4. Juli 1876, nahe Samaria, Idaho
Der Unabhängigkeitstag dieses verdammten Landes hatte Budd R. Wilcox schon immer kalt gelassen, obgleich der frühere Sergeant mit nationalen Tapferkeitsorden überhäuft und vom Präsidenten eingeladen worden war. Wilcox erschloss sich schlicht nicht, weshalb man sich an einem einzigen Tag im Jahr in Jubellaune stürzte und die Straßen mit Wimpeln und handgenähten Sternenbannern dekorierte.
Der Militärdienst hatte Wilcox gelehrt, dass die Nation an jedem Tag im Jahr zählte.
Beinahe hätte Wilcox bei diesem Gedanken vor Lachen losgeprustet, so leer und hohl kam er ihm vor. Er hatte Amerika eine halbe Ewigkeit gedient, und zum Dank hatte ihn dasLand of the Free wegen einer verfluchten Prügelei aus allen Diensten entlassen. Er hatte einem Sergeant den Stuhl über den Schädel gezogen, nachdem der Wilcox beleidigt und seine Verdienste als Indianerjäger in Zweifel gezogen hatte.
»Was grübelst du schon wieder, Budd?«, rief ihm Jacob Haggy zu, der auf der anderen Dachseite derNorthern-Stagecoach-Postkutsche saß. Er umklammerte seine Springfield Model 1873 und wischte sich den Staub von der Nase. »Seit einer Stunde starrst du vor dich hin.«
Die metallbeschlagenen Speichenräder der Concord-Kutsche holperten durch eine Wegrinne und ächzten gequält. Das Gespann war von Samaria aus nach Norden gefahren und hielt nun auf die fruchtbare Ebene westlich von Malad City zu. Sie hatten einige Ranches und Farmen passiert, die Mormonensiedlern gehört hatten.
»Nichts von Bedeutung!«, knurrte Wilcox und wusste zur gleichen Zeit, dass Jacob ihn durchschaute. Sie hatten unzählige Fahrten miteinander absolviert, und der rothaarige Mann aus Kentucky kannte ihn gut. »DieNorthern Stagecoach zahlt uns den Hungerlohn nicht fürs Denken.«
Haggy nickte und ließ den Anflug eines Lächelns erkennen. Er hatte ein schmales Gesicht, dessen ausgezehrte Züge wie gemacht waren für die trostlose Gegend im südlichen Idaho. »Wo du recht hast, hast du recht.«
Mit diesen Worten endete das Gespräch und machte dem Rattern und Quietschen der Postkutsche Platz, in dessen eintönigem Takt Wilcox die sonderbarsten Gedanken kamen. Er musste an die beiden Damen unter ihm in der Kutschkabine denken, die angeregt miteinander geplaudert hatten, noch während sie an der Station in Samaria gestanden hatten. Sie waren hübsch und schienen einem Abenteuer nicht abgeneigt.
Außer den Frauen war nur noch ein älterer Handelsreisender an Bord, der sein Ticket m