: Michalis Patentalis
: Der Mozart Code
: Größenwahn Verlag
: 9783957711755
: 1
: CHF 9.80
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 250
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Alexis Veills hat Schmerzen. Er kann sich nicht mehr erinnern. Weder daran wie er in die Psychiatrie gekommen ist, noch daran wie lange er schon hier ist. Nur die fleischfressenden Ameisen, die über ihn hergefallen sind, hat er noch vor Augen. Vor wenigen Wochen war er noch ein normaler Musikstudent, hatte Freunde und war verliebt. Alles begann mit der Arbeit über Mozarts letztes Requiem. Warum hatte der Professor so ein Geheimnis daraus gemacht? Und warum sollte Alexis mit niemandem darüber reden? Michalis Patentalis beschäftigt sich in seinem Krimi/Thriller mit einem der größten Rätsel der Musikweltund den zahlreichen Mythen, die sich darum ranken. In einer spannenden Verschwörungsgeschichte über Freimaurer, Wien und Musik gibt er Einblicke in die mysteriösen Todesumstände des großen Meisters. Und auch die Liebe spielt dabei eine entscheidende Rolle.

Michalis Patentalis wurde in Düsseldorf geboren. Er studierte unter anderem Musiktheorie und -harmonie sowie Europäische Kultur und Psychologie.Zeitweise arbeitete er als Radio Journalist im Radio Sender 'To Proto', und als Redakteur für viele Kulturzeitschriften. Seit 1996 arbeitet er in der Abteilung für Psychotherapie an der Universität Düsseldorf.Neben der Fotografie ist besonders das Schreiben eine seiner Leidenschaften. Seit 2002 ist er Vorsitzender der Gesellschaft Griechischer Autoren in Deutschland e.V. und seit 2013 Vorstandsmitglied von 'We are Europe'.Seine Werke wurden in sechs verschiedene Sprachen übersetzt und seine Erzählung 'Rotkäppchen im Hochhaus' ist im Jahr 2004 mit dem Antonis-Samarakis-Preis ausgezeichnet worden. Seine Erzählung 'Das wunderschöne Lächeln der Ann Ewill'diente dem Regisseur A. Bafaloukas als Drehbuch. Im Größenwahn Verlag ist er außerdem an der Anthologie 'Bewegt'beteiligt - unter anderem mit seiner Erzählung ?Stillgestanden?. 2014 erhielt er für das gemeinsame Projekt von zakk und der Diakonie,'Gemeinsame Geschichte' zusammen mit Pamela Granderath den Preis vom Bündnis für Demokratie und Toleranz in Berlin.

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Tatsächlich fühlte sich Alexis Vellis seit jenem merkwürdigen Tag, dem fünften Dezember, nicht wohl. Er verstand kein Wort von dem, was der Arzt sagte. Stattdessen verspürte er ein eigenartiges Stechen in den Beinen, wie Stromschläge, die ihn schubweise durchfuhren. In seiner Brust spannte sich ein fester Schifferknoten, an dem jemand vergeblich zu zerren schien, ohne ihn lösen zu können. Da war auch das verdammte Zimmer in der Reichensteingasse 10, das an diesem Morgen von lauter fleischfressenden Ameisen befallen war. Er hatte die Ameisen beobachtet, wie sie allmählich in sein Bett krochen, auf seine Hände, sein Gesicht. Tausende winzige scharfe Kieferzangen, die ihn diszipliniert und beharrlich marterten. Sie schälten seinen Körper und brachten die abgetragenen Stücke unbeirrt in ihre Höhle. Er schlug um sich wie ein Epileptiker, der einen Anfall hat, aber die Ameisen wichen nicht von seinem Körper. Unfähig zu schreien oder nach Hilfe zu rufen, startete er einen letzten Versuch, die Tiere eins nach dem anderen von seinem zerschundenen Körper zu entfernen, aber es kamen immer mehr. Schließlich lief er taub vor irrsinnigem Schmerz ins Bad. Er öffnete die Dusche und ließ heißes Wasser über seinen ganzen Körper laufen, bis auch die letzte Ameise verschwunden war.

