: Alexa Baumeister
: Gilla - Irgendwas ist immer Roman
: Brunnen Verlag Gießen
: 9783765574863
: 1
: CHF 3.50
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 272
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Eigentlich ist Gilla gut ausgelastet: Im Handwerksbetrieb ihres Mannes führt sie das Büro, der Haushalt mit zwei heranwachsenden Kindern bietet reichlich Herausforderungen und außerdem ist sie in der Kirche aktiv. Aber als sie den jungen Flüchtling Karim kennenlernt, der dringend Hilfe braucht, kann sie nicht wegschauen. Schon bald merkt sie allerdings, dass sie es nicht allen rechtmachen kann. Denn jeder erwartet vollen Einsatz: Ihr Mann Joe möchte, dass sie weiterhin ihre Prioritäten bei Job und Familie setzt, Sohn Nils braucht Hilfe beim Umzug in eine neue Wohnung, Tochter Famke hat ihren ersten Freund. Alexa Baumeister hat einen christlichen Frauenroman geschrieben, der gleichermaßen aktuell und unterhaltsam zu lesen ist. Was ist für mich dran in Familie, Job, Kirche und Gesellschaft - und wo bleibe ich persönlich mit meinen Bedürfnissen? Engagierte Frauen kennen solche Fragen. Gilla muss sich für ihren eigenen Weg entscheiden. Aber vor allem muss sie ihrem Mann klarmachen, dass er keinen Grund hat, eifersüchtig zu sein ...

Alexa Baumeister arbeitete viele Jahre als Buchhalterin in einem mittelständischen Unternehmen. Sie lebt in einer westdeutschen Kleinstadt und engagiert sich zusammen mit ihrem Mann in unterschiedlichen Bereichen ihrer Gemeinde.

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„Wenn der Monteur nix findet, zahle ich aber keine Anfahrt!“, droht Herr Eckerle.

„Es geht nicht darum, etwas zu finden“, versichere ich ihm geduldig. „Es handelt sich um eine regelmäßige Wartung Ihrer Heizungsanlage. Eine Art Inspektion, wenn Sie so wollen.“

Der Vergleich ist offensichtlich schlecht gewählt. „Oh! Wenn Sie wüssten, wie oft die mir in der Werkstatt schon etwas aufschwatzen wollten! Aber nicht mit mir. Ich erkundige mich da immer erst noch woanders.“ Es klingt auch etwas anders, wenn er es ausspricht. Nicht nur der Name ist schwäbisch, sondern auch der Mann selbst, und das hört man sehr deutlich.

„Aber Herr Eckerle“, sage ich besänftigend, „wir waren doch schon mehrmals bei Ihnen zur jährlichen Wartung. Gab es da jemals ein Problem?“

„Wer weiß“, schießt er zurück. „Dieses Jahr ist unser durchschnittlicher Heizölverbrauch um ganze zwei Komma vier Prozent gestiegen. Vielleicht liegt das an der Einstellung?“

„Es liegt vermutlich eher daran, dass wir einen recht kalten Winter hatten“, behaupte ich. „Erinnern Sie sich noch an den Kälteeinbruch Mitte April? Da hatten wir noch mal richtig Schnee.“

„A jo!“, ruft er. „Da ist meiner Frau beim Schneeräumen die Schüppe zerbrochen und ich musste noch eine neue kaufen. Und was meinen Sie? Es gab keine Kunststoff-Schüppen mehr, ich musste tatsächlich eine aus Metall nehmen.“

Kleinlicher Geizkragen, denke ich.Arme Frau. Aber das sage ich natürlich nicht, sondern rufe triumphierend: „Sehen Sie? So ein langer Winter war das. Und da liegen Sie mit so einer moderaten Steigerung noch richtig gut im Vergleich zu anderen Kunden!“ Ich muss gestehen, das ist jetzt etwas aus der Luft gegriffen, denn ich habe tatsächlich keine Vergleichszahlen. Aber es scheint mir in Anbetracht der Lage sinnvoll, dem Herrn Eckerle mit seiner schwäbischen Sparsamkeit ein gutes Gefühl zu vermitteln, damit ich nicht noch länger mit ihm über den Termin für die Überprüfung seiner Ölheizung diskutieren muss.

Kunden anrufen und mit ihnen Termine für die Heizungswartung ausmachen ist nicht meine Lieblingsbeschäftigung. Als ich in diese Familie einheiratete, war das auch noch kein Thema. Da hatte ich mich nur einverstanden erklärt, mich in Büro und Buchhaltung einzuarbeiten, so wie das schon meine Schwiegermutter vor mir getan hatte. Es klingt bestimmt sehr altmodisch, aber so war es nun mal. Als ich mich mit Joe verlobte, wusste ich, worauf ich mich einließ: einen Handwerksbetrieb in der dritten Generation.

Und das umfasst mittlerweile auch, dass die Kunden ihre Heizanlagen regelmäßig überprüfen lassen, anstatt zu warten, bis sie kaputtgehen. „Und das kann doch nur in deinem Interesse sein, Gilla“, waren Joes Worte. „Erstens gibt das regelmäßiges Geld und zweitens haben wir seltener diese Noteinsätze am Wochenende.“

„Hoffentlich“, habe ich geknurrt, weil ich wusste, dass ich keine a