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Rocky Mountains, im Frühling
Er stand am Rande des Bergabhangs, der gute siebzig Meter abfiel, ehe er in den von Bäumen bestandenen Tälern und weichen, von wilden Blumen bewachsenen Hügeln zwischen den auseinanderklaffenden Kämmen mündete. Er atmete die frische Luft ein, die so rein war, dass ihm davon die Lunge brannte. Um der Wahrheit Genüge zu tun, brannte sie heute bereits weniger als gestern noch. Schon bald würde die reine Bergluft in zweitausend Meter Höhe ihm völlig normal erscheinen. Gestern erst war ihm aufgefallen, dass er den ganzen Tag nicht einen Gedanken an Telefon, Fernseher, Radio, Faxgerät und die Geräusche aus den umliegenden Büros verschwendet hatte, aus denen heraus Menschen ihn mit Fragen überhäuften. Und an diese grässlich blendenden, ständig gegenwärtigen Blitzlichter. Endlich begann er abzuschalten und zumindest ab und an das zu vergessen, was vorgefallen war.
Er blickte über das Tal hinweg auf das raue Bergmassiv, das sich endlose Kilometer weit in der Form unregelmäßiger Zähne ausdehnte. Herr Goudge, der Besitzer der Union-Gas-Tankstelle unten in Dillinger, hatte ihm erzählt, dass viele der hier Ansässigen, darunter zahlreiche Ursiedler, die Ansammlung zackiger Bergspitzen als Ferengi-Massiv bezeichneten. Der höchste Gipfel brachte es auf viertausend Meter und kippte ein wenig Richtung Süden ab, was ihm das Aussehen eines verunglückten Phallus verlieh. Er hatte nicht die Absicht, einen Berg mit einer so offensichtlichen Form zu besteigen. Die Leute unten in Dillinger witzelten über diesen Gipfel und erzählten, was für ein prachtvoller Anblick es sei, wenn im Frühjahr der Schnee herunterrutschte.
Wie so oft zuvor wurde er sich der Tatsache bewusst, d