SOHN:
Papa, Charly hat gesagt, seine Schwester hat gesagt, mit «Elite» können sie ihr gestohlen bleiben!
VATER:
Aha. Und was ist «Elite»? Ein Haarspray oder eine neue Marmeladensorte?
SOHN:
Nee. Das ist mehr so ’ne Menschensorte!
SOHN:
Ja. Die wollen sie jetzt wieder züchten. In den Schulen. Damit wir wieder mehr davon kriegen. Aber Charlys Schwester sagt –
VATER:
Stopp, stopp – wollen wir doch erst mal Grund reinbringen in dein Gerede. Offenbar geht es um die «geistige» Elite, mit der Charlys Schwester nichts zu tun haben will.
VATER:
Da würde ich das Problem eher umgekehrt sehen!
VATER:
Unsere geistige Elite, denke ich, wird kaum das Bedürfnis haben, sich mit Charlys Schwester zu befassen. So wird nämlich ein Schuh draus!
VATER:
Ein Schuh, ja. Die Redensart kennst du doch.
VATER:
Dann ist es auch egal. Jedenfalls braucht sich Charlys Schwester um unsere Elite nicht zu kümmern.
SOHN:
Will sie ja auch gar nicht. Sie sagt ja grade, daß wir die gar nicht brauchen.
VATER:
Ach, brauchen wir nicht! Wir sollen ein Volk von Schwachsinnigen und Mittelmäßigen werden, was?! Danke bestens. Und weißt du denn überhaupt, was «Elite» bedeutet?
SOHN:
Klar. Das sind die mit den Einsen in der Schule.
VATER:
Na ja – so ganz stimmt das noch nicht. Zu Einsen kann man notfalls auch durch ungewöhnlichen Lerneifer kommen. Sagen wir besser so: Elite – das ist die Begabtenauslese eines Volkes. Oder einer Gesellschaft.
SOHN:
Und wobei sind die begabt?
VATER:
«Worin» – nicht «wobei». Nun, abgesehen von einzelnen Spezialbegabungen sind sie einfach von besonderer Intelligenz.
SOHN:
Und woran merkt man das?
VATER:
Zum Beispiel … an ihrer schneller Auffassungsgabe, an ihrer Lernfähigkeit. Auch daran, daß sie selbständig und folgerichtig denken können.
VATER:
Ja, sicher, zunächst mal in der Schule.
SOHN:
Aber Charlys Schwester sagt, manchmal sind die mit den tollen Begabungen, manchmal sind die ganz schlecht in der Schule!
VATER:
Ach je, ja, da spukt der arme Albert Einstein mal wieder rum, was? Mit dessen miserablen Schulleistungen trösten sich mittlerweile auch schon Generationen von Eltern schlechter Schüler! Aber Einstein war eine Ausnahme. Üblicherweise zeigt sich Intelligenz und hohe Begabung auch schon in der Schule.
SOHN:
Und warum sollen die dann noch in solche … solche Eliteklasse, wenn sie sowieso schon so intelligent sind?
VATER:
Damit sie optimal gefördert werden! Damit sie mehr lernen können als andere und sich auch wirklich zu Spitzenwissenschaftlern und Spitzenkräften auf allen Gebieten entwickeln.
SOHN:
Und wenn die gar nicht solche Spitzentypen werden wollen?
Der Vater stöhnt ob des Ausdrucks.
VATER:
Wer etwas kann, der will auch an die Spitze. Und der soll auch an die Spitze! Jeder Staat braucht schließlich seine geistige Elite!