1. KAPITEL
Fiona Harper-Reynaud war mit dem Mann verheiratet, den ein bekanntes amerikanisches Sportmagazin nun das zweite Mal in Folge zum attraktivsten Sportler des Jahres erkoren hatte.
Sie hatte den Quarterback der New Orleans Hurricanes jedoch nicht wegen seines Aussehens geheiratet. Tatsächlich fühlte sie sich mehr zu intellektuell wirkenden Männern hingezogen anstatt zu muskulösen Athleten. Aber als dieser gewisse muskulöse Athlet eine Kunstausstellung besuchte, die sie im Rahmen ihrer Wohltätigkeitsarbeit veranstaltet hatte, war sie vom ersten Moment fast unfähig gewesen, den Blick von ihm zu wenden. Und als Henri Reynaud dann auch noch ein profundes Kunstverständnis an den Tag legte, war es um sie geschehen. Es kam ihr vor, als würde sie in seinen verträumt wirkenden dunklen Augen ertrinken, und sie verliebte sich in ihn. Seine Augen hatten die Farbe von starkem schwarzen Kaffee und eine ähnlich beflügelnde Wirkung auf sie wie dieses Getränk.
Dennoch hatte sie sich zurückgehalten. Nicht zuletzt wegen ihrer Erfahrungen in Sachen Beziehungen und unglücklicherweise auch zwei Verlobungen, die in die Brüche gegangen waren.
Sie hatte sich also in Zurückhaltung geübt. Das war ihr immerhin zwei Wochen lang gelungen. Danach war ihr Leben aus den Fugen geraten, und bis zum heutigen Tag hatte sich daran nichts geändert.
Sie hatten heimlich geheiratet, weil sie dachten, dass ein Kind unterwegs wäre. Aber ihre Liebe für Henri war auch ohne eine Schwangerschaft derart tief und leidenschaftlich, dass für vernünftige Überlegungen kein Raum mehr gewesen war. Erst als es zu spät war, hatten sie erkannt, dass ihre Ehe kein solides Fundament hatte. Ihre wenigen Gemeinsamkeiten konnten nicht über schwierige Zeiten hinweghelfen.
Besonders jetzt nicht.
In knapp zwei Stunden würde Fiona die Spitzen der Gesellschaft von New Orleans zu ihrer heutigen Wohltätigkeitsveranstaltung begrüßen. Sie arbeitete engagiert, unermüdlich und vor allem ehrenamtlich für das Gemeinwesen und war zutiefst von der Wichtigkeit ihres Tuns überzeugt. Zum Glück verfügte sie sowohl über die finanziellen Mittel als auch über genug Zeit, um ihren Beitrag zu leisten.
Doch es war nicht die bevorstehende glamouröse Veranstaltung, die sie nervös machte. Vielmehr hatte ihr der heutige Besuch beim Arzt Angst eingejagt und sie in ihrer Überzeugung bestärkt, dass sie die Ehe mit Henri nicht weiterführen konnte.
Sie drückte auf die Lautsprechertaste ihres Telefons und platzierte es auf der antiken Kommode, die eines der vielen schönen Möbelstücke darstellte, mit denen ihr Haus im pittoresken Garden District von New Orleans ausgestattet war. Ihr Blick blieb an einem gerahmten Foto hängen, das während eines gemeinsamen Aufenthaltes in Paris entstanden war. Henri und sie lächelten strahlend in die Kamera. Fiona wurde die Kehle eng.
Waren sie wirklich einmal so glücklich gewesen? Die Frau auf dem Foto kam ihr seltsam fremd vor.
Sie war so in die Betrachtung der Aufnahme versunken, fast hätte sie vergessen, dass sie gerade mit Adelaide telefonierte. Adelaide war ihre zukünftige Schwägerin und die langjährige Assistentin von Henris Halbbruder Dempsey. Zu guter Letzt hatten die beiden sich doch verlobt. Ihre Liebe hatte wesentlicher länger gebraucht, um zu erblühen, als es bei Henri und ihr selbst der Fall gewesen war.
Fiona blinzelte und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Gespräch zu. Und Adelaide, die schon bald zur Familie gehören würde. Zu ihrer F