Tag der Ankunft
Beinahe ausgeschlafen startete ich in diesen Sonntag, den perfekten Tag zur Akklimatisierung. Und so lernte ich an diesem trainingsfreien Tag, viele Gleichgesinnte, darunter einen weiteren ambitionierten Österreicher kennen, der schon seit drei Monaten hier lebt und noch weitere drei Monate bleiben möchte. Als die derzeit einzigen Vertreter unserer Alpenrepublik waren wir uns gleich sympathisch und ich war froh, so schnell Anschluss gefunden zu haben. Mit weiteren Kollegen liefen wir auf unserer Erkundungstour den Ort Dengfeng zu Fuß ab. Nicht jede Antwort gefiel, doch konnte ich endlich all die Fragen stellen, die mir seit gestern auf der Seele brannten.
Wie in anderen Ländern kann man auch in China auf den Straßen gutes und preiswertes Essen kaufen. Meistensjiặozioderbaozi. Das sind gedämpfte Teigtaschen mit den verschiedensten Füllungen, die in kleinen Straßenwägen gleich direkt zubereitet werden.
Schon während meiner Vorbereitungszeit, in der ich sehr motiviert war, auch die chinesische Sprache zu erlernen, zeigte mir meine chinesische Lehrerin, die ich über die Sprachlernbörse einer Universität kennengelernt hatte, dankenswerterweise, wie manbaozitraditionell zubereitet. Fast ein Jahr lang begleitete und unterstützte sie mich tatkräftig, bis es in meiner letzten Übungsstunde plötzlich hieß: „Jetztzeige ich dir noch, wie man eine traditionelle, chinesische Speise zubereitet.“ Ich war ganz begeistert, hatte ich doch vonbaozibis dahin noch nie etwas gehört. Und so fand ich es natürlich äußerst interessant, traditionelle chinesische Küche hautnah mitzuerleben. Die gängigen China-Restaurants in unseren Breiten haben mit der traditionellen chinesischen Küche ja nicht mehr viel gemein, richten sie ihre Speisekarte doch an den Vorlieben ihrer Kundschaft aus. Ich weiß noch, wie sie lachte, als sie mein typisch österreichisches Nudelholz, das sich in beinahe jedem Haushalt versteckt, entdeckte. Übertrieben groß und unhandlich nannte sie es. Schnell holte sie, als es damit überhaupt nicht funktionierte, ihr kleines, fast schon einem dünnen Bambusstücken gleichendes Hölzchen hervor und meinte „So ist es viel besser“, was es dann auch tatsächlich war. Unserebaozifüllten wir hauptsächlich mit Sojasprossen und Faschiertem. Die Besonderheit liegt in der Technik, den Teig zu falten, was einiger Übung bedarf. Abschließend werden die Teigtaschen gedämpft. Ich wünschte, ich würde sie auch alleine noch so gut hinbekommen, denn geschmacklich waren sie ausgezeichnet. Wer glaubt, dass wir im China-Restaurant traditionell wie Einheimische essen, ist auf dem Holzweg. Vor allem, weil in ländlichen Gegenden fast gar kein Fleisch gegessen wird. Nicht, weil es nicht schmecken würde, sondern weil Fleischgerichte rund zehnmal teurer sind als alle anderen Speisen.<