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Teddy
Teddy Telemachus hatte es sich zum Ziel gesetzt, sich mindestens einmal am Tag zu verlieben. Nein, verlieben traf es nicht ganz; sich in die Liebe hineinzustürzen passte besser. Zwei Jahrzehnte nach Maureens Tod bestand die einzige Möglichkeit, sein leeres Herz weiterhin schlagen zu lassen, darin, ihm regelmäßig Starthilfe zu geben. An Sommerwochenenden spazierte er über den Clovers Gartenmarkt auf der North Avenue oder wanderte durch den Wilder Park, in der Hoffnung auf emotionale Defibrillation. An Wochentagen jedoch setzte er auf Supermärkte. Der Jewel-Osco war der nächstgelegene und zum Einkaufen vollkommen ausreichend, doch für Herzensangelegenheiten bevorzugte er Dominick’s.
Sie fiel ihm ins Auge, als sie sorgfältig die Bioregale durchstöberte, einen leeren Einkaufskorb am Arm; Erkennungszeichen einer Frau, die ihre Zeit mit etwas füllen will, nicht ihren Einkaufswagen.
Sie war vielleicht Mitte vierzig. Ihr Stil war auf trügerische Art simpel: ein einfaches ärmelloses Top, Caprihose, Sandalen. Würde ihr jemand ein Kompliment machen, würde sie behaupten, einfach irgendetwas angezogen zu haben, aber andere Frauen wüssten es besser. Teddy wusste es besser. Diese Kleider waren maßgeschneidert, um legerauszusehen. Die schnörkellose Ledertasche, die neben ihrer Hüfte baumelte, war eine Fendi. Die Sandalen waren ebenfalls italienisch. Doch was ihm einen Schauer durchs Herz jagte, war der perfekt abgestimmte Farbton ihrer rot lackierten Zehennägel.
Deshalb kaufte er bei Dominick’s ein. Ging man an einem solchen Dienstagnachmittag in einen Jewel, traf man dort alte Frauen in ballonseidenen Trainingsanzügen, die auf Sonderangebote aus waren und Suppendosen ins Licht hielten, hypnotisiert vonPortionsgröße undPreis pro 100 Gramm. In einem Dominick’s, vor allem in den schickeren Vororten, in Hinsdale oder Oak Brook, konnte man Frauen mit Klasse treffen, Frauen, die sich mit Accessoires zu schmücken wussten.
Er schob seinen leeren Wagen nah an sie heran und tat so, als studiere er das Angebot an traditionell hergestelltem Honig.
Sie hatte ihn nicht bemerkt. Sie trat einen Schritt vom Regal zurück und stieß gegen ihn, und er ließ das Kunststoffhonigglas fallen. Es passierte beinahe versehentlich; seine steifen Finger waren an diesem Tag besonders störrisch.
»Das tut mir leid!«, sagte sie.
Sie bückte sich und er sagte, »Oh, das brauchen Sie nicht –«, und beugte sich gleichzeitig h