»Junger Mann, junger Mann, können Sie mich hören?«

Ein warmer Atem legte sich auf seinen Körper. Er hob den Kopf, der sich leer anfühlte und drückte die Handflächen fest gegen das Gesicht, als wollte er sich vor einer drohenden Attacke schützen.

»Ich kann Sie jetzt hören, Herr Doktor.«

»Sie befinden sich in einem sehr ernsten Zustand. Die Krankenschwester wird Ihnen zur Beruhigung eine Spritze geben und morgen entscheide ich, wie es mit Ihnen weitergeht.«

Weder begriff er, wie er in der Wiener Psychiatrie gelandet war, noch wusste er, wieviel Zeit er reglos auf dem abgewetzten Bett gelegen hatte. 

»Morgen«, brachte er mit Mühe hervor und vermied, dem Arzt in die Augen zu schauen. Ruckartig krempelte die Krankenschwester seinen Ärmel hoch und schnürte den Oberarm mit einem Gummiband ab. Sie klopfte die Innenseite der Armbeuge mit dem Mittelfinger nach einer geeigneten Vene ab und stach dann die Nadel hinein.

»Ich habe ihnen etwas weh getan«, bemerkte sie, während sie mit einem Wattebausch die Einstichstelle abtupfte. 

Er spürte, wie sich in seinem linken Arm ein brennendes Gefühl ausbreitete. Plötzlich strömte eine sonderbare Flüssigkeit durch ihn hindurch, stieg direkt zu seinem Herzen und ergoss sich von dort aus ins Gehirn. Sein Kopf fühlte sich an wie ein Fernseher, der zwei Kanäle gleichzeitig auszustrahlen versuchte. Bilderrauschen. Im nächsten Moment die Empfindung, dass jemand den Knopf einer Fernbedienung betätigt. Das Bild wurde klar, sein Inneres lahmgelegt. Dann schlief er ein ...

Die Stimmen aus den Nebenräumen weckten Alexis aus einem tiefen Schlaf. Er öffnete mit Mühe seine Lider, zwei schwere eiserne Vorhänge. Es war ihm, als sei er seit Wochen ans Bett gekettet. Bestürzt realisierte er, wo er sich befand. Ein feuchtes, dämmriges Zimmer, das nach Schimmel roch. Unweit ein zweites eisernes Bett und ein Tisch mit zwei Stühlen - eine Ausstattung, die an eine Kaserne erinnerte. An der Wand hing eine Uhr, die merkwürdig tickte und etwas weiter ein Waschbecken, dessen Hahn tropfte, wie wenn er das Ticken der Uhr übertönen wollte. Daneben ein mit brauner Ölfarbe behandelter Holzschrank. Durch das einzige vergitterte Zimmerfenster fiel gedämpftes Tageslicht hindurch. Er stütze sich auf seine Ellbogen. Jemand auf dem Flur rief »Frühstück!« und sofort brach ein seltsames Geschreie aus. Dann herrschte wieder völlige Ruhe. Er stand auf. Der Teppichboden mit den Flecken, die jahrelangen, krankhaften Schweiß versteckten, verschluckte seine Schritte. Er wusch Hände und Gesicht, ohne in den Spiegel zu schauen. 

Ein Pfleger, dessen Schlüssel demonstrativ am Gürtel hingen, um sich von den Patienten abzuheben trat ins Zimmer. »Letzte Tür links« bemerkte er und ging wieder hinaus.

Im Speisesaal setzte sich Alexis auf den erstbesten Stuhl. Marmeladengläser standen hier und da auf den Tischen; dazwischen Butterstücke auf kleinen Schalen, die aussahen, als seien sie mit Regenbogenfarben bemalt. Die Pati