: Sébastien Martin
: OfficeYoga® für Körper, Geist und Seele
: Kreuz
: 9783451800825
: 1
: CHF 4.50
:
: Lebensführung, Persönliche Entwicklung
: German
: 192
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
OfficeYog® übersetzt wichtige Elemente der Yoga-Lebensphilosophie in den Arbeitskontext. Es bietet im Alltag gut umsetzbare körperliche Übungen in Wort und Bild und regt dazu an, das eigene Lebenskonzept zu überdenken und zu verändern: Wofür will ich arbeiten? Wie halte ich mich körperlich und mental gesund? Wie kann ich ohne körperlichen und geistigen Raubbau erfolgreich arbeiten und mich weiterentwickeln? Dazu gibt es konkrete Hinweise, Tipps und Übungen.

Sébastien Martin ist seit dem Abschluss einer Bankausbildung und Studium der Betriebswirtschaftslehre in der Bankenbranche tätig. In einer Lebenskrise hat er sich dem Yoga zugewandt und dadurch zum Einklang von Körper, Geist und Seele gefunden. Heute arbeitet er im Management einer schwedischen Direktbank und verantwortet deren Geschäftsaktivitäten in Deutschland. Er ist zudem Yoga-Lehrer.

Kapitel 2: Seele– Das eigene Potenzial entfalten


Wer bin ich? Was will ich? Wohin will ich?

Was heißt Potenzialentfaltung?


Die alten Lateiner verstanden unterpotentia so viel wie»Stärke«,»Macht« und unterpotentialis»nach Vermögen tätig wirkend«. Im heutigen Sprachgebrauch steht das Wort für die grundsätzliche Fähigkeit, ein bestimmtes Ziel zu erreichen, beziehungsweise für einen Zustand, in dem eine bestimmte Möglichkeit noch nicht (voll) ausgeschöpft ist. Aus physikalischer Sicht braucht es zwingendermaßen Energie, damit der Körper die Arbeit tatsächlich verrichten kann. Aus philosophischer Sicht hängt das Potenzial von seiner Wahrscheinlichkeit und den verfügbaren Fähigkeiten ab.

Wenn wir also unser Potenzial voll entfalten möchten, müssen wir die Chancen dafür erhöhen: durch Fähigkeiten, Wissen und innere Haltung. Und wir müssen uns ein Feld mit Energiequellen schaffen: aus Werten, Talenten und Gesundheit. Dabei muss beides im Zusammenspiel geschehen, ganz im Sinne des Grundgedankens, dass die Ebenen des Körpers, des Geistes und der Seele in einen Zustand der Einheit gebracht werden müssen. Wenn wir gesund leben, aber unsere Talente verkümmern lassen, erfahren wir keine Potenzialentfaltung. Wir sind dann vielleicht fit wie ein Turnschuh, leben jedoch mehr vor uns hin und folgen kaum unseren Talenten und Werten.

Schwierigkeiten haben wir aber auch, wenn wir unser Potenzial zwar kennen und die nötigen Fähigkeiten mitbringen, um es zu entwickeln, aber dafür nicht genügend Energie haben. Dann haben wir vielleicht eine tolle Idee für ein eigenes Unternehmen, stehen jedoch eine hohe Arbeitsbelastung nicht durch, die oft mit den Gründerjahren einhergeht. Alles hängt miteinander zusammen und in einem bestimmten Maße voneinander ab, damit wir wirklich mit ganzer Kraft handeln können.

Sein Potenzial zu entfalten heißt, in Zusammenhängen und Beziehungen zu denken, Probleme aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und gemeinsam mit anderen und für andere Lösungen zu erarbeiten. Es heißt, zu begeistern, statt nur zu motivieren, zu vertrauen, statt zu kontrollieren, zu kollaborieren, statt zu konkurrieren, und vor allem aber nach gemeinsamen Interessen zu suchen, statt an eigenen Positionen festzuhalten. Gefragt sind Mitgefühl, Freude, Selbstdisziplin, Hingabe und Verhaftungslosigkeit. Wer so arbeitet, wird sich mit der eigenen Aufgabe und dem Umfeld verbunden fühlen, wird in Resonanz stehen und den eigenen Beitrag für andere erleben können. Es ist diese Verbundenheit, die Glücksforscher als wichtigste Grundlage für echte und nachhaltige Zufriedenheit ansehen.

Ohne Fleiß kein Preis


Die wenigsten Jobs bieten ausschließlich glanzvolle Seiten. Jede Art der Arbeit erfordert eine gewisse Frustrationstoleranz. Der schlimmste Fall ist doch, wenn wir uns– bildlich gesprochen– unseren Büroturm als einen Staubsauger vorstellen, der uns morgens einsaugt, wenn die Büroräume nur noch wie Legebatterien aussehen und wir an unserem Arbeitsplatz in ein Hamsterrad einsteigen und unser Chef, unsere Kollegen, Kunden sowie vielleicht auch wir selbst kräftig daran drehen, bis der Staubsauger uns wieder ausspuckt. Abends landen wir dann völlig erschöpft auf der Couch vor dem Fernseher, um uns in der Werbepause zu fragen, was wir heute eigentlich gemacht haben. Die verbliebene Energie verwenden wir viel zu oft dazu, unsüber diese Situation zuärgern. Wo immer es passt, beklagen wir uns darüber bei Kollegen, Verwandten, Freunden oder sogarÄrzten und Therapeuten.

Dabei wäre es viel sinnvoller, sich mit der Frage zu beschäftigen, wie unser Job aussehen muss, damit wir zufrieden sind und mit unseren Aufgaben wachsen können. Angefangen vielleicht bei der Frage, ob wir eher enge Vorgaben suchen oder uns völlig anweisungsfrei einbringen wollen. Das können wir sicher leicht beantworten, aber wenn es darum geht, wo wir unser eigenes Potenzial sehen, wird die Sache schon komplizierter. Hier brauchen wir oft Hilfestellungen, um uns mit diesem Thema strukturiert auseinanderzusetzen.

Nichts scheint anziehender zu sein, als eine Antwort auf den Sinn des Lebens zu finden, aber genau dieses Bedürfnis nach Orientierung erweist sich in unserer modernen»Zuvielisation« als das große Problem. Wie gelähmt stehen wir vor den vielen Optionen, die uns das Leben offeriert. Angefangen bei den unzähligen Kaffee-Sorten und Kombinationen im To-Go-Shop auf dem Weg ins Büro bis hin zu den wichtigen und unwicht