: Manfred Ertel
: Leben mit einer Königin Vom Alltag an Bord der Queen Mary 2
: Koehlers Verlagsgesellschaft
: 9783782214704
: 1
: CHF 17.80
:
: Reiseberichte, Reiseerzählungen
: German
: 204
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die 'Queen Mary' kommt! Die Ankündigung lockt noch immer Tausende an Uferböschungen und Kaimauern, um beim Einlaufen des Traumschiffes dabei zu sein. Der Mythos um die Königin unter den Kreuzfahrtschiffen ist ungebrochen. Als weltweit einziger Ocanliner, der regelmäßig zwischen Europa und New York den Nordatlantik quert, hält die Queen Mary 2 die große Tradition der Transatlantikpassagen am Leben, deren tragischer Tiefpunkt der Untergang der TITANIC war. Vor allem aber gibt es wohl kaum einen Ort auf der Welt, an dem man so viele und so unterschiedliche Menschen verschiedenster Nationen treffen und kennenlernen kann. Menschen aus 40 Ländern kommen zusammen, sowohl als Gäste aber auch als Schiffsbesatzung, wenn die QM2 in See sticht. Sie leben mit einer Königin, zum Teil Jahre lang. Wer sie sind und warum sie dem Charme des Oceanliners so bedingungslos verfallen sind - das zeigt der Band in ganz neuer Form: in einzigartigen Fotos und in Geschichten über Schiffsoffiziere und Zimmermädchen, Neueinsteiger und Stammgäste, Aussteiger und Weltenbummler, Hochzeitspaare und allein reisende Witwen.

Autor Manfred Ertel, fast 40 Jahre lang politischer Redakteur beim Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL, ist dem Virus der Queen selbst ein wenig verfallen. Er beschreibt den Zauber eines ganz besonderen Lebens - mit einer Königin.

Die Alte Dame wird für über 100 Millionen Euro generalüberholt und aufgehübscht, 2016 im Schwimmdock der Hamburger Werft Blohm+Voss.

„Der Hafen, die Schiffe und das Meer“


Wie die Hamburger Waltraut Barthel und Werner Meyer-Barthel der See verfallen sind

Als sie sich entschieden, ihr Haus in einer bürgerlichen Villengegend im Hamburger Osten zu verkaufen und auf die andere Seite der Elbe zu ziehen, in einen Stadtteil, der lange als etwas vernachlässigt galt, waren etliche ihrer Freunde ziemlich überrascht.

Als sie ihr Auto abschafften und sich fortan nur noch per Bus und U-Bahn fortbewegten und nur, wenn unbedingt nötig, zum Beispiel zur Ernte ihres eigenen Apfelbaums vor den Toren der Stadt, einen Leihwagen mieteten, waren viele Freunde einfach nur bass erstaunt.

Als sie anfingen, zur See zu fahren und größere Teile ihres Lebens an Bord von Kreuzfahrtschiffen zu verbringen, wunderte sich in ihrem privaten Umfeld niemand mehr. „Unsere Freunde haben sich daran gewöhnt, dass wir manchmal ein bisschen komisch sind“, sagt Waltraut Barthel. Dabei schmunzelt sie spitzbübisch, als würde ihr das eine zusätzliche Freude bereiten. Denn komisch ist an ihrem neuen Leben eigentlich gar nichts. Sie haben einfach nur die Liebe zur See entdeckt. Und wie das so ist mit großen Lieben: Sie genießen sie. Das ist sofort zu spüren, wenn man sie trifft.

Seit etlichen Jahren fährt Waltraut mit ihrem Mann Werner Meyer-Barthel inzwischen gemeinsam aufs Meer, und sie können davon kaum genug bekommen. Das überrascht die beiden Mitsechziger manchmal selbst am meisten. Die Eheleute kommen aus Hamburg. Waltraut Barthel hat dort ein halbes Leben Mathematik und Russisch unterrichtet, ihr Mann war Versicherungsmathematiker. Die professionelle Berufsbezeichnung für seine Tätigkeit, bei der er zum Beispiel Versicherungsrisiken berechnete, ist Aktuar, aber daran würden bei Günther Jauch ohne guten Telefonjoker wohl die meisten Kandidaten scheitern.

Schon bald nach der Schiffstaufe der QUEEN MARY 2 Anfang 2004 gingen sie das erste Mal an Bord. Ihre Reise von New York nach Hamburg hatten sie bereits gebucht, da war das Schiff noch mitten im Fertigungsprozess. Doch Werner Meyer-Barthel war im wahrsten Sinne des Wortes gut im Bild, er war der Antreiber für ihre Entscheidung. Als frischgebackener Rentner mit viel Zeit für alles und jedes hatte er viel über den neuen Ozeanriesen gelesen und gesehen. Und dabei seine alte Liebe neu aufpoliert. Wenn er darüber spricht, hört sich das an, wie von Lale Andersen millionenfach besungen: „der Hafen, die Schiffe und das Meer“.

Sie genießen die Meeresbrise und die Erkenntnis: „Jedes Meer riecht anders“ – Waltraut Barthel aus Hamburg und ihr Mann Werner Meyer-Barthel auf dem Balkon ihrer Kabine.

Hinzu „kam der Hype um die neue QUEEN MARY“, sagt er, die Tradition, der Komfort, die Eleganz, so viel war darüber berichtet worden. „Endlich mal wieder ein Schiff, das aussieht wie ein Schiff“, dachte er hamburgisch nüchtern, aber das reichte ihm nicht. Dabei sein war alles, und zwar als einer der Ersten. „Die ganze Zeit hat er von dem Schiff erzählt“, erinnert sich seine Frau. Und es klingt ein bisschen so, als habe er sie damit ganz wuschig gemacht.

Und dann war da natürlich noch diese Faszination: einmal von New York nach Hamburg mit dem Schiff, mit der QUEEN die Elbe rauf und dann in seiner Heimatstadt festmachen. „Die goldene Ära der Tr