: Lorenzo Licalzi
: Signor Rinaldi kratzt die Kurve Roman
: Eisele eBooks
: 9783961615032
: 1
: CHF 8.90
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 320
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein Achtzigjähriger. Sein Enkel. Ein Hund. Und ihre Reise zurück ins Leben. Pietro Rinaldi ist achtzig Jahre alt und hat lange genug gelebt, findet er, während er Penne all'arrabbiata isst und darüber nachsinnt, wie viel mehr Trost doch in Büchern liegt als in den Menschen. Da platzt sein 15-jähriger Enkel in seine Welt und wagt es, der chronischen Übellaunigkeit seines Großvaters Paroli zu bieten. Gemeinsam mit Sid, einer furchterregenden Kreuzung aus Bernhardiner und Neufundländer, machen sie sich auf zu einem Abenteuer 'on the road' voller Umwege und Abschweifungen, Begegnungen mit alten Lieben und neuen Bekanntschaften. Denn gerade dann, wenn du glaubst, alles gesehen zu haben, gelingt es dem Leben, dich noch einmal richtig zu überraschen. 'Liebenswertes Roadmovie und Plädoyer fürs Leben' meins

Lorenzo Licalzi, geboren 1956 in Genua, leitete ein von ihm selbst gegründetes Seniorenheim, bevor er das Schreiben zum Beruf machte. Sein erster Roman 'Io no', war ein großer Erfolg und wurde für das italienische Kino verfilmt. 'Signor Rinaldi kratzt die Kurve', 2015 in Italien erschienen, war dort für den Premio Bancarella nominiert und ist sein erstes Buch in deutscher Übersetzung. Der Autor lebt in Pieve Ligure.

1

Am 22. September 2008, dem Tag meines achtzigsten Geburtstags, verfasste ich gegen sieben Uhr abends den Brief, in dem ich meinen Selbstmord ankündigte. Es war kein typisch melodramatischer Abschiedsbrief voller Bedauernsäußerungen, Entschuldigungen oder selbstmitleidigem Gejammer, nein, ich ging es eher spielerisch an, der Brief sollte ein Geschenk zuallererst an mich selbst sein (ich muss zugeben, dass ich mich beim Schreiben amüsierte) und des Weiteren an meine alten Leser, für den Fall, dass man den Brief irgendwo veröffentlichen würde. »Alte Leser« deshalb, weil ich seit Ewigkeiten nichts mehr publiziert hatte und weil sie daher unweigerlich mit mir gealtert sein mussten.

Sagen wir’s einfach so, der Brief war die letzte literarische Ar­beit des Schriftstellers Pietro Rinaldi (Mailand 1928 – Genua 2008). Eines Schriftstellers von einer gewissen Geltung, wie ich hinzufügen möchte, zumindest bis zu seinem endgültigen Rückzug, der zu einem Zeitpunkt erfolgte, als er seine besten Zeiten hinter sich hatte, nämlich 1990 mit der Veröffent­lichung seines RomansLeckt mich doch alle am Arsch. Das Buch war ein Flop.

Auf dem Titel hatte ich bestanden, der Verleger war da­gegen gewesen, er hatte sich wirklich alle Mühe gegeben, mich umzustimmen, aber ohne Erfolg, auch wenn er im Nachhinein betrachtet vielleicht nicht völlig unrecht hatte. Nur in Sachen Covergestaltung gab ich nach, dort hätte ich eigentlich gerne eine Hand mit hochgerecktem Mittelfinger abgebildet gesehen. Schließlich wollte ich sicherstellen, dass das mit dem Flop auch klappte (ja, der Misserfolg war tatsächlich geplant, denn dann würde man kein weiteres Buch mehr von mir haben wollen und mir damit den Vorwand liefern, das Schreiben endgültig an den Nagel zu hängen), aber um alle Eventualitäten auszuschließen, hatte ich im Vertrag noch zwei Zusätze untergebracht. Zum einen verbat ich mir jegliche Werbemaßnahmen für das Buch, die meine Anwesenheit erforderten. Zum anderen würde ich mich um keinen Literaturpreis bewerben (mit einem derartigen Titel hatte ich sowieso kaum Chancen auf den Premio Strega). Außerdem stellte ich klar, dass ich nicht die leiseste Absicht hegte, Bücher für Literaturkritiker zu signieren, zumal etliche dieser Typen in meinem SchlusskapitelAlle, die mir auf den Sack gehen namentlich aufgelistet waren. Das hatte logischerweise zur Folge, dass nur wenige Rezensionen erschienen, und diese wenigen waren mörderische Verrisse. In dem Schlusskapitel wurden übrigens auch Schriftsteller genannt.

Das einzige Zugeständnis an die Vermarktung meines Romans war gewesen, dass der Verlag Zeitungsanzeigen schalten durfte, was jedoch, wie ich später erfuhr, leider nicht gelang. Dass dieRepubblica oder derCorriere della Sera eine Annonce auf die Titelseite druckte, die mit der Parole »Leckt mich doch alle am Arsch« warb, war zugegebenermaßen auch ziemlich unwahrscheinlich.

Hier also der Brief.

Morgen ist der letzte Tag meines Lebens:
Ich bringe mich um. Ich leide nicht etwa an Depres­sionen, nein, ich bin buchstä