: Gerd Fischer
: Ebbelwoijunkie: Kommissar Rauscher 9 Kriminalroman
: mainbook Verlag
: 9783946413646
: Kommissar Rauscher
: 1
: CHF 4.50
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 248
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Angriff auf die hessische Apfelweinkultur: EU-Politiker Hans-Georg Schumann plant eine neue Gesetzesvorlage, die den Genuss des goldgelben Nationalgetränks auf 200 ml am Tag begrenzen soll. Schumann wird zu informellen Gesprächen in den Frankfurter Römer eingeladen, doch dort kommt er nie an. Er wird ermordet aufgefunden. Erste Ermittlungen der Frankfurter Mordkommission kommen zu dem Schluss, ein bekennender Apfelweinliebhaber wollte dem Gesetzesvorhaben Einhalt gebieten. Kommissar Rauscher glaubt nicht an dessen Schuld, steckt jedoch in der Zwickmühle. Einerseits sprechen die Indizien klar gegen den Täter, andererseits kann Rauscher sein Motiv, das Stöffche zu verteidigen, glänzend nachvollziehen und empfindet gar Sympathie. Er will sich nicht mit dem allgemeinen Urteil abfinden. Rauscher rebelliert, schlägt über die Stränge, wird sogar suspendiert. Doch er ermittelt privat weiter, denn er muss herausfinden, was wirklich hinter dem Mord an dem EU-Bürokraten steckt ... Frankfurter Krimi-Serie um Kommissar Andreas Rauscher. Bisher erschienen: 'Mord auf Bali' 2006 (Neuauflage 2011), 'Lauf in den Tod' 2010, 'Der Mann mit den zarten Händen' 2010, 'Robin Tod' 2011, 'Paukersterben' 2012, 'Fliegeralarm' 2013, 'Abgerippt' 2014, 'Bockenheim schreibt ein Buch' (Hrsg.) 2015, 'Einzige Liebe - Eintracht-Frankfurt-Krimi' Februar 2017, 'Ebbelwoijunkie' Dezember 2017, 'Frau Rauschers Erbe' 2018 und 'Der Apfelwein-Botschafter' 2021. Zudem der Thriller 'Rotlicht Frankfurt' 2019.

Gerd Fischer wurde 1970 in Hanau geboren, ist in Altenstadt-Höchst in der Wetterau aufgewachsen, studierte Germanistik, Politologie und Kunstgeschichte in Frankfurt am Main, wo er seit 1991 lebt. Weitere Krimi-Veröffentlichungen im mainbook Verlag: 'Mord auf Ba-li' 2006 (Neuauflage 2011), 'Lauf in den Tod' 2010, 'Der Mann mit den zarten Händen' 2010, 'Robin Tod' 2011, 'Paukersterben' 2012, 'Fliegeralarm' 2013, 'Abgerippt' 2014, 'Bockenheim schreibt ein Buch' (Hrsg.) 2015 und 'Einzige Liebe - Eintracht-Frankfurt-Krimi' 2017.

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Mittwoch

Sein Sohn. Wie groß er geworden war! Klar, immerhin war er inzwischen etwas mehr als anderthalb Jahre alt. Anderthalb Jahre, in denen Rauscher ihn kaum gesehen hatte. Was ihm, wenn er darüber nachdachte, immer einen Stich im Herzen versetzte. Die Differenzen mit Elke waren im Laufe ihrer Zeit in Hamburg eher noch größer geworden. Und seit sie, was wohl unvermeidlich gewesen war, von seiner Beziehung mit Jana erfahren hatte, war totale Funkstille angesagt. Bis heute. Das war keine Überraschung. Das war ein Überfall erster Güte.

Aber die Sache hatte auch etwas Positives: Janas Reaktion gefiel Rauscher auf Anhieb. Er war ein wenig verwundert, wie eifrig sich Jana auf ihrer beider neue Aufgabe stürzte. Sie hätschelte und tätschelte Mäxchen, spielte mit ihm, machte Fotos mit dem Handy, auch Selfies von sich und ihm. Sie las ihm vor, sie hörten gemeinsam Musik und wenn er schlafen musste, legte sie sich kurz mit ihm hin, bis er eingeschlafen war. Es dauerte nicht lange, bis Rauscher klar wurde, dass sie die perfekte Mutter war.

