Das Innovationspotenzial in Netzwerken zeigt sich im Ausmaß der Tauschhandlungen. Es lassen sich zwei Formen unterscheiden - der direkte und der indirekte Tausch.
1.1.1 Direkter Tausch
Die bekannteste Form des direkten Tauschs ist die Do-ut-des-Form: „Ich gebe (eine Leistung, ein Produkt), damit du gibst.“
Der Tausch von Ware/Dienstleistung gegen Geld ist in unserer kapitalorientierten Wirtschaftsform die gebräuchlichste, aber - wie noch gezeigt werden wird - nicht unbedingt die kreativste oder eine innovationsfördernde Tauschform.
Tausch ist in Netzwerken die Haupttätigkeit. Tauschen ist das Wechselspiel von „Geben/Einbringen“ und „Nehmen/Bekommen“. Das ist mitunter schwieriger, als es aussieht: Es gibt Menschen, die gern geben. Auf diese Weise transportieren sie die Botschaft: „Ich bin erfolgreich, ich weiß Bescheid.“
In einem Netzwerk, das nur aus Gebern/Geberinnen besteht, passiert - nichts. Umgekehrt genauso: Es gibt Menschen, die in Netzwerken nichts einbringen. Sie schauen nur, was sie bekommen und für sich nutzen können, und greifen dieses ab: Informationen, Kontakte, Tipps, Ideen. Oder Netzwerkmitglieder beobachten nur, ob etwas passiert, das für sie von Interesse ist: Wer sagt was, schlägt was vor, arbeitet mit wem zusammen? In jedem Fall gilt: In einem Netzwerk, das nur aus Nehmern/Nehmerinnen besteht, ereignet sich ebenfalls - nichts!
Wichtig
In erfolgreichen, nützlichen Netzwerken sind Geber/Geberinnen und Nehmer/Nehmerinnen vertreten. Nur dann kann Tausch stattfinden.
In besonders erfolgreichen Netzwerken füllen die Mitglieder beide Rollen gleichermaßen aus. Netzwerkmitglieder sind dann besonders erfolgreich, wenn sie zwischen der Rolle des Gebers/der Geberin und der Rolle des Nehmers/der Nehmerin fortwährend wechseln können. Das heißt, dass die Netzwerkmitglieder in der Lage und willens sind, Impulse im Netzwerk zu setzen, sich in das Netzwerk einzubringen und etwas aus dem Netzwerk mitzunehmen. In einem Moment ist jemand Ideengeber, im nächsten Feedbackgeber für den Vorschlag eines anderen.
In der Lage, etwas in das Netzwerk einzubringen, ist ein Netzwerkmitglied dann, wenn es Ideen, Kontakte oder Angebote zur Mitwirkung hat, die aus seiner Sicht für das Netzwerk interessant sein könnten. Als Geber ist ein Netzwerkmitglied dabei in derselben Rolle wie ein Standinhaber auf dem Wochenmarkt: Es bietet etwas an. Genau wie auf dem Wochenmarkt kann es passieren, dass ein Angebot „gekauft“, also im Netzwerk aufgegriffen wird, Resonanz erzeugt.
Netzwerker können aber auch die Erfahrung machen: Das Angebot trifft auf keine Resonanz, wird im Netzwerk nicht aufgenommen. Dies mag zwar frustrierend sein - es ist aber nicht nutzlos. Denn: In Netzwerken geht es - genauso wie auf dem Markt - darum, sich zu zeigen, sich zu positionieren. Wie auf dem Markt erhalten Mitglieder in Netzwerken immer eine direkte Resonanz: Ein Angebot wird angenommen - oder nicht.
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