: Jack Slade
: Lassiter 2365 Der Tod fährt mit nach Sacramento
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783732554256
: 1
: CHF 1.80
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: Spannung
: German
: 64
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Die Postkutsche rollte tiefer ins Grasland hinein. Der Missouri und sein Uferwald blieben zurück, die Fassaden von Saint Joseph verschwammen bereits mit Viehkoppeln und Hügeln. Frank saß seinem Vater gegenüber am Fenster. Er blickte hinaus. Je deutlicher die Landschaft den Charakter der Prärie annahm, desto mehr beflügelte ihn ein Gefühl von Freiheit und Glück.
Unter blauem Herbsthimmel schaukelte die rote Concord nach Südwesten. Ihre Räder knarrten, die Fahrgastkabine schwankte. Draußen auf dem Kutschbock scherzten der Kutscher und der Conductor. Und Franks Vater tuschelte mit der jungen blonden Frau neben ihm. Sie war hübsch - kein Wunder, dass sein alter Herr bestens gelaunt war.
Nichts, aber auch gar nichts sprach dafür, dass der Tod längst auf der Lauer lag.

Frank Perkinsons Blick streifte wieder seinen Vater und die Blonde. Sie trug ein elegantes moosgrünes Kleid und hielt eine Handtasche aus Krokodilleder auf ihrem Schoß fest.

Gestern Abend im Saloon hatte Dad mit ihr getanzt. Ob sie danach mit auf sein Zimmer gegangen war? Gut möglich. Er war Witwer, ein paar Jahre schon. Die weiblichen Reize der Blonden waren auch Frank nicht verborgen geblieben, doch Dad war schneller gewesen.

Die beiden Waffenhändler neben ihr und Dad plauderten über ihre guten Geschäfte, die sie in Saint Joseph gemacht hatten. Sie wollten nach Fort Bridger. Außer ihnen saß noch ein älteres Ehepaar aus Saint Joseph mit in der Kutsche.

Voller Dankbarkeit betrachtete Frank seinen Vater. Keinen einzigen Stein hatte der ihm in den Weg gelegt, nachdem Frank ihm im Sommer eröffnet hatte, dass er gehen wollte. Eine ganze Nacht lang hatte er seinem Vater erklärt, warum er weder die Plantagen am Mississippi noch das große Anwesen in Baton Rouge übernehmen werde.

»Im Westen will ich ein neues Leben anfangen, Dad«, hatte er seinem alten Herrn eröffnet. »Allein.« Sein Vater hatte keine Luftsprünge vollführt, weiß Gott nicht, doch er hatte ihm auch keine Vorhaltungen gemacht.

Dankbar dachte Frank an seine Schwester Marylou. Sie hatte ihn in seinen Plänen unterstützt und dem Vater versichert, dass sie die Heimat niemals aufgeben würde. Schon seit sie neunzehn war, half sie Dad bei der Verwaltung des Gutshofes und der Plantagen.

Frank blickte wieder zum Fenster hinaus. Immer seltener sah man inzwischen Koppeln mit Vieh oder die Gebäude einer Ranch vorbeigleiten. Die Kutsche drang tiefer und tiefer in die endlose Ebene zwischen Missouri, Mississippi und den Rocky Mountains ein. Gut so.

In Saint Joseph hatten sie die notwendigen Bankgeschäfte erledigt, damit sein Vater ihm sein Erbe auszahlen konnte.Wells, Fargo& Company hatten den Kutscher und den Conductor als die besten Männer empfohlen, die für das Unternehmen arbeiteten. Die beiden würden sie nun nach Sacramento bringen. Tief sog Frank den Duft des Grases ein. Den Duft der Freiheit.

Schon als sie vor ein paar Tagen an Bord derNatchez gegangen waren, hatte ihn die Freude auf den bevorstehenden Neuanfang gepackt. Und danach, während der Fahrt den Mississippi hinauf bis nach Saint Louis, nicht mehr losgelassen. Wie hatte er die Reise genossen: die herbstlichen Uferwälder, die Hausboote, Fähren und Fischerkähne voller winkender Menschen und die Schwärme der Wildgänse, die dem Schaufelraddampfer entgegen gerauscht waren.

Ein wenig bange war ihm schon wegen des weiten Weges durch die Prärie, über die Rocky Mountains u