ERSTES KAPITEL
Normalerweise fühle ich mich in Flughafenlounges, mit ihren Gratiserdnüssen und ihrer Anonymität, wie zu Hause, aber diesmal war ich vollkommen neben der Spur und konnte der Aufgeblasenheit nichts abgewinnen. Es war schwierig genug gewesen, bis hierher zu kommen. Die Schlangen auf dem Kennedy Airport zogen sich bis zu den Eingängen der Terminals; die Reisenden, die ihre Schrankkoffer zu den Check-in-Schaltern wuchteten, ließen eher an Lagos als an New York denken.
Ich hatte etwas Schlimmes getan und wollte raus aus der Stadt. Ich hatte ein paar Tage auf der Upper West Side verbracht, im Apartment meines Freundes Jonas Hoffman, und dorthin hatte ich auch das Callgirl kommen lassen. Die Nummer stammte aus einer Telefonzelle am Columbus Circle. Irgendwie wollte ich den Geschlechtsakt ins rechte Licht rücken, mich selbst verspotten, wie man andere Leute wegen ihrer Partnerwahl verspottet. Ein ehrlicher Blick auf mich selbst und meine Kümmernisse: Genau den hatte ich gesucht.
Ich darf mich durchaus einen Lüstling nennen und habe im Leben schon alles gesehen, aber als der Portier anrief, um mir zu sagen, dass eine junge Dame auf dem Weg zu mir nach oben sei, war ich doch ziemlich nervös. Die Klingel an der Wohnungstür schnarrte. Ich nahm einen Schluck vom Gin auf Eis und ging öffnen. Es war elf Uhr vormittags. Sie trug einen olivgrünen Mantel und hatte eine praktische Handtasche mit Spangenverschluss bei sich; einen Augenblick lang glaubte ich, dass sie Hoffmans Putzfrau sei. Nur die High Heels und der Lippenstift deuteten au