Während sich Jana mit Begeisterung Mäxchen widmete, zog er sich phasenweise zurück, weil sich unwillkürlich die Fäden des Schumann-Falles in seinen Kopf schlichen. Er konnte und wollte ihn nicht ganz aus den Augen verlieren. Ziemlich genau drei Tage war sein Absturz aufgrund der Suspendierung inzwischen her. Körperlich war er soweit wieder vollends hergestellt, auch seinem Kopf ging es nie besser. Jedoch hatte er bisher nicht ein Sterbenswörtchen von der Mordkommission oder seinem Team gehört.

Durch die Ablenkung mit Mäxchen fiel es ihm nicht leicht, sich voll und ganz dem Fall zu widmen. Er brauchte eine Weile, bis er sich wieder darauf einlassen konnte. Schließlich knöpfte er sich den Bericht der Spurensicherung und den Obduktionsbericht vor, die sich in seinem privaten Mailaccount befanden, und ging sie langsam, Satz für Satz, mit erhöhter Aufmerksamkeit durch. Was ihm sofort auffiel: Quast hatte die Strangulierung mit dem aufgefundenen Seil eindeutig als Todesursache ausgemacht. Die einzigen Fingerabdrücke, die auf der Spritze gefunden worden waren, stammten tatsächlich von Wöhr. Die Indizien sprachen definitiv gegen ihn.

Rauscher seufzte. Wie sollte er weiter vorgehen? Während er die Tat und die anschließenden Ermittlungen noch einmal rekapitulierte, fiel ihm eine entscheidende Frage ein: Wer wusste überhaupt, dass Schumann an dem Tag in Frankfurt gewesen war? Damit zusammen hing die Frage nach den potenziellen Verdächtigen. Denn nur, wer von Schumanns Aufenthalt in Frankfurt gewusst hatte, konnte zu diesem Kreis gehören und mutmaßlich der Täter oder die Täterin sein. Er begann, eine Liste mit Namen zu erstellen. Zuoberst schrieb er Karl Wöhr. Darunter Schumanns engste Mitarbeiter – Herrn Friedrichs und Frau Thies, die Sekretärin. Wahrscheinlich wusste auch seine Frau davon, aber das konnte er nicht überprüfen. Eine Tochter hatte Schumann laut Krauses Aussage auch. Nicole Schumann war jedoch rasch aus dem Fokus der Ermittlungen gerutscht, weil mit Wöhr sofort ein Hauptverdächtiger gefunden war. Konnte die Tochter von seinem Aufenthalt in Frankfurt gewusst haben? Schon. Aber selbst wenn: Was konnte sie mit dem Mord an ihrem Vater zu tun haben? Ihm wollte keine plausible Antwort einfallen. Bislang deutete nichts auf sie hin. Sollte er sie trotzdem ins Visier nehmen? Vorläufig nicht, entschied Rauscher, und schloss sie aus.

Er dachte noch einen Augenblick nach, aber ihm wollten nur noch die Politiker einfallen, mit denen sich Schumann treffen wollte. Der hessische Innen- und der Justizminister, deren Staatssekretäre und der Frankfurter Oberbürgermeister. Das bereitete ihm Kopfzerbrechen. Wenn er dort weiterforschen wollte, würde er sicher in ein Wespennest stechen und sich keine Freunde schaffen. Im Gegenteil. War das die Sache wert?

Ja, entschied er.

Trotzdem wollte er diskret vorgehen. Eine Menge Staub aufzuwirbeln war momentan eher hinderlich. Den Ball flachzuhalten war zwar nicht unbedingt seine Stärke, aber er musste es versuchen. Frau Thies in Schumanns Brüsseler Büro schien ihm eine geeignete Adresse für eine solche Strategie zu sein. Er wählte ihre Nummer und hatte sie keine fünf Sekunden später am Apparat.

„Hallo Frau Thies. Hier ist noch mal Kommissar Rauscher aus Frankfurt. Wie ge