: Rosa S.
: Ich musste die Rute küssen Als uneheliches Kind misshandelt. Mein Blick zurück ohne Verbitterung
: Edition Raetia
: 9788872836217
: 1
: CHF 9.00
:
: Romanhafte Biographien
: German
: 104
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
'Bevor und auch nachdem sie mich damit geschlagen hat, musste ich die Rute küssen.' Die heute 80-jährige Rosa S. schildert in ihren Lebenserinnerungen, wie ihre Mutter sie als Kind misshandelte. Rosa war ein ungeliebtes, weil uneheliches Kind. Am Bauernhof ihrer Familie gab es dafür kein Verständnis - zu spüren bekam dies immer das Kind. Mit zehn vom Knecht vergewaltigt, lernte Rosa bald, sich zu fügen, und konnte erst mit 17 über eine Lehrstelle als Schneiderin in der Stadt der Gewalt entfliehen. Auch der Rest des Lebens verlief nicht ohne Schicksalsschläge, doch Rosa blickt ohne Verbitterung auf ihr Leben zurück. Am Ende überwiegt die Freude über die eigenen Kinder und Enkelkinder.

Rosa S. ist ein Pseudonym. Die Verfasserin dieser Lebenserinnerungen sprach in der Sendung 'Radiowohnzimmer' der RAI Südtirol offen über ihr Schicksal. Nach der Sendung riefen viele Zuhörer an, die sich erkundigten, ob es auch ein Buch zum Nachlesen gäbe. Nach Einwilligung der Kinder liegt dieses nun vor, Namen, Ortsbezeichnungen und Daten wurden vom Verlag jedoch geändert, um die Privatsphäre der Betroffenen zu schützen.

Mein Leben


Ich brauche keinen Luxus, um zufrieden zu sein. Musik, Bücher und Gedichte, all das hat mich schon immer fasziniert, schon als ich noch ein Kind war.

Trotz meiner manchmal auch schauderhaften Kindheit und aller Tiefen, die ich durchleben musste, habe ich das Lachen nie verlernt. Ein Sinnspruch aus Russland, der mir sehr gefällt, lautet:

Das Lächeln ist das Fenster,
durch das man sieht,
ob das Herz zu Hause ist.

Ich habe mir schon als Kind und auch in meiner Jugendzeit immer gedacht, dass ich – wenn ich älter bin – meine Erlebnisse niederschreiben werde. Leider habe ich damit ein bisschen lange gewartet. Und so ist jetzt ein langes Leben daraus geworden.

Ich bin keine studierte Frau, sondern eine einfache Hausfrau. In den Vierzigerjahren habe ich nur die Volksschule in unserem Tal besucht, aber ich werde mich bemühen, dies hier auf meine Weise gut hinzukriegen.

Ich wurde im August 1936 als uneheliches Kind geboren. Das Schlimme an der Sache war, dass mein Vater ein verheirateter Mann war und schon ein paar Kinder hatte. So kann sich wohl jeder denken, dass ich alles andere als erwünscht war. Unser damaliger Pfarrer hat Mama gleich zu verstehen gegeben, dass er keine Kinder der Sünde tauft. Deshalb war sie gezwungen, in die Wohnung der Hebamme in die Stadt zu gehen, wo sie mich dann auf die Welt gebracht hat. Dort wurde ich auch getauft.

Meine Mama Maria Schneider, geboren 1912, war zu diesem Zeitpunkt 24 Jahre alt und hat wirklich nicht gewusst, dass sie, wenn sie mit einem Mann Sex hat, davon auch ein Kind kriegen könnte.

Erst als ich anfing, mich zu bewegen, wurde es ihr unheimlich und so ging sie zur Huber-Mutter, einer Nachbarin und herzensguten Frau, und hat sie gefragt, was das wohl sein könnte. „Ja“, meinte diese, „du wirst wohl ein Kind bekommen. Wer ist denn der Vater?“

„Ja“, sagte Mama, „das kann nur der Steiner Michl sein.“

Da antwortete die Nachbarin: „Ein Kind von einem Mann, der schon