1Mit Blaulicht durch die Ewige Stadt
Rom-Marathon (2009)
Was für ein herrlicher Sonntagmorgen. Grell leuchtet die Frühlingssonne über dem dunklen Grün der Pinien, dahinter die imposante Kulisse des Kolosseums, dessen hohle Fenster mit dem stechenden Frühlingsblau eines makellosen Himmels gefüllt sind.
Ich stehe fröstelnd auf dem Balkon, genieße den Anblick. Ist es die Kühle des Morgens oder die göttliche Erhabenheit dieses Startplatzes, wo jahrhundertelang die Gladiatoren ihren Kampf antraten, der mich zittern lässt?
Mein Blick schweift nach links, Richtung Circus Maximus, wo sich bunte Läuferpunkte auf bleichem Grün wie auf einer Ameisenstraße bewegen. Ich schließe meine Augen, die durch die grell-bunte Blütenpracht der Balkonkästen brutal gefoltert werden und warte, bis der Kaffee endlich durchgelaufen ist.
Es ist Frühling in Rom! Der germanische Gladiator und Ultraläufer ist wieder auf Marathontour. Die gestern gekaufte Knieschiene gibt mir Sicherheit, und so springe ich fröhlich von Stufe zu Stufe, könnte glatt irgendeine Nationalhymne pfeifen. Unten angekommen reiße ich die schwere Holztür auf. Ein greller Lichtstrahl nimmt mir die Sicht. „Du ewige Stadt, ich trete an!“
Ich schiebe meinen durch das Mainhochwasser geschwärzten Laufschuh auf die erste Stufe, da haut es mich brutal vom Sockel: Zehn, fünfzehn lautstarke Italie