Es waren einmal ein Mann und eine Frau. Sie hießen Max und Anna. Und sie liebten sich sehr. Seitdem sie achtzehn Jahre alt waren. Heute, fünfzehn Jahre später, lieben sie sich noch immer. Einander und ihre Geschichte. Eine Geschichte mit Höhen und Tiefen, Trennungen, Umbrüchen und Neuanfängen.
Und ganz am Anfang dieser Geschichte gab es Max und Anna gemeinsam in ihrer Heimatstadt. Max und Anna und den heftigen Knall des Verliebtseins. Ein Jahr lang nur Max und Anna. Eine Verschmelzung, die sich nach Annas Studienbeginn in einer anderen Stadt und zweijähriger Fernbeziehung veränderte. Beide fingen an, sich zu fragen, was es da sonst noch auf dieser Welt zu entdecken gab. Einen Blick über den Verschmelzungsrand hinaus zu riskieren war doch sicher auch ganz spannend, oder nicht? Die beiden wollten sich aus Liebe zueinander loslassen, um nach drei Jahren »wir« mal wieder ein paar Schritte alleine durchs Leben zu gehen. Max zog es nach Neuseeland, Anna genoss das Studiensingleleben in Göttingen. Zwei Jahre nach dieser Trennung fanden die beiden sich wieder. Weil es Liebe war. Weil sie Max und Anna waren. Denn den Kontakt zueinander hatten sie nie verloren, ihre Gefühle erst recht nicht. Sie hatten sich selbst nur ein Stück dazugewonnen und waren erwachsener geworden. Sie beendeten ihr Studium, zogen in Göttingen zusammen und fingen an zu arbeiten. Wie man das so macht. Und das machte etwas mit ihnen. Nicht sofort, aber mit der Zeit. Schleichend. Anna verzweifelte nach zwei Jahren so sehr an ihren Sozialarbeiterjobbedingungen, dass sie kündigte. Sie hatte sich selbst in den Geschichten der anderen verloren. Sollte es das gewesen sein? Anna wollte eine neue Herausforderung, weg aus der Kleinstadt und nach Berlin gehen. Max hingegen hatte gerade eine Stelle an der Uni angenommen und wollte sich ebenso auf seinen eigenen Neuanfang konzentrieren. Und so ging Anna alleine in die Hauptstadt. Als Single. Denn beide dachten, dass man das so macht, wenn die Bedürfnisse so weit auseinanderliegen. Sich jeder mal ganz frei um sich selbst kümmern möchte. Sie merkten erst später, dass sie irrten. Denn die Idee einer Trennung kam auch auf, weil sie merkten, dass sie in die vorgefertigte Schablone der perfekten monogamen Beziehung nicht so recht hineinpassen wollten. Nicht, weil sie einander nicht mehr liebten und begehrten. Das konventionelle Modell von Beziehung und Paarleben passte einfach nicht hundertprozentig zu ihnen. Deshalb wagten sie vor sieben Jahren dann auch das Experiment offene Beziehung. Offen, weil sie anfingen, ihre eigene Schablone zu schaffen. Eine, die niemals starr ist. Die sich verändern darf. Weil die beiden sich verändern dürfen. Und weil sie nicht ohneeinander wollen. Sie wollten nur weiterhin sehr frei sein dürfen. In ihren Gedanken, Wünschen und Handlungen. So wollten sie beispielsweise auch weiterhin mit anderen schlafen dürfen. Abenteuer erleben. Und so sprachen sie über Regeln und Vereinbarungen und begaben sich gemeinsam auf eine unbekannte Reise. Max lebte in Göttingen, Anna in Berlin. Und das blieb auch so, als die beiden vor fünf Jahren heirateten. Seit drei Jahren leben die beiden ihre Geschichte nun jeden Tag in Hamburg weiter. Eine Geschichte mit vielen Kapiteln. Einige davon haben es in dieses Buch geschafft. Andere werden später erlebt.
Seit dem Beginn unserer Geschichte ist viel passiert. Innerhalb unserer Beziehung selbst, aber auch die äußeren Bedingungen veränderten sich immer wieder. So haben wir mal klassisch zusammengelebt, mal getrennt in der gleichen Stadt, mal in unterschiedlichen Städten oder in ganz verschiedenen Ländern. In Sachen Fernbeziehung kennen wir uns also ganz gut aus. Und da wir nach wie vor kein Paar sind, das andauernd aufeinanderhocken will, konnten wir uns immer ganz gut damit arrangieren. Wir telefonierten nicht jeden Tag oder dateten uns andauernd up, wo wir gerade mit wem waren. So machen wir es heute noch, wenn zum Beispiel einer von uns beiden mal länger beruflich verreist. Und ich mag das. Ich spreche lieber alle paar Tage mit Zeit und Platz ganz in Ruhe über alles, was mir und uns wichtig und unwichtig erscheint. Ein kleines »Gute Nacht« schicken wir uns trotz