H. P. Lovecraft& Winifred Virginia Jackson
DIE GRÜNE WIESE
Übersetzt von
Elizabeth Neville Berkeley und Lewis Theobald jr.
EDITORISCHE VORBEMERKUNG: Die nachfolgende, ausgesprochen einmalige Erzählung oder Aufzeichnung von Eindrücken wurde unter außergewöhnlichen Umständen entdeckt, die eine gründliche Schilderung verdienen. Am Abend des 27. August 1919, einem Mittwoch, gegen 20:30 Uhr wurd e die Bevölkerung des kleinen Küstenstädtchens Potowonket, Maine, USA, von einem Donnerknall aufgeschreckt, begleitet von einem grellen Blitz; Personen nahe der Küste erblickten einen gigantischen Feuerball, der nicht weit draußen vom Himmel ins Meer stürzte, sodass eine gewaltige Wasserfontäne emporschoss. Am darauf folgenden Sonntag ging einer Gruppe von Fischern mit ihrem Trawler, bestehend aus John Richmond, Peter B. Carr und Simon Canfield, ein Klumpen metallhaltigen Gesteins ins Netz, der 360 Pfund wog und (laut Mr. Canfield) wie Schlacke aussah, den sie an Land schleppten. Die meisten Einwohner waren sich darin einig, dass es sich bei dem schweren Klumpen um nichts anderes als den Feuerball handelte, der vier Tage zuvor vom Himmel gefallen war; Dr. Richmond M. Jones, die ortsansässige wissenschaftliche Kapazität, bestätigte, dass es sich um einen Himmelskörper oder Meteoriten handeln musste. Als Dr. Jones Bruchstücke abklopfte, um sie von einem Chemiker in Boston analysieren zu lassen, fand er, in die metallhaltige Masse eingebettet, das seltsame Buch mit der nachfolgenden Geschichte, das sich noch in seinem Besitz befindet.
In ihrem äußeren Erscheinungsbild ähnelt die Entdeckung einem gewöhnlichen Notizbuch, etwa 13 Zentimeter groß, mit 30 Seiten. Das Material freilich gibt einige Rätsel auf. Der Umschlag besteht offenbar aus einer dunklen mineralischen Substanz, die Geologen unbekannt ist und mit chemischen Mitteln nicht zerlegt werden kann. Kein chemisches Reagens scheint sie anzugreifen. Bei den Blättern sieht es ganz ähnlich aus, davon abgesehen, dass ihre Farbe heller ist und sie unvorstellbar dünn und damit flexibel sind. Das Ganze ist mittels einer Technik gebunden, welche allen, die sie untersucht haben, nicht ganz einsichtig ist; einer Technik, bei der das Material der Blätter mit dem des Einbands verklebt wurde. Die beiden Materialien lassen sich nicht mehr trennen, ebenso wenig kann man die Blätter herausreißen, und sei es unter noch so großer Kraftanstrengung. Die Schrift ist makelloses klassisches Griechisch und mehrere Studenten der Paläographie haben bestätigt, dass die Buchstaben in einer Kursivschrift zu Papier gebracht wurden, wie sie im zweiten Jahrhundert vor Christus gebräuchlich war. Der Text selbst gibt kaum Anhaltspunkte, die eine Datierung ermöglichen würden. Über den mechanischen Schreibmodus lässt sich wenig sagen, davon abgesehen, dass er Ähnlichkeit mit den heute gebräuchlichen Schiefertafeln und Kreide gehabt haben muss. Im Verlauf von Untersuchungen, die der verstorbene Professor Chambers in Harvard vorgenommen hatte, wurden mehrere Seiten, besonders gegen Ende der Schilderung, bis zur Unkenntlichkeit verwischt, ehe sie jemand entziffern konnte, ein Vorgang, den man als irreparablen Verlust bezeichnen muss. Der erhaltene Text wurde von dem Paläographen Rutherford in moderne griechische Buchstaben übertragen und in dieser Form den Übersetzern zugänglich gemacht.
Prof. Mayfield vom Massachusetts Insti