Gleich nach demZusammenbruch wurde das Waschhaus der Gemeinde beseitigt und durch einen Bahnhofskiosk ersetzt, in dem es Eis am Stiel gab, Drops, Bärendreck, Stocknägel und Abziehbilder von Schloss Neuschwanstein. Der Kiosk durfte keine zwanzig Jahre alt werden, bis er bayrisch rautig weißblau bemalt und in einenInfo-Point für die Touristen verwandelt wurde. Als das Häuschen, durch welches die Zeitläufte einen Riss vom First bis in die Grundmauern gezogen haben, noch die Waschküche der Gemeinde war, hat meine Großmutter Walburg darin die Fußlappen des Reichsarbeitsdienstes gewaschen. Mir ist, als trete sie gerade aus der Tür.
Die Walburg ist eine Stille, eine ganz Bescheidene, die nicht viel Aufhebens von sich macht. Und sie ist fleißig, keine Arbeit wird ihr zu viel. Ihr Lebtag habe ich sie nicht klagen gehört. Walburg stammt aus Nesselwang. Sie ist Kaspars Frau und Mutter der Söhne Luis und Baptist und Firmian, welcher zur See fahren wird. Walburgs Lieblingslied ist das Lieblingslied des Prinzregenten Luitpold:Fein sein, beinander bleib’n. Fein sein, beinander bleib’n – das wollte Walburg immer. Sie ist meinem Großvater eine brave Frau und ihren Söhnen eine gute Mutter. Walburg kennt die Arbeit, nie hat sie einen Bogen um sie geschlagen, schon als Kind ist sie mit ihren neun Geschwistern ihrem Vater, einem Sattler und Stellmacher, zur Hand gegangen, hat ihm das Zaumzeug gehalten, das Leder eingefettet, als Älteste nach dem frühen Tod der Mutter den Haushalt geführt und die Geschwister großgezogen. Die Walburg ist dünn wie ein Stecken, aber sie kann zupacken. Es macht ihr nichts aus, im Bahnhofshotel in der Küche zu helfen, es macht ihr nichts aus, bei fremden Herrschaften zu putzen oder zur Verstärkung geholt zu werden, wenn ein Fest gefeiert wird, um aufzutragen und abzuspülen. Jeden Pfennig legt si