Kapitel zwei
»Mr Hoopes? Eli?«
»Hal-lo!«
»Mein Name ist Margot Sharpe. Ich bin Professor Ferris’ Mitarbeiterin. Wir kennen uns bereits. Wir sind gekommen, weil wir heute Vormittag ein wenig von Ihrer Zeit beanspruchen wollen …«
»Ja. Guten Tag.«
Seine Augen leuchten auf. Das Aufblitzen der Hoffnung in seinen Augen!
»Guten Tag, Margot!«
Ihre Hand von seiner umschlossen, ein wiedererkennendes Halten.
Er erinnert sich an mich. Nicht bewusst – aber er erinnert sich.
Noch kann sie darüber nicht schreiben. Noch hat sie dafür keine wissenschaftlichen Belege.
Der Amnesiekranke wird Arten des Erinnerns finden. Es ist eine nichtdeklarative Erinnerung, sie kommt ganz ohne das Bewusstsein aus.
Denn es gibt ein emotionales Gedächtnis, genauso wie es ein deklaratives Gedächtnis gibt.
Es gibt ein tief im Körper wurzelndes Gedächtnis – ein Gedächtnis, das von Leidenschaft hervorgebracht wird.
Von Glück durchströmt, fühlt sich Margot Sharpe wie ein Ballon, dem das schnell einströmende Helium Auftrieb gibt.
»Mr Hoopes? Eli?«
»Hal-lo! Hal-lo.«
Er lächelt sie erwartungsvoll an, beugt sich vor und schüttelt ihr die Hand.
In seiner großen, kräftigen Hand Margot Sharpes kleine Hand.
»Vielleicht erinnern Sie sich nicht, wir kennen uns bereits – Margot Sharpe. Ich bin eine Kollegin aus der Forschungsgruppe von Professor Ferris. Wir arbeiten schon, nun ja, einige Zeit zusammen.«
»Mar-got Sharpe. Ja. Wir arbeiten schon … einige Zeit zusammen.« E.H. lächelt höflich, als wisse er sehr genau, wie lange sie schon zusammenarbeiten, doch als sei das ein Geheimnis zwischen ihnen.
Heute hat E.H. die größere Zeichenmappe bei sich. Er hat das Kreuzworträtsel derNew York Times gelöst, die Zeitungsseite liegt wie üblich auf dem Fußboden.
Er hat mit einem Kohlestift gezeichnet, an einem Fenster im rückwärtigen Teil des Versuchsraums im dritten Stock. Er scheint das Fenster nicht wahrzunehmen, an dessen Scheibe dramatisch der Regen prasselt, so wenig wie er seine Klinikumgebung wahrnimmt; die Themen der Kunst, die seine Aufmerksamkeit ganz in Anspruch nehmen, liegen fast ausschließlich in seinem Innern, und darüber möchte er anderen nichts mitteilen.
Außer, manchmal, Margot Sharpe.
Allerdings weiß sie, dass sie ihn nicht fragen darf, ob sie seine Zeichnungen sehen kann, sondern warten muss, bis er sie ihr zeigen will. Das Angebot, wenn es denn kommt, wird spontan gemacht.
»Haben Sie eine Vorstellung, wie lange wir schon zusammenarbeiten, Eli?«, fragt Margot immer.
E.H.s Lächeln erlischt. Nachdenklich und ernst sagt er:
»Also, ich glaube … sechs Wochen vielleicht.«
»Sechs Wochen?«
»Vielleicht mehr, vielleicht weniger. Ich weiß schon, ich hab ein Problem mit dem, was Gedächtnis genannt wird.«
»Wie lange haben Sie dieses Problem schon, Eli?«
»Wie lange ich dieses Problem schon habe? Also, ich glaube