Kapitel 3
Salamanda Setis warf dem Eidesstab einen ungnädigen Blick zu. Dass sie hier festsaß, in diesem öden Schiedsrichterbüro, während draußen das Wiener Aprilwetter Graupelkörner über den Asphalt jagte, verdankte sie allein ihm.
Der Eidesstab hatte sie erneut an dieses Amt gefesselt. Als hätte sie ihm nicht schon lange genug gedient! Mehr als irgendjemand sonst …
»Warum hast du das getan?«, knurrte sie. »Warum ausgerechnet ich?«
Natürlich erhielt sie keine Antwort. Sie hatte auch keine erwartet. Der Eidesstab besaß eine Menge Fähigkeiten, die in der Schwarzen Familie gleichermaßen geschätzt wie gefürchtet waren, aber Sprechen gehörte nicht dazu. Dennoch spürte Salamanda die enorme magische Kraft, die von dem Feuerschädel ausging. Seit dem Totentanzritual in Meroe zierten seltsame Muster aus weißem Staub das Holz des Stabes.
Die Ereignisse im Sudan hatten die Fronten zwischen ihr und Dorian Hunter verhärtet. Ihre Zusammenarbeit war immer schon ein fragiles Arrangement gewesen, sie hatten einander nie wirklich vertraut. Zu Recht, wie sie beide aus Erfahrung wussten. Trotzdem hatte es eine ganze Weile gut funktioniert.
Tja, vorbei. Die Rabisu biss sich auf die Lippen.Abgehakt.
Dass sie sämtliche Dorfbewohner Meroes nach dem fehlgeschlagenen Ritual umgebracht hatte, würde der Dämonenkiller ihr nie verzeihen.
Andererseits hatten sie sich zuvor schon auf Leben und Tod bekämpft.
»Was soll’s also.« Salamanda schnippte den Kugelschreiber vom Schreibtisch, der noch die Initialen von Coco Zamis trug.
Überall fanden sich Überbleibsel aus der Zeit, als Coco hier Streitigkeiten geschlichtet hatte. Allzu lange lag das ja noch nicht zurück. Ebenso wenig wie die Gerichtsverhandlung, bei der Salamanda die Hexe gegen Asmodis Anklage raffiniert und erfolgreich verteidigt hatte.
Ein gefährliches Spiel, auf das ich mich da eingelassen habe ...
Und was hatte ihr das Ganze eingebracht?
Den verhassten Schiedsrichterposten, den sie nun zum zweiten Mal innehatte. Dabei war sie einst so froh gewesen, die lästige Bürde endlich los zu sein.
Außerdem ärgerte sich Salamanda darüber, dass Coco ausgerechnet in Dorians Londoner Jugendstilvilla Unterschlupf gefunden hatte. Ihr selbst hatte man den Zutritt in der Baring Road stets verwehrt; selbst zu der Zeit, als sie noch Teil des Teams gewesen war.
Leider war dann eines Tages Irene aufgetaucht. Dorians angebliche Tochter. Seitdem stand die Rabisu an erster S