1. KAPITEL
Es ist geschafft. Danielle Sinclair atmete erleichtert auf und stellte das weiße Brautbouquet mit Freesien, Lilien und Schleierkraut in eine Glasvase auf ihrer Frisierkommode. Endlich war Kim verheiratet.
Nachdem sie jahrelang auf ihre Schwester aufgepasst und ihr immer wieder aus der Bredouille geholfen hatte, war Kim nun nicht länger ihr Problem. Jetzt hatte sie einen Ehemann – und Danielle war nicht mehr für sie verantwortlich.
Die Hochzeit des Jahres war ein prachtvoll ausgestattetes gesellschaftliches Ereignis gewesen und mit literweise französischem Champagner begossen worden. Ein solches Fest hatte Danielle nicht von ihrer wilden und rebellischen kleinen Schwester erwartet. Dennoch hatte Kim in dem Designerbrautkleid strahlend ausgesehen. Als die Feier zu Ende ging, hatte Kim das Brautbouquet in die Menge geworfen, und der Strauß war direkt in Danielles Armen gelandet. Eingehüllt vom Duft der Blumen, war sie einen Moment erstarrt. Sie hatte weder gehofft noch erwartet, den Brautstrauß zu fangen. Auch er würde ihr nicht dabei helfen, einen Bräutigam zu finden – und ganz sicher nicht den Mann ihrer Träume.
Sie hoffte nur, dass Bradley Lester, der Geschäftsführer des Unternehmens ihres Vaters und ihr jetziger Schwager, wusste, auf was er sich da eingelassen hatte. Aber nach der Demütigung und dem Leid, das Rico D’Alessio ihr vor vier Jahren zugefügt hatte, verdiente Kim jetzt ein wenig Glück. Nein, ich werde an Kims besonderem Tag nicht an diesen Mann denken, ermahnte sich Danielle. Von mir aus kann er in der Hölle schmoren! Sie warf einen Blick auf ihre edle goldene Armbanduhr. Mittlerweile sollten Kim und Bradley schon in der besten Suite des Hilton angekommen sein und den Ausblick auf die luxuriösen Jachten genießen, die in Aucklands Viaduct Basin vor Anker lagen. Morgen würden sie dann nach Fidschi fliegen, um dort ihre Flitterwochen zu verbringen.
Danielle zog die Haarnadeln aus ihrer Frisur, und die dunkelblonde Mähne fiel ihr auf die Schultern. Anschließend zog sie das pinkfarbene Taftkleid aus und hängte es sorgfältig auf einen Bügel – auch wenn sie sicher war, dass sie das Kleid nie mehr tragen würde. Das auffällige Pink war nicht ihre, sondern Kims Wahl gewesen. Sie hätte sich für einen eleganten Blauton entschieden, hatte aber nicht mit der Braut streiten wollen.
Sie würde jetzt ein kurzes Bad nehmen, um sich endlich zu entspannen. Von den Schuhen mit den viel zu hohen Absätzen taten ihr die Füße weh. Danach würde sie in Erfahrung bringen, worüber ihr Vater mit ihr reden wollte. Vielleicht würde sie es noch schaffen, den Bericht zu überfliegen, den sie tags zuvor fertiggestellt hatte, bevor sie ins Bett gehen würde.
„Was, zum Teufel, willst du, D’Alessio?“
Dich und deine Tochter verfluchen, dachte Rico D’Alessio. Stattdessen ignorierte er Sinclairs Frage und ging zu dem großen Schreibtisch, der in Sinclairs riesigem Arbeitszimmer im Paritai Drive Herrenhaus geradezu verloren wirkte. Er schenkte all der Pracht um sich herum kaum Beachtung, als er sich langsam auf die Schreibtischplatte stützte und den Mann auf der anderen Seite wütend anfunkelte.
Der ältere Mann verzog keine Miene, als Rico sich so drohend vor ihm aufbaute. Mit seinen 1,85 Metern, seiner athletischen Gestalt und seinem heißblütigen italienischen Temperament schüchterte Rico die meisten Menschen sofort ein – nicht so Sinclair, das musste Rico ihm zugutehalten.
Doch dann blinzelte der ältere Mann.
Sein früherer Mentor war nervös. Rico beobachtete, wie Sinclair an ihm vorbeisah, um sich zu vergewissern, dass seine Lakaien an Ort und Stelle waren. Er war durch die Gegenwart von David Matthews, Si