1. Kapitel
Kein Mann auf der ganzen Welt konnte küssen wie Weston King.
Als sein Gesicht sich zu meinem hinabsenkte, stockte mir der Atem in der Kehle. Als sein Mund auf meinen traf, sprühten die Funken. Als seine Zunge zwischen meine Lippen glitt, schwebte ich im siebten Himmel. Ich sah Sterne, genau wie die alberne Redewendung besagte. Mir schlug das Herz gegen den Brustkorb. Eine Gänsehaut überzog meinen ganzen Körper. Schmetterlinge drehten in meinem Bauch ihre Runden. Mit jeder Zelle, jederFaser meines Leibes spürte ich, wie er in mich eindrang. Sein Kuss verwandelte meinen Körper in etwas Größeres. Etwas Brennbares. Etwas Aufgeladenes. Etwas Flammendes …
Wenigstens stellte ich mir seine Küsse so vor.
Denn meine Schlüsse zog ich allein aus Beobachtungen. Und beobachtet hatte ich ihn reichlich.
Das Mädchen, für das er sich an diesem Abend entschieden hatte, schien jedenfalls kurz davorzustehen, in Flammen aufzugehen, so wie sie sich an ihm rieb. Nichette? War das ihr Name? Oder Nikita? Der Lärm der Party hatte es schwer gemacht, ihren Namen zu verstehen, als sie sich ihm vor einer Stunde vorgestellt hatte, und seitdem hatte er ihn nur ein- oder zweimal benutzt. Es war irgendetwas Ungewöhnliches und ein bisschen Abgehobenes und vermischte sich mit den anderen ungewöhnlichen, abgehobenen Namen seiner früheren Eroberungen.
Ein Junge, den ich aus meinem Ökonomie-Seminar kannte, stolperte mit seinen Freunden lachend an mir vorbei. Ich presste mich enger an die Wand und umklammerte meinen roten Plastikbecher, um nichts zu verschütten. Auch wenn es mir ziemlich egal war, welches Craft Beer diese Woche in den Fässern war, zählte das zu meinen Lieblingsdingen an den Partys bei The Keep. Die Hauptattraktionen waren immer Bier und Schnaps. Die meisten anderen reichen Harvard-Studenten versuchten, mit verschreibungspflichtigen Medikamenten und Mischungen, die so experimentell waren, dass die FDA, die amerikanische Arzneimittelbehörde, noch keine Zeit gehabt hatte, sie zu genehmigen, die Massen zu ihren Soireen zu locken.
Die Jungs von The Keep hielten es schlicht und – bis auf Alkoholkonsum von Minderjährigen – legal.»Für alle, die sich keine Lücke im Lebenslauf wünschen«, hatte ich Brett Larrabee sagen hören, den selbst ernannten Manager des Hauses. Normalerweise war er gerade dabei, irgendeinen Jungen mit seinem üblichen Anmachspruch »eines Tages sitze ich im Senat« dazu zu bringen, ihm den Schwanz zu lutschen. Das musste ich ihm lassen: Normalerweise funktionierte es.
Das Beste an den Partys von The Keep war eindeutig Weston King. Ehrlich gesagt war er der einzige Grund, warum ich überhaupt zu diesen Gelagen ging. Ich war vollkommen fasziniert von ihm, einfach nur, weil er heiß, charmant und reich war. Er war meine Sucht. Meine Obsession. Mein Traummann.
Ja, diese Hormone – man musste sie einfach lieben.
Weston war mir schon am ersten Tag vom Einführungsseminar in die Geschäftsethik aufgefallen. Ich hatte mich vorne i