: P.C. Cast
: Sun Warrior Gefährten einer neuen Welt
: S. Fischer Verlag GmbH
: 9783104905914
: Gefährten einer neuen Welt
: 1
: CHF 16.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 672
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In einer zerstörten Welt voller Gefahren kämpfen drei verfeindete Stämme ums Überleben. Die junge Mondfrau Mari ist auserwählt, sie zu retten, doch überall lauert Verrat. Mari und Nik sind in einer verzweifelten Lage. Der Wald steht in Flammen, und der Brand droht die Baumstadt des Stamms des Lichts vollständig zu vernichten. Wer kann jetzt noch das Feuer aufhalten? Thaddeus sieht Nik als Verräter und hat Teile des Stamms auf seiner Seite, die Niks Bund mit Mari nicht verstehen. Der Stamm ist gespalten, denn einige erkennen an, dass Mari Stammesangehörige von der Fäule geheilt hat und auch von einem Welpen erwählt wurde, also eine von ihnen sein muss. Andere bleiben misstrauisch gegenüber der Erdwanderin. Unerwartet kommt Hilfe von Antreas, einem Luchsmann, und Bast, seinem Gefährten. Als Mari und Nik aufbrechen, um die Frauen des Weberclans zu retten, schließen sich ihnen einige Männer und Frauen vom Stamm des Lichts an. Gemeinsam mit Antreas und Bast bilden sie eine neue Gruppe, die alte Feindschaften überwindet.

P.C. Cast ist die Autorin der zwölfbändigen House of Night-Serie. Sie wuchs in Illinois und Oklahoma auf und arbeitete viele Jahre als Lehrerin, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Ihre Bücher erreichten eine Gesamtauflage von über zwanzig Millionen Exemplaren und erschienen in mehr als vierzig Ländern. Die Autorin lebt mit ihrer Familie und ihren geliebten Katzen, Hunden und Pferden in Oregon.

1


Die Welt bestand aus Rauch. Wie ein Winternebel verdüsterte er die Luft um Mari und Nik, ballte und zerstreute sich in den tückischen Windböen, während in der Ferne wie zum Hohn Donner grollte, der Regen anzukündigen schien.

Mari zeigte nach vorn. »Da! Gleich sind wir am Ufer. Wenn der Wind den Rauch auseinanderweht, kann ich es sehen.«

»Kannst du auch sehen, ob wir anlanden können, oder ist es noch zu felsig?«, fragte Nik schweratmend. Ohne aufzusehen, ruderte er mit aller Kraft gegen die wilde Strömung an. Zu seinen Füßen lag ein großer Schäferhund, der ihn aus klugen, traurigen, bernsteinfarbenen Augen beobachtete.

»Es ist eher schlammig als felsig, und es gibt ziemlich viel Gebüsch, aber darin sollten wir das Boot gut verstecken können«, rief Mari. Neben ihr spähte eine jüngere Ausgabe des großen Schäferhunds mit gespitzten Ohren zum Ufer hinüber und nieste kräftig. Mari lächelte ihrem Gefährten zu und raufte ihm die Ohren. »Ich weiß! Aber dort hinten«, sie wies mit dem Kinn nach Süden, »ist der Rauch noch viel schlimmer.« Dann warf sie über die Schulter einen Blick auf den jungen Mann, der sich so sehr abmühte, sie ans Ufer zu bringen. »Meinst du wirklich, wir sollten hier an Land gehen, Nik? Wir sind immer noch so furchtbar nah an dem Waldbrand.«

Auch jetzt hielt er nicht im Rudern inne, obwohl er schweißgebadet war, sah sie allerdings grimmig an. Es quälte sie, welche Trauer in seinem Blick lag –, weil sie sie so gut verstand. An diesem Morgen hatte er seinen Vater verloren. Und sie vor wenigen Wochen ihre Mutter. Vielleicht würden sie irgendwann die Zeit finden, gemeinsam zu trauern und daraus Trost zu schöpfen. Im Moment jedoch war ihnen die geteilte Trauer keine Hilfe, nicht, wo Gefahr sie ebenso dick und schwer umwaberte wie der Rauch.

»Tut mir leid, Mari.« Nik zögerte einen Moment. »Ich steige hier aus. Lasst ihr euch weiter mit der Strömung treiben, bis ihr den Rauch hinter euch habt. Laru soll bei euch bleiben. Ich finde euch schon wieder, wenn das hier vorbei ist.«

Mari starrte ihn entgeistert an. Schließlich begriff sie, was er meinte. Heftig schüttelte sie den Kopf. »Nein, Nik! Du kannst doch nicht –«

Sie verstummte, weil er ein Ruder losließ und ihre Hand packte. »Ich muss. Ich muss zu meinem Volk. Vielleicht kann ich irgendwas für es tun – keine Ahnung, egal was.«

»Aber dieser Thaddeus! Bei dem Rauch und der ganzen Verwirrung wäre es ein Leichtes für ihn, dir einen Pfeil in den Rücken zu jagen. Wenn du tot bist, hilft es deinem Volk auch nicht.«

»Thaddeus wird alle Hände voll zu tun haben, die Stadt vor dem Feuer zu retten, da wird ihm keine Zeit für mich bleiben. Aber ich passe auf mich auf«, versicherte Nik ihr.

Mari schloss die Augen und bemühte sich, Ruhe zu bewahren. Sie würde sich jetzt nicht ausmalen, was Nik zustoßen könnte. Sie würde sich nicht von Angst um ihn übermannen lassen. Sie würde ihm nicht im Weg stehen.

Dann öffnete sie die Augen und sah ihn an. »Nimm du Laru mit. Er soll auf dich aufpassen, wenn du zu sehr danach Ausschau hältst, wie du helfen kannst.« Tapfer lächelte sie Nik und den großen Schäferhund neben ihm an.

»Ich weiß nicht, ob ich ihm das zumuten will. Vielleicht sind seine Pfoten verbrannt. Schau, hier ist sein Fell versengt, das sieht zwar nicht so schlimm aus, doch ich will wirklich nicht, dass er –« Er brach ab, denn Laru bellte ungeduldig das Ufer an, als wollte er diesem befehlen, näher zu kommen.

So unbeschwert wie möglich sagte Mari: »Schau, Laru stimmt mir zu. Nie im Leben lässt er dich allein gehen!«