: David Arp, Claudia Arp
: Pubertät in Sicht So begleiten Sie Ihr Kind zwischen 9 und 13
: Brunnen Verlag Gießen
: 9783765574849
: 1
: CHF 13.30
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: Psychologie
: German
: 288
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Kinder werden heute schneller 'groß' als noch vor einer Generation. Die ersten dunklen Wolken des heraufziehenden Sturms Pubertät können sich schon bemerkbar machen, wenn die Kinder gerade mal im zweiten Schuljahr sind. Das Alter zwischen 9 und 13 gilt als die 'übersehenen Jahre' - Zeiten, in denen Kinder noch als pflegeleicht gelten und keine allzu großen Erziehungsbemühungen herausfordern. Hatten wir gedacht. Für Kinder sind diese 'Lückenjahre' eine herausfordernde Zeit. Denn sie bewegen sich in einem Zwischenland zwischen der Geborgenheit der Kindheit und der verlockenden, aber auch verunsichernden Welt der Heranwachsenden. Unvorhergesehene Stimmungsausraster oder Zickigkeiten können da schon mal vorkommen. Handystress, Mobbing in der Schule, Diskussionen über Outfit und Freizeitaktivitäten ... Das kann auch Eltern verunsichern. Wie können Sie als Eltern Ihr Kind in dieser herausfordernden Zeit verstehen und gut begleiten? Wie können Sie Gelassenheit bewahren, auch wenn schon mal die Fetzen fliegen oder Ihr Kind sich vor Ihnen verschließt? Dieses Buch setzt auf den Beziehungsfaktor. Und verrät, wie Sie Ihrem Kind die nötige Geborgenheit und die nötige Freiheit geben, damit es den Übergang ins Jugendalter selbstbewusst meistert.

Claudia und David Arp, Initiatoren der PEP-Elterngruppen (Eltern ermutigen Eltern), sind Autoren des Bestsellers 'Und plötzlich sind sie 13 oder Die Kunst, einen Kaktus zu umarmen'. In Deutschland sind sie unterwegs als Referenten zu Erziehungsthemen und Gestalter von Eheseminaren '10 Great Dates'. Claudia und David Arp haben drei erwachsene Söhne und neuen Enkelkinder. Sie leben in Great Falls, Virginia, USA.

Kapitel 2
Was Sie wissen müssen, bevor die Pubertät zuschlägt

Mia, 11, meinte es todernst: „Wenn ich eine eigene Wohnung und eine Kreditkarte hätte, könnte ich allein leben. Ich brauche euch wirklich nicht mehr.“ Wir kannten Mia, seit sie ein Baby war. Was war mit diesem süßen, verschmusten Mädchen passiert, dass sie jetzt ihre Eltern loswerden wollte? Nichts Ungewöhnliches. Sie kommt allmählich in die Kaktusjahre. Mit Mama kuscheln? Brauche ich nicht mehr. Zum Glück ist Mia noch kein ausgewachsener Kaktus und ihrer Mutter bleibt noch ein wenig Zeit, sich ihren eigenen Spielplan zurechtzulegen und Mia auf die nahende Teenagerzeit vorzubereiten.

Wenn sich die ersten Anzeichen der nahenden Pubertät zeigen, müssen Eltern vor allem eines wissen: Kinder sind auf Unabhängigkeit programmiert. Das Kind hat die Aufgabe, sich von den Eltern zu lösen und eine eigenständige Persönlichkeit zu werden. Wir wollen ja nicht, dass sie mit 30 oder 35 immer noch im Keller wohnen und keinen Job haben, oder? Als Eltern haben wir die Aufgabe, die Kinder loszulassen und sie auf dem Weg in ihr eigenes Leben so zu begleiten, dass sie keinen Schaden nehmen. Eine Mutter klagte mir (Claudia) frustriert: „Ich habe das Gefühl, dass ich die Kontrolle verliere.“ Und ich habe ihr geantwortet: „Genauso ist es. Aber wie du das tust, hast du selbst in der Hand. Du musst dich darauf einstellen, was kommt, und dir überlegen, wie du anfangen kannst, deine Tochter loszulassen.“

Es ist wirklich eine paradoxe Situation: Wir müssen mehr und mehr Kontrolle abgeben, aber das sollten wir so kontrolliert wie möglich tun! Kein Wunder, dass Eltern gestresst sind. Wie findet man denn dieses Gleichgewicht zwischen zu viel Kontrolle und zu wenig Begleitung? Alle Eltern, die ihr Kind lieben, suchen eine Antwort auf diese Frage.

Wir haben eine Zeit lang in Inzlingen gelebt, einer Kleinstadt an der deutsch-schweizerischen Grenze. Freunde hatten uns für ein Wochenende eine Ferienwohnung in Engelberg zur Verfügung gestellt. Der Winter war lang und eisig gewesen, aber jetzt zeigten sich erste Anzeichen von Frühling. Wir freuten uns auf diesen Kurzurlaub und darauf, die ersten Frühlingssonnenstrahlen zu genießen. Wir beluden den Wagen mit Lebensmitteln, dem nötigen Krimskrams und unseren drei Söhnen und fuhren in die Schweizer Alpen.

Am ersten Morgen brachen wir alle fünf auf zu einer Tageswanderung. Die Kulisse war faszinierend. Majestätische, schneebedeckte Berge umgaben das enge Tal, durch das wir liefen. Der Weg schlängelte sich an einem Bergbach entlang. Die ersten Frühlingsblumen steckten die Köpfe aus dem tauenden Schnee. Nirgendwo plärrte ein Gettoblaster. Das Smartphone musste erst noch erfunden werden. Kein Lärm von Autos oder Eisenbahn, einfach paradiesische Stille. Nur unsere lebhaften Jungs konnte man natürlich hören. Es war einer dieser Bilderbuchmomente in unserer Familiengeschichte.

Dann geschah das Unwahrscheinliche. Wir hörten ein Grollen, etwas wie einen Donner. Aber es war kein Gewitter. Es war … eine Lawine. Im ersten Moment waren wir starr vor Schreck. Wir kannten genügend Geschichten von Lawinenunfällen in den Alpen. Aber es war das erste Mal, dass wir selbst einen erlebten. Dann schnappten wir unsere Jungs und kletterten in Höchstgeschwindigkeit den Berghang hinauf. Okay, nicht gerade die beste Idee, werden Sie sagen – wir würden nur früher und weiter oben unter den Schneemassen begraben werden. Aber wir mussten einfach etwas tun. Dann beobachteten wir höchst erleichtert, wie die Lawine auf der anderen Seite des Tals hinabdonnerte.

Kinder zu erziehen ähnelt dieser Lawinenerfahrung. Lange Zeit läuft alles reibungslos und man genießt die gemeinsame Wanderung, aber plötzlich bricht die Katastrophe l