Diesen September ist es zehn Jahre her, dass zehn arabische Muslime zwei Flugzeuge entführten und sie in die Twin Towers meines Lebens& Buches flogen. Mein Buch wurde zerstört – mein Leben hat sich nie wieder davon erholt.
Und so kam das Ende vor dem Anfang: Zwei Düsenflieger, befeuert von völlig Fremden, von Terroristen – zwei davon aus den Emiraten – bombardierten meine Karriere, bombardierten mich persönlich. Und nun will ich alle Verschwörungstheorien widerlegen: George W. Bush hat die Türme nicht durch kontrollierte Sprengungen zerstören lassen, die Luftfahrtbehörde hat ihre Satelliten nicht abgeschaltet, damit die Flugzeuge ungehindert in den New Yorker Luftraum eindringen konnten, die israelische Regierung hat keine Erkenntnisse über die bevorstehenden Ereignisse verschwiegen (um einen Vorwand für den nächsten Golfkrieg zu haben), und was die Theorie angeht, bei dem Angriff seien keine Juden ums Leben oder zu Schaden gekommen – was bin dann ich? was sollte das Ganze?
Jener Tag war meine letzte Seite, mein letztes Wort, Auslassungszeichen … Auslassungszeichen … Punkt – ich schließe den Buchdeckel über alles Geschriebene aus meiner Hand, alles Umgeschriebene, alle Investitionen mit all dem Geld, das mein Vater mir vererbt und meine Mutter mir geliehen hatte für Reisen, Computerausrüstung/-reparaturen, Übersetzungshilfe und Recherchematerial (Mama hat mir nie erlaubt, die Darlehen zurückzuzahlen).
Monatelang hatte ich mich abgeplagt, jahrelang hatte ich mich gequält, in Wörterbüchern nach neuen Verben gesucht, war auf und ab getigert. Konnte weder schlafen noch wachen, malte mir Szenarien für den besten, den schlimmsten oder den Normalfall aus. Die Arbeit an dem Buch war wie eine Schwangerschaft gewesen oder wie der Aufmarsch für den Einmarsch in Polen. Um schreiben zu können, hatte ich einen Teilzeitjob in einem Buchladen angenommen, hatte ich mir von meinem Teilzeitjob im Buchladen freigenommen, hatte ich sparsam in Ridgewood gelebt und meine Freunde geschnitten, hatte ich mich von meinen Freunden schneiden lassen, hatte ich mir die Mittagszeit im Battery Park vertrieben und allein auf einem Findling gesessen, vor mir eine wunderschöne blasse schwarzhaarige junge Mutter, die mit einem Fetischstiefel einen Buggy in Bewegung hielt und dabei ein Buch las, von dem ich mir einbildete, es wäre meines, und ich hatte gehofft, ihr Baby würde ewig schlafen oder wenigstens, bis ich fertig war mit dem Teil, den die Mutter las – ich war schon ewig dabei, damit fertig zu werden – ich war gerade fertig geworden, war gerade fertig geworden und hatte es abgegeben.
Ich gab es meinem Agenten, Aaron, der es las und toll fand und meinem Lektor gab, Finnity, der es las und zwar nicht toll fand, es aber wenigstens annahm und einen buchseitengroßen Scheck ausstellte – auf Ron, der seine Prozente abzog, bevor er den Rest an mich weiterreichte –, bevor er, Finnity, den Erscheinungstermin auf »die Feiertage« (Weihnachten) festlegte, was im Verlagswesen heißt: auf die Zeit vor den »Feiertagen« (Weihnachten