: J.L. Carlton
: Macht und Ohnmacht 2: Offenbarung Band 2
: dead soft Verlag
: 9783960891291
: 1
: CHF 7.20
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 620
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
George Walkers Vormachtstellung in der Londoner Mafia gerät immer mehr ins Wanken, denn der gesichts- und namenlose Gegenspieler in den eigenen Reihen scheint ihm stets einen Schritt voraus zu sein. Ein Bombenattentat auf einem Polizeiball dient schließlich Sinclair als Anlass, um seinen Stellenwert in Georges Leben neu zu definieren und sich mit in die Suche nach dem Verräter zu stürzen. Gefangen in einem Netz blutiger Intrigen entpuppt sich Sinclair, neben Georges bestem Freund Phil, als einziger Rückhalt für den Mafia-Boss. Denn Sinclair liebt ihn und vertraut ihm mit einer Bedingungslosigkeit, wie George es nie zuvor erlebt hat. Die schmerzlichen Erinnerungen an seine erste große Liebe jedoch trüben Georges Blick auf die Gegenwart und so erkennt er fast zu spät, wie weit Sinclair tatsächlich für ihn gehen würde. Band 2

 

Teil 29


 

Am Montagmorgen stand George neben Sinclair, der am Schreibtisch saß und auf der Tastatur eines Laptops herumtippte und las über dessen Schulter das soeben Geschriebene mit.

„Und jetzt schreib diesen Wichsern auch noch …“

„Nein, George, Wichser werde ich garantiert nicht schreiben. Das kommt bei Südamerikanern meist nicht so gut an“, widersprach Sinclair ruhig. „Aber ich könnte …“

George achtete jedoch nicht mehr auf Sinclair, sondern richtete seine Aufmerksamkeit auf Phil, der den Raum mit seinem Telefon am Ohr betrat und eine Reihe einsilbiger Antworten in das Gerät sprach. Auch Sinclair blickte von seiner Arbeit auf und sah Phil zu, wie er mit den Schultern zuckte, sich von seinem Gesprächspartner verabschiedete und das Telefonat mit einem leisen Seufzen beendete.

„Und?“, fragte George nur und stellte sich neben Sinclairs Stuhl, der einmalsein Stuhl gewesen war, automatisch ein wenig aufrechter hin. Dieses eine Wort zu äußern genügte. Phil wusste genau, dass George wissen wollte, ob der ominöse Schütze gefunden worden war, auf dessen Konto Charlies Ableben ging.

„Nichts“, antwortete Phil bedauernd.

George nickte langsam. „Und was ist mit der Polizei? Nicht, dass deren Ermittlungen zu irgendwas führen könnten, aber trotzdem …“

„Auch nichts“, erwiderte Phil mit einem Schulterzucken.

„Wie, auch nichts?“, hakte George nach.

„Sie haben ihn noch nicht mal gefunden“, erläuterte Phil stoisch. „Ihr habt ihn immerhin in dieser Bauruine gelassen. Wer weiß schon, wie lange es dauert, bis er dort gefunden wird. Charlie hatte wohl niemanden, der ihn vermissen könnte. Zumindest wird nicht nach ihm gesucht.“

Es erschien George selbstverständlich, nach dieser Bemerkung zu Sinclair hinabzusehen, und ihre Blicke trafen sich sofort. Auch Sinclair hatte wohl dieses Bedürfnis verspürt. Eine kleine Weile sahen sie sich nur an. Dann machte Sinclair ein schwaches, undefinierbares Geräusch und öffnete seine Lippen einen Spalt. George musste sich nur hinabbeugen und den Kuss, der ihm so bereitwillig angeboten wurde, in Empfang nehmen. Doch, statt seinen Kopf zu neigen, legte George seine Hände auf Sinclairs Oberarme und zog ihn in die Höhe. Verwunderung flackerte über Sinclairs Gesicht. Doch kaum stand er vor George und fühlte dessen Arme um seinen Körper, sah den leicht in den Nacken gelegten Kopf vor sich, die etwas herausfordernd gehobene Augenbraue, da war es um ihn geschehen, die Verwunderung war vergessen und er senkte seine Lippen ohne weitere Fragen zu einem innigen Kuss auf den schmalen Mund. Si