Kapitel 1
Transitorisch (Adjektiv): nur kurze Zeit anhaltend, vorübergehend, vergänglich
»Schatz, ich bin zu Hause!«, sang ich. Der Schlüssel hatte sich im Schloss der Wohnungstür verhakt. Mit einem Ruck löste ich ihn und schaltete das Licht im dunklen Korridor ein. Er war komplett mit Kartons zugestellt, die noch für unseren großen Umzug gepackt werden mussten.
»Ich bin hier, Schatz«, rief Ben aus der Küche. Mir stieg der angenehme Duft von Bolognese in die Nase, die dort vor sich hin köchelte. »Du bist aber spät zurück.«
Ich versuchte, nicht über die Kartons zu stolpern, die den Weg in die Küche wie Todesfallen säumten, legte ihm von hinten die Arme um die Taille und lehnte den Kopf an seinen breiten Rücken. »Die Zeit ist mir davongelaufen, schon wieder.« Ich seufzte. »Lust auf ein Glas?«, fragte ich mit einer Kopfbewegung zur Flasche hin, die ich auf dem Weg nach Hause in einer Weinhandlung geholt hatte.
»Okay, na gut. Aber nur ein kleines. Morgen muss ich nämlich früh aufstehen und brauche einen klaren Kopf.«
»Ach ja, oder sollte ich sagenja?« Ich versuchte, es mit finnischem Akzent auszusprechen.
Er fing an zu lachen, drehte sich zu mir und küsste mich auf die Stirn. »Ich glaube, das war Holländisch und nicht Finnisch.«
»Hm, Sprachen waren noch nie meine Stärke. Ich weiß, du hast es mir schon mal gesagt, aber wann geht noch mal dein Flug?«
»In aller Herrgottsfrühe, laaange bevor du aufstehst. Aber zumindest bin ich dann morgen Abend wieder hier und kann beim Packen helfen. Apropos morgen, hast du alles fertig?«
»Ich muss nach dem Abendessen noch ein wenig dran arbeiten, damit es absolut perfekt ist, aber ich denke, wir haben’s fast geschafft.« Ich lächelte und goss uns zwei Gläser Wein ein.
Die Bank bot ein Gründerprogramm an, und wir versuchten nun schon seit sechs Monaten, dort aufgenommen zu werden. Als ich den Anruf bekommen hatte, dass man uns treffen wollte und wir eins von drei Unternehmen waren, die sich vorstellen sollten, hatten wir unter Hochdruck an einer Präsentation gearbeitet, um sie richtig zu beeindrucken. Wenn wir das schafften, könnte das eine riesige Investition für denLonely Hearts Travel Club bedeuten. Damit könnten wir unser Angebot erweitern und zusätzliche Mitarbeiter einstellen. Es gab noch immer Märkte, in denen wir nicht vertreten waren und in denen ich unbedingt eine unserer Gruppenreisen aufbauen wollte. Finanziell ging es uns gut. Doch die Profite steckten wir immer gleich ins Unternehmen zurück, also war es nicht ganz leicht, zusätzliches Kapital für die Weiterentwicklung unseres Angebots lockerzumachen. Dieses Programm könnte uns dabei wirklich helfen.
»Erst mal essen und relaxen wir, und dann können wir alles noch mal zusammen durchgehen, wenn du eine ehrliche Meinung hören möchtest.«
»Abgemacht. Aber ganz ehrlich, Kelli war super. Du solltest mal das Video sehen, das sie zusammengesch