: Dietrich Bonhoeffer
: Peter Zimmerling
: Schöpfung und Fall Theologische Auslegung von Genesis 1 bis 3
: Brunnen Verlag Gießen
: 9783765574030
: 1
: CHF 9.30
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: Christliche Religionen
: German
: 272
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In den Wochen vor und nach der sog. Machtergreifung der Nationalsozialisten am 30.1.1933 legt Dietrich Bonhoeffer in einer Vorlesung an der Berliner Universität die ersten drei Kapitel der Bibel als Buch der Kirche aus. Er liest die Schöpfungsgeschichte von Christus her und auf ihn hin, weil Christus die Mitte der Weltgeschichte ist. Nicht der Nationalsozialismus, sondern allein Jesus Christus ist der Anfang, das Neue, und damit auch das Ende des Alten.

Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) war ein lutherischer Theologe, profilierter Vertreter der Bekennenden Kirche und am deutschen Widerstand gegen den Nationalsozialismus beteiligt. Er war Leiter des Predigerseminars der Bekennenden Kirche in Finkenwalde und schloss sich ab 1938 dem Widerstand um Admiral Wilhelm Franz Canaris an. 1940 erhielt er zunächst Rede-, ab 1941 auch Schreibverbot. 1943 wurde er verhaftet und am 9. April 1945 als einer der letzten NS-Gegner, die mit dem Attentat vom 20. Juli 1944 in Verbindung gebracht wurden, im KZ Flossenbürg hingerichtet. (Quelle Wikipedia)

Genesis 1


Der Anfang (1,1-2)


„Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde, und die Erde war wüst und leer; und es war finster auf der Tiefe. Und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser.“

An dem Ort, an dem die leidenschaftlichsten Wellen unseres Denkens branden, in sich selbst zurückgeworfen werden und ihre Kraft verschäumen, setzt die Bibel ein. Kaum ist uns ihr erstes Wort für einen Augenblick sichtbar geworden, da rasen schon wieder die Wogen heran und umhüllen es mit Kronen von Schaum. Dass die Bibel vom Anfang redet, das bringt die Welt, das bringt uns auf. Denn wir können nicht vom Anfang reden, dort wo der Anfang anfängt, hört unser Denken auf, ist es am Ende. Und doch ist es die innerste Leidenschaft unseres Denkens, es ist das, was jeder echten Frage letzten Endes Existenz verleiht, dass wir nach dem Anfang fragen wollen. Wir wissen, dass wir dauernd nach dem Anfang fragen müssen und dass wir doch nie nach ihm fragen können. Warum nicht? Weil wir den Anfang nur als Unendliches, also gerade als das Anfanglose denken können. Weil der Anfang die Freiheit ist und wir die Freiheit immer nur in der Notwendigkeit denken können, also als das eine unter anderem, aber nie als das Eine schlechthin vor allem anderen. Fragen wir, warum dies so sei, dass wir immer vom Anfang her und in Bezug auf ihn hin denken und ihn doch nie denken, ja nicht einmal erfragen können, so ist dieses „Warum?“ wieder nur der Ausdruck für eine Reihe, die ins Endlose zurückgetrieben werden könnte und doch den Anfang nicht erreichte. Das Denken kann sein eigenes letztes „Warum“ nie beantworten, weil auch diese Antwort wieder ein „Warum“ gebären würde. Das „Warum“ ist vielmehr der Ausdruck für das anfanglose Denkenκατ᾽ ἐξοχήν [kat’ exochēn17]. Unser Denken, d. h. das Denken derer, die zu Chri