Fernsehfilm
Albert Vogel-Spring
Anna Vogel-Spring
Hermann Herzer
Frau Herzer
Hiddi Herzer
Elsbeth Vogel
Lisbeth Vogel
Edwin Gust
Mia
Onkel Trieb
Pflegerin
Verkäuferin
Kneipenwirtin
Kneipengast
Speisesaalkellnerin
Hotelportier
Freunde, Bekannte (Partygäste und Lesungspublikum)
Dichter
Streichquartett
Männerstimme (im Zug)
Passagier
Ladenbesitzerin
1. einkaufende Frau
2. einkaufende Frau (mit Kind)
Gruppe spielender Kinder (im Wald)
Gruppe spielender Kinder (im Vorstadtgelände)
Passanten
Eine vorstädtische, leere Straße mit kleinen Läden und Kneipen. Eine nicht schlecht gekleidete Frau nähert sich, Anzeichen der Unruhe und der Unsicherheit in der Art, wie sie geht: als wolle sie nicht wahrgenommen werden. Sie wirkt auf den ersten Blick disparat in dieser Umgebung, die Neugier und die Mißbilligung, mit denen ein Bierfahrer ihr nachsieht, bekräftigen das. Die Frau: Anna. Sie betritt ein schäbiges kleines Café, in dem man (eine Frau hinter der Theke, Wirtin oder Kellnerin, und ein über die Theke gebeugter Gast) sie offenbar kennt. Anna tarnt ihr Unbehagen nun mit versuchter Leutseligkeit, die aber von den beiden andern nicht akzeptiert wird.
ANNAaufstöhnend, lächelnd, sich auf einen Stuhl fallen lassend, sie kopiert das, was sie sich unter einer Frau vorstellt, die in dies Café und zu den beiden an der Theke passen würde:
Ich trink wieder meinen Korn – lacht auf, bricht ab, erkennt den Mißerfolg ihrer Werbung.
Der Mann diesseits der Theke hat sich erstaunt und abschätzig nach ihr umgesehen. Die Frau zuckt die Achseln und richtet mit träger Indifferenz das Glas mit dem Korn, bringt es an Annas Tisch; ihr Ausdruck, mit dem sie Anna ohne Neugier prüft, ist bescheidwissend-mitleidig. Sie bleibt eine Weile am Tisch stehen, blickt herab. Anna, deren Lächeln und Korntrinken nochmals in der Frau die Kollaborateurin suchen, gibt schließlich auf und wendet sich gereizt dem Inhalt ihrer Tasche zu. Sie holt ein Notizbuch heraus, blättert, notiert etwas, streicht etwas anderes durch. Die Frau beobachtet sie ohne die geringste Scham, es hat aber auch nicht das geringste mit Neugier zu tun.
FRAU,Wirtin oder Kellnerin:
Und der Herr – Ihr Freund? Kommt er noch?
ANNAverwirrt, schwankend zwischen Ärger und dem Elan, sich erneut anzubiedern:
Wieso? Natürlich –
FRAUnickt, blickt unentwegt auf Anna herunter:
Trinkt er wieder Tee, wenn er kommt?Sie sieht zum Mann an der Theke hin, ihr schwerfälliges Gesicht bewegt seine Muskeln zu einem spöttisch-belustigten, aber nicht bösartigen Ausdruck.
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