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Als sich die düsteren Wolken der Depression verzogen, wurde mein Leben von Tag zu Tag etwas besser. Es boten sich immer neue Gelegenheiten zu schreiben, und meine Arbeit machte auf allen Ebenen Fortschritte. Auch emotional war ich jetzt stark genug, um an meinem Wohnort einen Songwriting-Kurs für Frauen aus benachteiligten Schichten anzubieten.
Bald aber regte sich ein noch mächtigerer Drang in mir, nämlich der Wunsch, Mutter zu werden. Ich war mittlerweile über vierzig und hatte den Kinderwunsch eigentlich aufgegeben. Durch all meine früheren Beziehungen zogen sich die Suchtprobleme meiner jeweiligen Partner wie ein roter Faden, und ich selbst hatte früher ja auch Gras geraucht, auch wenn diese Zeiten längst vorbei waren.
Mit den Suchtproblemen meiner Partner hatte ich stets den unbefriedigenden Charakter dieser Beziehungen mir selbst gegenüber entschuldigt. Zugegeben war der eine Alkoholiker, aber wenigstens schrie er nicht herum oder schlug mich gar. Der andere rauchte täglich Marihuana, aber immerhin rührte er keinen Alkohol an, und so weiter und so fort. Jahrelang erkannte ich das Potenzial, das in meinen Partnern steckte, ehe ich begriff, dass sie selbst es nicht sahen. Ich wiederum wusste jahrelang nicht, dass es mein geringes Selbstwertgefühl war, das mich solche Beziehungen eingehen ließ. Aber es tat sich etwas in mir, und diese alten Muster veränderten sich allmählich.
Ich war zu jener Zeit Single, brauchte das auch irgendwie. Diese Zeit der Einsamkeit, in der ich innerlich frei wurde, war das Beste, was mir je passiert war. Ich genoss mein Singledasein und die damit verbundene Unabhängigkeit. Doch völlig aus dem Nichts heraus kam der Kinderwunsch auf und wurde immer stärker.
Ich hatte schon an Adoption gedacht, allerdings stand diese Option nie so im Vordergrund, dass ich einen entsprechenden Antrag gestellt hätte, und so verschwand die Idee wieder aus meinen Gedanken. Das Leben signalisierte mir, dass es andere Pläne für mich hatte. Unterdessen gab mir mein Körper in aller Deutlichkeit zu verstehen, dass es höchste Zeit war. Das Gefühl, dass irgendwo ein kleines Mädchen auf mich wartete, wurde immer stärker. Ebenso die Hoffnung, den richtigen Partner für eine Beziehung zu finden.
Während sich die Tore des Wandels und der Chancen immer weiter öffneten und mich in meinem neuen, postdepressiven Leben willkommen hießen, lernte ich einen Mann kennen. Unsere Bekanntschaft verwandelte sich in Freundschaft, und von Freunden wurden wir zu Liebenden. Zwei Monate danach war ich schwanger, was wir beide gewollt hatten. Ich war damals 44 Jahre alt. Der Wunsch nach einem Kind war so stark gewesen, dass ich keinen Moment daran gezweifelt hatte, dass es klappen würde. Zum Glück lebte ich in einer Welt, in der die Stimme der inneren Führung lauter sprach als alle Statistiken zur Empfängniswahrscheinlichkeit.
Eines Abends saß ich plaudernd mit einer Freundin am Lagerfeuer. Mein Freund und ich hatten an diesem Nachmittag miteinander geschlafen. Während ich relaxt in meinem Campingstuhl saß und die Wärme des Feuers und den unbeschreiblichen Anblick der Sternendecke über mir genoss, überfiel mich einen Augenblick lang ein Gefühl der Schwäche. Dann aber durchspülte eine Woge der Liebe jede Zelle meines Körpers. Ein Sternenfunken strahlte hell auf in meinem Geist. Es war schlicht unglaublich, wie mein Körper sich willentlich löste und lockerte und ganz diesem Hochgefühl überließ. Und im nächsten Augenblick war das Gefühl wieder weg, einfach so.
Die Flammen des Feuers prasselten weiter, und auch die Sterne fu