: Jacqueline Yallop
: Big Pig, Little Pig Darf man Tiere, die man liebt, trotzdem essen?
: Blanvalet
: 9783641224516
: 1
: CHF 11.50
:
: Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
: German
: 352
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Lieben Sie Tiere? Essen Sie gerne Fleisch? Dann lesen Sie dieses Buch!
Als Jacqueline mit ihrem Mann in den Südwesten Frankreichs zieht, möchte sie dem idealen Leben auf dem Land so nahe wie möglich kommen und kauft zwei Ferkel, die sie ein Jahr lang aufziehen und danach schlachten will. Aber je mehr sich die beiden Tiere in ihr Herz grunzen, desto stärker zweifelt Jacqueline an ihrem Vorhaben. Kann sie sich tatsächlich von ihren Schweinen trennen - und sie sogar selbst töten? Dieses wunderbare Memoir erzählt von einer außergewöhnlichen Entscheidung und eröffnet zugleich einen gefühlvollen Blick auf die Debatte, ob man Fleisch essen soll und ob man Tiere, die man isst, überhaupt lieben darf.
  • Lieben Sie Tiere? Essen Sie gerne Fleisch? Dann lesen Sie dieses Buch!
  • Ein inspirierender Blick auf die Debatte über bewusste Ernährung und artgerechte Tierhaltung.
  • Für alle Leser von Jonathan Safran Foers Tiere essen und Karen Duves Anständig essen.


Jacqueline Yallop hat Englische Literatur studiert, ist Autorin dreier Romane sowie zweier Sachbücher und lehrt Creative Writing an der University of Aberystwyth in Wales. Sie reist zwischen Großbritannien und dem Südwesten Frankreichs hin und her, kuratiert Ausstellungen und liebt es, Schweine zu halten.

2

Im heißen, gemächlichen Sommer von 1783 läuft der zweite Abend in Dublin sogar noch besser als der erste, also ist der Saal auch für die dritte Nacht gebucht, und eilig werden Plakate in Druck gegeben. Nach jahrzehntelanger Schufterei und Enttäuschung, in denen er seine Kneipe ausgewischt, schlafende Betrunkene vor die Tür geschleppt und die feuchten Sägespäne auf die Straße gekippt hat, steht Samuel Bisset wieder im Rampenlicht, weil sein schwarzes Schwein ein Star ist: Die Leute lieben das Tier. Warum auch nicht? Es ist ein gut aussehendes Vieh mit kräftigem Nacken und Hüften, dabei aber nicht riesig oder schwabbelig. Es ist ein Schwein, wie es jeder zu Hause im Stall hat, nur vielleicht schlanker, mit mehr Glanz im Fell, und es macht ein nettes Trippelgeräusch, wenn es über die Bretter der Bühne trottet. Außerdem hat es einen Ausdruck in seinen Augen, den sie bei ihren Hinterhofschweinen nicht kennen: ein Glitzern, ein wissendes Leuchten; sicherlich ein Zeichen seiner Weisheit. Das hier, darin sind sie sich einig, ist ein einmaliges Schwein, ein Wunder seiner Rasse, ein Wunder der Natur, von dem sie Zeugnis ablegen dürfen. »Wunderbar und außergewöhnlich«, verkünden die Zeitungen.

Stück für Stück finde ich mehr Einzelheiten über Samuel Bisset und seine wechselvolle Geschichte heraus. So wie ich Big Pig und Little Pig besser kennenlerne, da sie mehr und mehr meiner Zeit in Beschlag nehmen, fasziniert mich dieses andere Schwein zunehmend, dieses schwarze Schwein aus einer längst vergangenen Zeit, das es von einem unbekannten Tier zu einer bizarren Berühmtheit gebracht hat. Die Aufführung ist recht schlicht. Eine Reihe von Buchstaben- oder Zahlenkarten wird in einem Kreis vor dem Schwein ausgelegt, und wenn Bisset dem Schwein eine Frage stellt, zeigt es – Buchstabe für Buchstabe oder Zahl für Zahl – auf die Antwort. Einige Fragen sind einfach zu beantworten – Wie heißt die feine Dame in dem blauen Kleid? –, andere erfordern eindeutig Überlegungen, Berechnungen oder sogar telepathische Fähigkeiten: Wie viele der Anwesenden haben mehr als 500 Pfund Schulden? Was denkt der Herr mit dem Stock jetzt gerade? Im Raum sind keine Handlanger oder Komplizen positioniert. Bisset und sein Schwein arbeiten allein – so viel ist klar –, und die Zuschauer können keine Hinweise auf Tricksereien oder Schummeleien entdecken: Bisset macht keine offensichtlichen Zeichen, er gibt weder ein Flüstern noch ein Quieken, Stampfen oder Niesen von sich. Die Menschen sind verwirrt von dem, was sie sehen, sie wundern sich über dieses kluge Schwein. Aber es schlägt sie in seinen Bann, und sie lassen sich schnell von seinem geübten Auftritt überzeugen. Niemand bezweifelt, dass es die wundersame Intelligenz des Schweines ist, die es ihm ermöglicht, solche Kunststücke vorzuführen. Eine Intelligenz, die nur durch Bissets vorsichtiges Training zur Vollendung gelangt ist.

Außerhalb der Bühne ist Bisset sehr ruhig, vielleicht um seine Gedanken zu sammeln. Ich kann nur sehr wenig darüber herausfinden, wie er in diesen Dubliner Tagen lebt, oder was er tut, wenn er nicht auftritt. Sehr wahrscheinlich ist er überrumpelt von seinem plötzlichen Erfolg. So viele Jahre hat er von den Erinnerungen an die aufregenden Tage damals in London gezehrt, dass diese dünn und blass geworden sein dürften. Da wäre es verständlich, wenn er vom leuchtenden Triumph und dem Lärm seines neuen Erfolges überwältigt wäre. Ich stelle ihn mir in einem ruhigen Pensionszimmer sitzend vor, glücklich, das Schwein neben sich zu haben, den gewohnt herben Geruch nach Dung in der Nase und das angenehme Gefühl rauer Haut unter seiner Hand, während er seinen neuen Star st