebaut, weshalb das formlose schwarze Kostüm, auf dem ihre Chefin Bernadetta bestand, bei ihr ganz besonders unvorteilhaft aussah – was künftige Bräute zu dem Fehlschluss veranlasste, dass Gabi keine Ahnung von Mode hatte.
Sie irrten sich gewaltig!
Gabi konnte zwar nicht bestimmen, was sie selbst trug, aber sie konnte auf hundert Meter Entfernung das richtige Hochzeitskleid für eine Braut erkennen.
Und sie mussten sich heute entscheiden!
Eine Aufgabe, die Gabi zufiel, da Bernadetta heute frei hatte.
Mal wieder.
Je größer das Budget, je schwieriger die Aufgabe, desto wahrscheinlicher war es, dass der Auftrag an Gabi hängenblieb.
Es war gerade die Flaute zwischen Weihnachten und Neujahr. Der Brautmodenladen hatte heute eigentlich geschlossen, aber Gabi kannte Rosa schon sehr lange, sodass die Besitzerin ihr zuliebe geöffnet hatte.
Rosa würde sie zwar nicht gerade rauswerfen, aber sie hatten um vier einen Termin mit Marianna, der Eventmanagerin im „Grande Lucia“.
„Warum probierst du nicht das Kleid an, das Gabi dir vorgeschlagen hat?“, fragte Fleur, die Mutter des Bräutigams. Was ein bisschen seltsam war.
Nor