: Tamera Alexander
: Rebekkas Melodie
: Francke-Buch
: 9783868277463
: 1
: CHF 12.40
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 489
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Nashville, 1871: Die junge Musikerin Rebekka kehrt nach ihrer Ausbildung in Wien in ihre alte Heimat zurück. Doch sie weiß, dass ihr ihr früheres Zuhause in Nashville keine Zuflucht mehr bietet. Dort herrscht mittlerweile ihr Stiefvater. Und so macht Rebekka sich auf die Suche nach einer Anstellung. Ihr größter Herzenswunsch ist es, im Sinfonieorchester ihrer Heimatstadt Violine spielen zu dürfen. Aber Nathaniel Whitcomb, der Dirigent, lehnt Rebekka ab. In seinem Orchester ist kein Platz für Frauen. Nach und nach jedoch erkennt er, dass Rebekka nicht nur äußerst reizend ist, sondern auch eine außergewöhnliche Gabe besitzt ...

Tamera Alexander ist für ihre historischen Romane schon mehrfach mit dem Christy Award ausgezeichnet worden, dem bedeutendsten christlichen Buchpreis in den USA. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei erwachsenen Kindern in Nashville.

Kapitel 1

Nashville, Tennessee
12. Januar 1871

Rebekka Carrington stand zitternd auf der Straßenseite, die ihrem Elternhaus gegenüberlag. Die Reisetasche lastete schwer in ihrer Hand und ihr Mantel war mit Schneeflocken bedeckt. Sie zählte die Schritte, die nötig wären, um zur Haustür zu gelangen. Wie konnte ein so kurzer Abstand so unüberwindlich erscheinen, viel weiter als der Ozean, den sie gerade überquert hatte? Sie wünschte, sie bräuchte nur zu blinzeln und wäre wieder in Wien.

Nach zehn Jahren in der österreichischen Hauptstadt fühlte sie sich dort mehr zu Hause als in der Stadt, in der sie geboren worden war und die erste Hälfte ihres Lebens verbracht hatte. Aber der Brief, der ihr vor fast vier Wochen, nur wenige Tage vor Weihnachten, zugestellt worden war, hatte alles verändert.

In diesem Moment ging die Haustür auf.

Rebekka drückte sich in den Schatten eines Baumes, dessen duftende Nadeln in der Kälte hart und spitz geworden waren. Sie drehte den Kopf, um durch die vereisten Zweige spähen zu können. Ihr Atem bildete eine Wolke vor ihrem Mund und hing gespenstisch in der Luft. Ihr Magen verkrampfte sich, aber das lag nicht nur an ihrem Hunger.

Es warer.

Wie oft hatte sie diesen Mann vor ihrem geistigen Auge gesehen, seit sie Nashville verlassen hatte?

Aber als sie ihn jetzt, zehn Jahre später, mit den Augen einer erwachsenen Frau sah, wirkte er ganz anders als damals, da sie als dreizehnjähriges Mädchen zu ihm aufgeblickt hatte. Er war zwar dicker geworden, aber er war immer noch groß, über einen Meter achtzig, und strahlte wie früher etwas Beherrschendes aus.

Aber er war bei Weitem nicht mehr die übergroße Gestalt, als die er ihr im Gedächtnis geblieben war.

Jahrelang hatten sie Erinnerungen an die Begegnungen mit ihm – und besonders an jene ein