: Emery Lord
: Nur um dich lächeln zu sehen
: cbj Kinder-& Jugendbücher
: 9783641201722
: 1
: CHF 8.80
:
: Jugendbücher ab 12 Jahre
: German
: 352
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
'Man weint und lacht oft innerhalb nur einer Seite.' (Jasmine Warga, Autorin von Mein Herz und andere schwarze Löcher)
Als Vivi neu nach Verona Cove kommt, das kleine Nest an der Westküste, spürt sie sofort: Hier ist ein Neuanfang möglich. Als ihr dann der hinreißende Jonah mit seinen phänomenalen Kochkünsten begegnet, verfällt sie ihm augenblicklich - und Jonah ihr. Mit unbändiger Lebenslust und einem Feuerwerk aus Gedanken und Gefühlen wirbelt Vivi durch Jonahs Leben und das seiner Familie. Und mit jedem Tag ihres Zusammenseins spürt Jonah die Last, die er seit dem Tod seines Vaters mit sich schleppt, leichter werden. Doch Vivis Dämonen sind mächtig, und obwohl dieser gleißende Sommer fast unbeschwert ist, wird er sie beide für immer verändern ...

Emery Lord ist Autorin von bisher vier Jugendromanen und wurde an der amerikanischen Ostküste geboren. Heute lebt sie in Cincinnati mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter sowie zwei ausgebildeten Rettungshunden. Emery glaubt an die Magie des Geschichtenerzählens, sie liebt Riesenräder und besitzt eine beeindruckende Sammlung an unpraktischen Schuhen.

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Vivi

Ich wusste sofort, dass ich mich in Verona Cove verliebt hatte, aber erst am siebten Tag konnte ich mich dazu bekennen. Nach einer Woche schnitzte ich also meinen Namen in einen großen Baum in der Ortsmitte. Mir war nicht klar, wie schwierig es ist, mit dem Taschenmesser eine harte Rinde zu durchbohren: Ich habe eine Ewigkeit für nur elf Buchstaben gebraucht. Zum Glück patrouilliert die Polizei nicht im Irving Park, bevor die Sonne aufgeht, und auch sonst nirgends. In Verona Cove wirft höchstens mal jemand eine Papierserviette weg, das vermutlich schwerste Verbrechen, das hier je begangen wurde. Und ich wette, dieser Jemand hat einfach die Serviette fallen lassen und ist ihr dann verzweifelt nachgejagt, aber der Wind hat sie fortgerissen, bis sie irgendwo zu Müll wurde.

Außerdem reizt mich der Gedanke, erwischt zu werden, oder würde ich mich sonst mit rissigen Buchstaben für immer in einem Baum verewigen, der älter ist als alle 3051 Einwohner von Verona Cove zusammen?Vivi war hier.

Als ich fertig bin, tätschle ich mein Werk, weil – okay, ja, ich bin eine Umweltzerstörerin, aber das hier ist ein Verbrechen aus Leidenschaft. Und dem Park macht es nichts aus, das weiß ich, weil ich das alles hier liebe, und ich glaube, selbst der megaordentlich gemähte Rasen und die beschilderten Bänke spüren meine Zuneigung.

Ich verlasse den Park und merke erst jetzt, dass ich viel später dran bin als sonst. Die Morgensonne ist bereits über den Horizont gekommen und die Blätter werfen Schatten so zart wie Seidenspitze auf den Gehsteig. Überall sprießen Blumen, aus jedem Quadratzentimeter des Ortes – fuchsienrote Rosen, die über die Spaliere kriechen, Forsythien, funkelnd wie gelbe Leuchtraketen. Während ich den Weg entlangschlendere, ziehen sich die Bäume über mir aus und streifen blassrosa Blütenblätter ab wie in einem langsamen Burlesquetanz.

Deshalb will ich für immer hierbleiben, nicht nur den Sommer über. Bisher habe ich Mom gegenüber immer behauptet, dass Hawaii im Vergleich zu Verona Cove wie eine schwimmende Müllhalde aussieht. Also streng genommen war ich noch nie in Hawaii, aber ich habe Fotos davon gesehen. Verona Cove ist ein winziger Ort, den man wohl eher irgendwo in Massachusetts oder North Carolina suchen würde, der sich aber stattdessen in eine kleine Bucht an der kurvigen kalifornischen Küste schmiegt. Ich habe schon in mehreren Städten gelebt, und Verona Cove ist keine, so viel steht fest, sondern eher eine Mischung aus Kleinstadtidylle, Regenwald und Shangri-La. Jedes Detail ist so perfekt, dass man sich an ein Filmset versetzt fühlt, und ich würde am liebsten meine Hände über die bemalten Gartenzäune gleiten lassen, die Retro-Briefkästen, die Straßenlaternen, die wie eine lange Reihe schimmernder weißer Monde aussehen. Alles ist sauber, aber nicht steril, man spürt, dass jeder noch so winzige Fleck an diesem Ort bewohnt und geliebt wird.